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Ölpreis vor Anstieg? Unterschätzt nicht die Saudis!

Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman
Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman. Photographer: Gavin John/Bloomberg

Wird Saudi-Arabien den Ölmarkt mal wieder überraschen? Obacht! Die Enttäuschung am Ölmarkt war groß nach dem OPEC-Meeting letzte Woche Donnerstag. Seitdem notiert der WTI-Ölpreis gut 5 Dollar tiefer als vor dem Meeting mit aktuell 73,86 Dollar, siehe TradingView Chart. Man muss genauer hinschauen, um sich ein mögliches Szenario für die nächsten Tage und Wochen auszumalen. Der Ölpreis könnte nämlich deutlich steigen.

Ölpreis-Kursverlauf seit dem 27. November

Ölpreis sackte ab – der kurze Rückblick

Was war geschehen? Die OPEC selbst verkündete keine koordinierte offizielle Fördermengenkürzung. Was man sah, war seitens Saudi-Arabien eine freiwillige zeitliche Verlängerung seiner Kürzungen von Ende Dezember 2023 bis Ende März 2024. Das war schon so erwartet worden. Und einige andere OPEC-Mitglieder verkündeten ebenfalls, dass sie freiwillig einiges an Fördermenge kürzen werden. Je nach Lesart kommt man hier auf weitere 0,9 bis 1,2 Million Barrel Öl pro Tag bis März 2024, die vom Ölmarkt genommen werden sollen. Aber wie gesagt, der Ölpreis rutsche daraufhin ab. Warum?

Dass es freiwillige Kürzungen der anderen Kartellmitglieder sind, und dass diese nicht im offiziellen OPEC-Statement auftauchen, sondern in einem separaten Statement, sorgte für massive Skepsis am Markt, ob diese sonstigen OPEC-Mitglieder wirklich konsequent Angebotsmengen vom Markt nehmen werden. In den letzten Jahren sah man öfter, dass einige OPEC-Mitglieder es an konsequentem Handeln bei Fördermengen vermissen lassen, was am Markt jetzt Zweifel auslöst, ob wirklich weitere Fördermengen gekürzt werden.

Ausblick: Saudi-Arabien wird es schon richten?

Ich hatte es die letzten Tage schon mehrmals in Artikeln angedeutet: Saudi-Arabien könnte – wie bereits früher – in Eigenregie weitere Fördermengenkürzungen vornehmen, um damit den Ölpreis hochzupushen. Gestern jedenfalls machte der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman in einem Interview klar, dass die OPEC über März 2024 hinaus Mengen kürzen könnte, wenn nötig. Aus seinen Worten – siehe folgendes Video – kann man aber auch mehr heraus lesen, wenn man zwischen den Zeilen liest: Nämlich den ernsthaften Drang von Saudi-Arabien einen höheren Ölpreis am Terminmarkt zu erreichen. Und dass die Saudis von Jetzt auf Gleich spontan handeln können, haben sie in der Vergangenheit gezeigt. Von daher vermute ich, dass das eine ernsthaft Option für Saudi-Arabien ist.

Wird man die nächsten Wochen auch bis in den Januar hinein keinen spürbaren Anstieg im Ölpreis sehen, könnten die Saudis mit einer plötzlichen mengenmäßigen Ausweitung ihrer eigenen Fördermengenkürzung aufwarten, vielleicht von 1 auf 1,5 oder 2 Million weniger Barrel Öl pro Tag? Gut möglich! Was der Energieminister auch klar machte: Er glaubt daran, dass die OPEC-Partner ihre freiwilligen Mengenkürzungen wirklich umsetzen, so dass aus den bisherigen 1 Million Barrel pro Tag Kürzung insgesamt 2,2 Millionen Barrel Kürzungsmenge pro Tag im ersten Quartal 2024 werden. Das bedeutet aber auch: Kürzen die anderen Kartellmitglieder nicht so stark wie erhofft, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Saudi-Arabien (mal wieder) in Eigenregie agieren muss, um einen höheren Ölpreis zu erreichen.

Ölmarkt ignoriert Aussagen des saudischen Energieministers

Hier dazu aktuelle Aussagen von Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank: Der Ausverkauf im Ölpreis geht weiter. Das Barrel US-amerikanischer Rohölsorten ist heute Morgen unter die Marke von 73 Dollar pro Pfund gerutscht, da die Ölbären die Warnung des saudischen Energieministers Abdulaziz bin Salman, dass die Produktionskürzungen bei Bedarf „auf jeden Fall“ über das erste Quartal hinaus fortgesetzt werden können, völlig ignorierten. Zu diesem Zeitpunkt sollte die OPEC besser abwarten, bis sich der Staub gelegt hat. Keine Reaktion auf die Drohungen zu sehen, ist schlimmer als einen Preisverfall zu beobachten. Die Aussicht auf eine langsamere Weltkonjunktur wird den Ölbären wahrscheinlich helfen, ihr Ziel von 70 Dollar zu erreichen und damit den sich festigenden Negativtrend fortzusetzen. Ihre Aussagen zum Ölmarkt sieht man im folgenden Video ab Minute 8:56.



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3 Kommentare

  1. Die genannten aktuellen Fakten der Ölindustrie im obigen Bericht könnten dazu führen, daß sowohl Ölpreiswetten von seiten der Ölkonsumenten, als auch von seiten der Ölhändler, jeweils im Zusammenhang mit dem Finanzprodukt Hedgefonds auf den Weg gebracht werden.

    1. Zusätzlich könnten die im obigen Bericht genannten Fakten dazu führen, daß Ölkonsumenten das Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedgefonds nutzen.

    2. Das OPEC+-Mitgliedsland Königreich Saudi-Arabien spricht sich auf der COP 28 gegen „100%ig“ Weg vom Öl aus/Quelle: n-tv-Teletext. Riad bekennt sich zur energiepolitischen Agenda der Öl-Allianz OPEC+/Energiemix bestehend aus ca. 28% fossilem Erdöl, fossilem Erdgas, Wasserstoff, Wasserkraft, Sonnenenergie, Atomenergie, Kohleindustrie, Windenergie und Biomasse.

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