Trotz "Öko-Transformation" OPEC erhöht Prognose für globale Ölnachfrage deutlich

Die „Öko-Transformation“ läuft, die Energiewende, die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Öl oder Kohle. Man wendet sich in den westlichen Industrienationen zumindest in gewissen Teilen verstärkt Elektroautos zu, teils freiwillig, teils wird man von der Politik nun immer mehr dorthin umgelenkt. Dennoch sieht die Realität bei globaler Betrachtung anders aus. Der Großteil des Planeten macht diese „Transformation“ gar nicht mit. Über günstigere Preise wäre ein Umlenken auf andere Energieträger vielleicht machbar, aber nur über warme Worte? Heutige Daten der OPEC zeigen, dass die globale Ölnachfrage in den nächsten Jahren stark zunehmen dürfte.

Zwar ist die OPEC als Kartell in gewisser Weise befangen, da man über sein eigenes Produkt spricht. Aber man kann nicht gerade sagen, dass die OPEC in den letzten Jahren bei ihren Prognosen und sonstigen Veröffentlichungen Phantasie-Zahlen in den Raum geworfen hätte. Heute hat die OPEC ihren Ausblick für die langfristige Entwicklung der globalen Ölnachfrage veröffentlicht, im sogenannten World Oil Outlook.

OPEC erhöht Prognose für Ölnachfrage auf 116 Millionen Barrel pro Tag in 2045

Der Ölverbrauch wird laut OPEC in den nächsten zwei Jahrzehnten um 16 % steigen und im Jahr 2045 sogar 116 Millionen Barrel pro Tag erreichen, etwa 6 Millionen pro Tag mehr als bisher vorhergesagt, so Bloomberg aktuell in einer Einordnung. Der Straßenverkehr, die Petrochemie und die Luftfahrt werden demnach das Wachstum der Ölnachfrage antreiben. Den größten Zuwachs soll Indien verzeichnen, das seinen Verbrauch auf fast 12 Millionen Barrel pro Tag mehr als verdoppeln soll, gefolgt von China mit einem Plus von 4 Millionen Barrel pro Tag oder 26 %.

„Die Meinung, dass sich die Welt von den fossilen Brennstoffen verabschieden sollte, hat sich geändert, da die Politik und die Ziele für andere Energien aufgrund der Kosten und eines differenzierteren Verständnisses des Ausmaßes der energiepolitischen Herausforderungen ins Wanken geraten sind“, sagte OPEC-Generalsekretär Haitham Al Ghais. Westliche Staats- und Regierungschefs überdenken ihre Klimapolitik angesichts der von der Inflation erschöpften Wähler, und Großbritannien hat im vergangenen Monat ein Verkaufsverbot für Benzinautos verschoben. Die Energieunternehmen BP und Shell haben sich wieder auf ihr traditionelles Öl- und Gasgeschäft konzentriert, nachdem sie mit einer schnelleren Umstellung auf erneuerbare Energien experimentiert hatten.

IEA mit anderer Sichtweise

Doch nur wenige halten eine unverminderte Nutzung von Kohlenwasserstoffen in dem von der OPEC anvisierten Zeitrahmen für vertretbar. Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen bis zum Ende dieses Jahrzehnts abflachen wird, da die Länder auf erneuerbare Energiequellen und Elektrofahrzeuge umsteigen. Investitionen in neue Erdölprojekte müssen jetzt eingestellt werden, wenn die Regierungen die Netto-Null-Emissionsziele erreichen und den Temperaturanstieg auf 1,5 °C begrenzen wollen, heißt es.

Dieser Sommer war wahrscheinlich der bisher heißeste der Menschheit und brachte tödliche Hitzewellen nach Indien und Griechenland, Hawaii und Japan, während immer heftigere Stürme in Asien und Afrika Verwüstungen anrichteten. Im Atlantik verursachte das außergewöhnlich heiße Wasser eine massive Korallenbleiche und einige Todesfälle in den Korallenriffen der Florida Keys.

Die OPEC hat auch ihre Prognosen für die Ölförderung in den kommenden Jahren erhöht, obwohl die meisten ihrer Mitglieder aufgrund von Investitionsdefiziten, Betriebsstörungen und politischer Instabilität derzeit nicht in der Lage sind, ihre Förderquoten voll auszuschöpfen. Demnach wird das Flüssiggasangebot der OPEC bis zum Ende des Jahrzehnts um etwa 14 % auf 38,9 Millionen Barrel pro Tag steigen und 2045 schließlich 46,1 Millionen Barrel pro Tag erreichen. Die Daten enthalten jedoch keine separaten Zahlen für Rohöl, das die OPEC für ihr System der Produktionsquoten verwendet, und geben daher keinen vollständigen Aufschluss über den Einfluss der Organisation auf den Weltmärkten.

FMW/Bloomberg