Der WTI-Ölpreis fällt seit gestern Nachmittag von 99 Dollar auf aktuell 96,43 Dollar. Das europäische Brent-Öl fällt seit gestern Nachmittag um gut 2 Dollar. Im TradingView Chart sehen wir den Kursverlauf bei WTI-Öl seit Anfang dieser Woche. Es gibt zwei Faktoren, die aktuell für Schwäche bei Öl sprechen.
Ölpreis fällt – Blick auf Benzinbestände in den USA und eine sinkende Nachfrage
Die gestern Nachmittag in den USA vermeldeten Rohöl-Lagerbestände waren weniger wichtig. Interessanter war für den Markt gestern, dass die Lagerbestände für Benzin in den USA im Wochenvergleich um 3,5 Millionen Barrels gestiegen sind, bei Erwartungen von +-0. Dies ist ein Grund dafür, dass der Ölpreis derzeit Schwäche zeigen kann.
Von mehreren Medien und Analysten wird es seit gestern thematisiert. Die extrem stark angestiegenen Benzinpreise in den USA belasten so langsam doch spürbar die Nachfrage der Amerikaner nach Benzin. Man fährt einfach weniger Auto, weil man es sich aufgrund der hohen Benzinpreise und auch aufgrund der insgesamt gestiegenen Inflation nicht mehr leisten kann. Wohl deswegen konnte zuletzt vermehrt Benzin in die Lagertanks gepumpt werden. Der in der Ölbranche hoch angesehene John Kilduff von Again Capital sagte jüngst bei CNBC, dass die Benzinnachfrage gelinde gesagt unterdurchschnittlich sei. Die hohen Benzinpreise hätten das Verbrauchervertrauen mit Sicherheit untergraben.
Nord Stream 1 liefert wieder Gas – das entlastet auch Öl
Heute früh hat die Meldung die Runde gemacht. Durch die Gasleitung Nord Stream 1 fließt wieder Gas von Russland nach Deutschland. Man schnauft erst einmal tief durch in Europa. Ob das so bleiben wird, ist unklar. Aber hier und jetzt hat Russland sich an seine Zusagen gehalten, dass man die Pipeline wieder anschaltet. Die kurzfristige Angst vor einer Verknappung des Gas-Angebots in Europa weicht also heute einem Gefühl der Erleichterung. Was das mit dem Ölpreis zu tun hat? Hätte man die Pipeline nicht wieder angestellt, wäre womöglich die Nachfrage nach Öl als alternativem Brennstoff größer geworden. Da dies aber nicht der Fall ist, zeigt der Markt heute früh seine Reaktion, in dem man neben dem Gaspreis auch den Ölpreis fallen lässt.
Analystenaussagen
Das Analyseteam der Saxo Bank sagt heute, dass der fallende Ölpreis auf die Befürchtung zurückzuführen ist, dass die hohe Inflation und die hohen Zinssätze die Nachfrage zerstören. Die US-Benzinnachfrage liegt laut Saxo weiterhin unter dem Stand von vor zwei Jahren, da die historisch hohen Preise mehr Autofahrer von der Straße fernhalten als Covid-19 im Sommer 2020. Auch erwähnt man, dass die Benzinvorräte in den USA nach Angaben der EIA in der vergangenen Woche um 3,5 Millionen Barrel gestiegen sind, da die hohen Preise an den Zapfsäulen die Nachfrage weiterhin belasten. Die Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen hat laut Saxo ebenfalls zu einer Beruhigung des Ölmarktes beigetragen.
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