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6 Dollar Anstieg in 2 Börsentagen Ölpreis steigt dank Risk On und aktueller Irak-Krise

Der Ölpreis steigt seit zwei Börsentagen um 6 Dollar an. Neben Risk On-Sentiment hilft dabei auch eine aktuelle Streitigkeit im Irak.

Wir sehen aktuell einen klaren Anstieg im Ölpreis. Seit dem Tief vom letzten Freitag bei 67 Dollar steigt das amerikanisches WTI-Öl auf aktuell 72,94 Dollar, also gut 6 Dollar Anstieg binnen zwei Börsentagen. Man kann dafür zwei Faktoren identifizieren. Schauen wir zunächst auf den TradingView Chart. Wir sehen seit dem 20. März den WTI-Ölpreis als blaue Linie. Dazu meistens parallel verlaufend in orange sehen wir den US-Aktienmarkt (S&P 500 Index als CFD). Zuletzt lief Öl besser als der Aktienmarkt.

Verlauf von US-Ölpreis und US-Aktienmarkt seit dem 20. März

Risk On pusht Ölpreis hoch

Zunächst kann man sagen: In den letzten Tagen bruhigte sich die Bankenkrise wieder etwas. Am letzten Wochenende zum Beispiel gab es keine neue Banken-Notrettung, und für den Moment stellt sich die Lage etwas entspannter dar. Entsprechend steigt die Risikobereitschaft der Anleger wieder, die allgemeine Konjunktureinschätzung nimmt wieder zu. Dementsprechend kann der Ölpreis profitieren, wenn man von einer optimistischeren Ölnachfrage ausgehen möchte. Börsianer springen wieder um von Risk Off in den Risk On-Modus, wo wieder riskantere Anlageklassen wie Aktien gesucht werden. Und oft kann Öl dann parallel profitieren.

Bloomberg schreibt aktuell: Der Optimismus, dass das Schlimmste der Bankenturbulenzen überstanden sein könnte, lässt die Märkte im Allgemeinen steigen. Der Ölpreis bleibt aber auf dem Weg zu einem fünften monatlichen Rückgang aufgrund von Sorgen über eine mögliche Rezession in den USA. Die meisten Marktbeobachter setzen nach wie vor darauf, dass sich der Aufschwung in China beschleunigen und den Ölpreis im Laufe des Jahres in die Höhe treiben wird, da ein führender Produzent des Landes einen Nachfrageschub prognostiziert. Die Anleger werden in dieser Woche die Äußerungen mehrerer Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve und einen wichtigen Indikator für die US-Inflation beobachten, um Hinweise auf den weiteren Kurs der Geldpolitik zu erhalten.

Ausfälle im Irak

Aktuell kommt ein wichtiger Faktor am Ölmarkt hinzu. Der Ölpreis kann seine größte Rallye des Jahres 2023 fortsetzen, da ein Konflikt zwischen der Zentralregierung des Irak in Bagdad und der Kurdenregion die Exporte einschränkt. Bloomberg dazu: Aufgrund dieses Streits wurden Öl-Lieferungen über die Türkei von rund 400.000 Barrel pro Tag gestoppt. „Die Spekulanten haben den Ausverkauf vorangetrieben und könnten nun gezwungen sein, die Erholung zu unterstützen“, so sagt es Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank. „Der Irak-Konflikt hat die Preise gestützt, aber er hat letztlich dazu beigetragen, einen Ball ins Rollen zu bringen, der bereits im Rollen war. Die Stimmung auf dem Markt hat sich mit dem Abklingen der Bankenkrise verbessert“, so seine Worte.

Die Experten der Commerzbank sagen zum aktuell steigenden Ölpreis folgendes: „Auslöser waren zum einen Nachrichten eines kräftigen Anstiegs der chinesischen Ölnachfrage in diesem Jahr, zum anderen Meldungen zu Angebotsausfällen. So wurden die Ölexporte über eine Pipeline vom Ölfeld nahe Kirkuk im Nordirak zum Mittelmeerhafen Ceyhan in der Türkei unterbrochen, nachdem ein Schiedsgericht am Wochenende einer Klage der Zentralregierung in Bagdad stattgegeben hatte. Diese hatte argumentiert, die Öllieferungen der kurdischen Regionalregierung über diese Pipeline seien nicht mit ihr abgesprochen gewesen. Die Pipeline hat eine tägliche Durchleitungskapazität von 450.000 Barrel Öl. Allerdings dürften die Ausfälle nur temporär sein. So wollen Vertreter der kurdischen Regionalregierung heute nach Bagdad reisen, um eine Lösung zur Wiederaufnahme der Öllieferungen zu erreichen.“

FMW/Bloomberg

Ein Öl-Lager in den USA
Ein Öl-Lager in den USA. Photographer: James MacDonald/Bloomberg


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1 Kommentar

  1. Ich mag Öl, und nehme daher die genannte Ausgangslage für die Ölindustrie mit Genugtuung zur Kenntnis. Dies gilt jedoch nicht für Bundeskanzler Olaf Scholz. Und noch viel weniger für Oppositionsführer Friedrich Merz. Das Klimaschutzgesetz wird für marktwirtschaftliche Elemente geöffnet, so der für die Luftverkehrssteuer zuständige Bundesminister der Finanzen Christian Lindner im Rahmen eines aktuellen Treffens des Koalitionsausschusses. Die Deutsche Lufthansa AG beispielsweise modernisiert im Rahmen ihres operativen Geschäfts die Flotte. Ein marktwirtschaftlicher Vorgang eben. Und das gilt ja auch für die Beimischung von alternativen Kraftstoffen zu Kerosin aus fossilem Erdöl. Wenn also jetzt nicht endlich die rein entfernungsbezogene Luftverkehrssteuer dahingehend ökologisch novelliert wird, daß auch Flottenerneuerung und die Beimischung von alternativen Kraftstoffen zu Kerosin aus fossilem Erdöl im Rahmen der Staffelung der Luftverkehrssteuer berücksichtigt wird, wann dann? Wir werden sehen.

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