Microsoft (MSFT) wird heute nachbörslich (22.05Uhr deutscher Zeit) seine Ergebnisse für sein drittes Fiskalquartal (kalendarisch das 1.Quartal 2023) veröffentlichen. Zuletzt hatte Microsoft bei den Investoren vom KI-Hype profitiert mit seiner ausgeweiteten Beteiligung an OpenAI, dem Schöpfer von ChatGPT. Belastend hingegen könnte sich ein Rückgang der Cloud-Einnahmen auswirken – auch wenn Microsoft vermutlich Marktanteile von Amazon (AWS) „stehlen“ konnte.
Microsoft – das sind die Erwartungen
Wie sind die Erwartungen der Wall Street an die heutigen Zahlen? Hier das, was für heute erwartet wird – jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal:
Umsatz: 51,1 Milliarden Dollar erwartet gegenüber 49,3 Milliarden Dollar in Q3 2022
Bereinigter Gewinn pro Aktie: 2,23 Dollar erwartet (Flüsterschätzung liegt bei 2,26 Dollar) gegenüber 2,22 Dollar in Q3 2022
Produktivität und Geschäftsprozesse: 17,1 Milliarden Dollar erwartet gegenüber 15,8 Milliarden Dollar in Q3 2022
Cloud: 21,9 Milliarden Dollar erwartet gegenüber 19,1 Milliarden Dollar in Q3 2022
Personal Computing: 12,3 Milliarden Dollar erwartet gegenüber 14,5 Milliarden Dollar in Q3 2022
Die Options-Märkte erwarten eine Bewegung von 3,3% bei der Microsoft-Aktie nach Vorlage der Zahlen.
KI, Cloud und schwache PC-Nachfrage
Microsoft hat Versionen der OpenAI-Technologie in seinen Edge-Browser, die Bing-Suchmaschine, die Microsoft Office-Anwendungen und seine Cybersecurity-Produkte implementiert.
Das hat Microsoft eine gefühlte Führungsposition in Sachen KI ermöglicht – weit vor dem Rivalen Google. Amazon (AMZN) arbeitet unterdessen daran, ebenfalls KI in seine Dienste einzubauen, während Meta (META) derzeit Teams zusammen stellt, um in Sachen KI Konkurrenz-fähig sein zu können.
Der monetäre Haupttreiber von Microsoft ist aber nach wie vor sein Cloud-Computing-Geschäft (Azure). Doch das Wachstum in diesem Bereich hat sich im letzten Jahr deutlich verlangsamt. Im zweiten Quartal 2022 meldete Microsoft ein Umsatzwachstum bei Serverprodukten und Cloud-Diensten von 29% im Vergleich zum Vorjahr. Im zweiten Quartal 2023 sank das Umsatzwachstum jedoch auf nur noch 20%.
Der Grund: Großkunden sind vorsichtig, weil sie durch den schnellen Zinsanstieg Risiken für das globale Wachstum sehen. Daneben hat Microsoft mit schwächelnden PC-Verkäufen zu kämpfen, nachdem die Nachfrage von Privat- und Geschäftskunden nach dem Hype in der Corona-Pandemiezeit weiter zurückgeht. Zuletzt kamen hier alarmierende Nachrichten aus Taiwan, Vietnam und Südkorea: die Nachfrage nach Chips und Elektronikartikeln scheint regelrecht eingebrochen zu sein, so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Laut Gartner sind die weltweiten PC-Auslieferungen im ersten Quartal dieses Jahres um atemberaubende 30% auf 55,2 Millionen Stück zurückgegangen.
Analysten gehen davon aus, dass der Umsatz im Microsoft-Segment More Personal Computing, das den Verkauf von Windows an PC-Hersteller von Drittanbietern umfasst, im Jahresvergleich um 15,5% auf 12,3 Milliarden Dollar sinken wird, verglichen mit 14,5 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Wichtig sind auch die Äusserungen zur Kostenstruktur, nachdem Microsoft 10.000 Stellen gestrichen hat. Aufgrund der gestiegenen Zinsen versuchen nun auch die großen Tech-Unternehmen, die Kosten zurück zu fahren, um die Margen aufrecht erhalten zu können.
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