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Markus Krall vs EZB-Direktor – Gespräch über Inflation, Zinsen, Bitcoin

Der umstrittene Markus Krall spricht mit einem EZB-Direktor über Inflation, Zinsen, Bitcoin - ein einstündiges Gespräch bei Tichys Einblick.

EZB-Zentrale in Frankfurt

Vorab: Markus Krall ist ein umstrittener Volkswirt. Er war Degussa-Chef – aber diese Woche ging durch die Medien, dass er bei der Degussa entlassen wurde. Auch im Impressum der Degussa taucht er als Geschäftsführer nicht mehr auf. Waren einige seiner Äußerungen nicht mehr tragbar für den Goldhändler? Auch wir bei FMW haben Markus Krall in den letzten Jahren für einige seiner Äußerungen kritisch begleitet. Wahlverbot für alle Empfänger staatlicher Leistungen, Abschaffung der meisten staatlichen Institutionen, extrem liberales Waffenrecht etc. Man kann sowas gut finden, aber auch scharf kritisieren! Hat Krall sich zu oft zu aggressiv politisch geäußert, und war damit zu sehr angreifbar als Vorstand dieses renommierten Goldhändlers?

Aber warum Markus Krall dennoch so eine interessante Figur ist? Er hat jahrelang hochinteressante Analysen zum Bankenmarkt und zur Inflation geliefert, die sehr gut begründet waren. Seine Crash-Prognosen für den Bankensektor und für die Zombiefirmen blieben aus. Aber was nicht ist, kann noch werden? War er im Unrecht, alles nur Panikmache? Eine gute Frage. Man kann nun argumentieren, dass Corona und Ukraine-Krieg gigantische finanzielle Mittel bei Staaten und Notenbanken freigesetzt haben, mit denen Banken und Zombiefirmen quasi massiv durchgefüttert wurden. Ein Indiz für diese These waren die TLTRO-Kredite für Banken in der Eurozone. Banken bekamen gigantische Mengen extrem günstiger Kredite von der EZB, und konnten diese höher verzinst wieder bei der EZB anlegen – quasi eine sichere Geldeinnahme für die Banken, von vielen Beobachtern kritisierte „Geldgeschenke„. Diese Praxis soll nun aber beendet werden.

Markus Krall trifft im folgenden Video von „Tichys Einblick“ auf Ulrich Bindseil, den Generaldirektor der EZB für den Bereich Zahlungsverkehr. Dass sich ein so ranghoher EZB-Funktionär direkt mit Krall unterhält – eine Art Ritterschlag? Die beiden sprechen im Goldkeller der Degussa. Wurde das Gespräch also kurz vor Kralls Abgang aus dem Unternehmen aufgenommen?

Laut Markus Krall verliert der Verbraucher über Inflation und nicht vorhandene Zinsen sein Geld, die Kaufkraft sinkt. Die Inflation werde nur weiter steigen. Lockdowns und Gaskrise seien nur der Auslöser für eine Inflation, deren Ursprung in der massiven Ausweitung der Geldmenge liegt. Ulrich Bindseil hält dagegen. Er verteidigt das Vorgehen der EZB und denkt, dass die jetzige Inflation nur kurzfristig ist. Ulrich Bindseil ist ein Freund des Bargelds, aber glaubt dennoch, dass der digitale Euro kommen wird. Denn die Menschen würden das Bargeld immer weniger nutzen, die digitalen Zahlungen würden immer weiter zunehmen. Interessant ist die Begründung von Ulrich Bindseil, warum er GEGEN eine Regulierung der Krypto-Branche ist. Mit einer Regulierung würde man der Branche seiner Meinung nach nämlich den Anschein von Seriosität und Stabilität geben. Er rät strikt davon ab in Bitcoin und Co zu investieren. Hier das einstündige Gespräch im Video.



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10 Kommentare

  1. Ich hab mir das Video gestern angeschaut und fand es sehr informativ. Allein die Gesprächsteilnehmer mit ihren gegensätzlichen Ansichten sorgten für gute Diskussionen. Das Format von Herrn Tichy ist guter Journalismus…weiter so !

  2. Ich hatte das Video schon vor einigen Wochen gesehen.
    Aber immer noch sehr aktuell.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Die Kombination gab es doch schon mal vor 2 oder drei Jahren. Ich vermute mal das der Degussa und ihren Geschäftspartnern Aussagen von Markus Krall vielleicht doch zu weit gegangen sind, und man deswegen die Reißleine gezogen hat. Markus Krall selbst ist ein eingefleischter Libertärer, aber in letzter Zeit scheint er mir etwas weit abgedriftet zu sein.

  4. Interessantes Gespräch.

    In einem Punkt muss ich jedoch stark widersprechen: Es gibt keine „Knappheit“ an „jungen Arbeitnehmern“. Das ist krass euphemistisch.
    Es gibt, wenn überhaupt eine „Knappheit“ an „billigen Arbeitskräften“, völlig egal ob jung oder alt.

    Und wer glaubt, dass für solche „billigen Arbeiten“ eine „Ausbildung“ nötig ist, wenn man schon Abitur oder gar irgendein Studium fertig hat, wird in den meisten Fällen angelogen.
    Die meisten Unternehmen sind und werden vllt nie bereit sein, die Leute im Akkord „einzuarbeiten“, lieber erst paar Jahre für sehr schlechtes Geld ausbeuten.

  5. Hallo Jan, ich möchte mir nicht von einem billigen ungelernten Monteur die Bremsbeläge wechseln lassen, die Elektroleitung erweitern lassen, die Gasleitung überprüfen lassen, oder die Wärmepumpe einbauen lassen.
    Alle diese Monteure (und eine Menge mehr) sollten zumindest die Gesellenprüfung bestanden haben, damit sie unter der Aufsicht eines Meisters die Arbeiten verrichten können/dürfen.
    Und damit sie überhaupt den Gesellenbrief erhalten können, müssen sie mind. 3 Jahre in einem Betrieb ausgebildet worden sein, dessen Inhaber die Meisterprüfung besitzt, und daher ausbilden darf.
    Da aber viele Erben von Handwerksbetrieben sich eine Betriebsübennahme nicht antun möchten, werden viele dieser ungelernten Arbeiter erst gar nicht die Gelegenheit bekommen, in einem Handwerksbetrieb ausgebildet zu werden.
    Und dieser Fachkräftemangel ist leicht zu überprüfen, wenn versucht wird das Bad zu renovieren, eine Wärmepumpe einzubauen, oder einen Wasserrohrbruch beseitigen zu lassen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  6. Guten Morgen, JAN!
    Ja, da ist sie wieder – die Überheblichkeit der vermeintlich Gebildeteren, Intelligenteren also jener die Abitur oder ein Studium vorweisen können und glauben damit bereits irgendeine Qualifikation für einen handwerklichen Beruf erlangt zu haben oder dadurch in einem „Schnellsiedekurs“ Fähigkeiten erlangen zu können für die vermeintlich weniger gebildete, intelligente eine Lehrausbildung über mind. 3 Jahre mit abschließender Prüfung absolvieren müssen – welch eine überhebliche Fehleinschätzung.
    Das was sie hier propagieren, gibt es schon seit Jahrzehnten. Es nennt sich Hilfsarbeiter und umfasst jene Arbeitnehmer, egal welcher Vorbildung, die für gewisse Tätigkeiten angelernt werden und dann eben nur diese Tätigkeiten ausüben können und dürfen.
    All das beruht auf der Entwicklung der letzten Jahrzehnte, durch die alle die einen halbwegs geraden Satz bilden konnten und die Grundrechnungsarten so recht und schlecht beherrschten meinten eine höhere Schulde oder gar Universität besuchen zu müssen. Das unter dem Mantra: “Den Kindern soll es einmal besser gehen“. „Handwerk hat goldenen Boden“ ist ein Sprichwort das (zu) lange Zeit vergessen wurde. Jetzt, wo man (zu unser aller Leitwesen) versucht die Werkbänke der Welt wieder zurück nach Europa zu holen haben wir den Salat – es gibt keine ausreichende Zahl an Fachkräften, dafür aber eine Akademikerschwemme, die zum Großteil keine adäquaten Jobs finden oder (auch zu unser alle Leidwesen) in der Politik ihre Zukunft sehen. Gute Nacht Europa.

  7. so weit so richtig. Es wird natürlich auch immer erzählt :“hättste was Gescheites gelernt“ sprich studiert. Gilt aber nur für die Studienberufe die gefragt sind. Ein Handwerksberuf wird jetzt mehr gefragt sein, hatte aber bisher den Nachteil der geringen Entlohnung. Mit höherer Schule und Studium war mehr zu erreichen, vor allem auch höhere Positionen. Man konnte den Ungebildeteren Anweisungen geben. Auch ist natürlich die Weiblichkeit solchen Männern mehr zugetan. Und – meine Vermutung – wird sich eine studierte Frau nur selten einen Handwerker aussuchen, die sind ihr zu grob und im geistigen Anspruch zu gering, können sich nicht so gewählt ausdrücken. Allerdings hat die Qualifikation sich gewählt auszudrücken einen Nachteil : sie sind weniger klar und deutlich, mehr verschwommen aber schön anzuhören.
    Aber man kann die jetzt arbeitslosen Studierten ja umlernen in Handwerksberufe, wenn wir die Werkbank zurückholen wollen, oder sie werden Politiker und gehen zu den Grünen

    1. @ottonorma
      Höre ich da einen prall gefüllten Rucksack voller Freudscher Komplexe heraus?

      Sie müssen schon zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort unterscheiden. Auch die allermeisten Akademiker pflegen im außeruniversitäten Leben eine eher „normale“ Ausdrucksweise. Vielleicht unterscheiden sich manche Gesprächsinhalte, und doch sind Akademikern auch Diskussionen über Fußball, Wetter, Essen, Trinken, Feiern, Autos, knackige Hintern, Sex, Beziehungen, Geld, Hobbys uvm. alles andere als fremd. Und das durchaus nicht unbedingt in Hochsprache, dafür mit kernigem Dialekt. So zumindest meine Erfahrungen aus der WG, der Familie und dem weiteren Umfeld.

      Auch Akademiker berücksichtigen in der Partnerwahl körperliche, physiognomische und charakterliche Gesichtspunkte. Ok, der potenzielle Partner sollte schon auch in der Lage sein, mehrere Zeilen am Stück ohne Fingerhilfe und Bewegen der Lippen lesen zu können, und sein Wissen nicht nur von Twitter, YouTube, dem TV oder abonnierten Messengerkanälen beziehen. Von Vorteil wären ab und zu natürlich Themen jenseits von Politik, Brüsten, Hintern, Fußball, Urlaub und Autos. Und der maskuline Held sollte mit weniger als 1 Promille in den Feierabend gehen, bisweilen auch mal zuhören und – wenigstens zuhause – nicht immer nur den Patriarchen heraushängen lassen.

      Sie sehen also, alles Maßstäbe und Charakterzüge, die keine akademische Ausbildung erfordern.
      Im Gegenteil, sehnt man sich vielmehr nach einem langen Tag voll akademischen, „geistigen“ Anspruchs nach Normalität, Bodenständigkeit und geerdeten Menschen. Und wenn die auch noch die Bude, die Kaffeemaschine oder das Fahrrad reparieren können, ist das sicher nicht von Nachteil 😍

  8. @Anna Luisa
    Na, jetzt haben Sie mich aber schön aufgeklärt. Die Akademiker beherrschen also auch im Alltagsleben die Umgangssprache
    Dies hier ist ein Forum, ein Versammlungsort an dem diskutiert wird und keine Novelle, Meinungskommentar wie in der Zeitung.
    In einem Forum schreibt man so wie man spricht. Sie, nicht nur Sie, verwechseln das mit einem Kommentar im TV, Radio oder Print-Medium.
    „Prall gefüllter Rucksack Freudscher Komplexe…“ Sie können es nicht lassen – so wie andere, in Ihren Kommentaren zuerst dem Adressaten einen Seitenhieb zu verpassen. Ich hab jetzt diesen virtuellen Rucksack durchwühlt aber mir kam keiner dieser Komplexe entgegen … was mach ich nur ? kann ich das bewältigen ?
    Waren Sie in meinem Kommentar an überhaupt angesprochen ? . Aber Sie fühlen sich angesprochen und damit berechtigt kontrovers zu antworten. Ich werfe einen Schuh hoch und Sie fangen ihn auf und beschweren sich umständlich langatmig formulierend dann über mich. Wie wäre es sich selber mal zu überdenken und mir nicht ständig diese läppischen, teils billigen Bemerkungen über Männlichkeiten und deren ach so frauenfeindlichen Gehabe vorzuerzählen.Haben Sie einen Patriarchen zu Hause ? Bedauerlich. Ich schätze mal darin liegt ihr Problem. Sie machen es zu oft und dann nicht passend zum Thema, aber Sie benutzen jedes Thema um darauf zu lenken.
    Dann ruhen Sie sich mal von einem langen Tag „geistigen“ Anspruchs aus.

  9. Hier wird immer viel darüber geschrieben, dass die Facharbeiter kommen, oder auch nicht.
    Die Facharbeiter selbst bringen aber nicht viel.
    Denn kein Facharbeiter darf eine Wärmepumpe, oder eine Elektro- oder Gasleitung einbauen. Er darf auch keinen Betrieb aufmachen, um handwerklich tätig zu werden.
    Und schon überhaupt nicht dürfte er/sie Auszubildende ausbilden.
    Und ein Akademiker, wenn er nicht speziell die Prüfungen abgelgt hat, die er haben muss um als Ausbilder tätig zu werden, darf auch nicht im Handwerk ausbilden, selbst wenn er zusätzlich noch den Handwerksberuf erlernt hat.
    Es ist eben alles nicht so einfach.
    Erst einmal darüber informieren, welche Voraussetzungen ein Betriebsinhaber im Handwerk haben muss, wenn er selbstständig arbeiten darf, und ausbilden möchte.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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