Märkte

Perpetuum Mobile Reloaded, Teil2

Von Kilian Kimmel

In der Subprime-Krise ging es um hypothekenbesicherte Wertpapiere, sogenannte Mortgage Backed Securities (MBS). Im Mittelpunkt standen Wohnimmobilien und damit verbundene Forderungen an Privatleute.
Käufer dieser strukturierten Kreditderivate waren neben Banken überwiegend Hedgefonds. Hedgefonds hatten eine Long-Short-Strategie, die auf der Annahme basierte, dass sich alle Tranchen und ihre Risiken in die gleiche Richtung bewegen und deshalb sagten die Hedgefonds: Wir gehen Long in den Equity-Tranchen und Short in den Mezzanine-Tranchen – wir kaufen hochrentable Equitys und tätigen Leerverkäufe in den weniger rentablen Mezzanines.

Fallen Kredite aus, trägt die Equity-Tranche das höchste Risikio. Mit Mezzanine-Tranchen, wo die Hedgefonds short waren, konnten sie diese Verluste ausgleichen. Durch den Hebeleffekt der Kredite erzielten Hedgefonds damit eine durchschnittliche Rendite von 20 Prozent.

Wichtig bei dieser Art Geld zu „verdienen“ war es, das die Preisspannen zwischen den verschiedenen Tranchen aufrecht erhalten blieben. Dies ist in einem freien Markt eigentlich nicht möglich, da sich die verschiedenen Risikoprofile der Kredite im Laufe der Zeit angleichen müssen, wenn viele Investoren die gleiche Strategie verfolgen.

Der Grund, warum diese Angleichung nicht erfolgte, lag an mathematischen Modellen der Ratingagenturen, die einen theoretischen Preis produzierten und so die Regeln der Marktwirtschaft aushebelten. Die zentrale Preisbestimmung garantierte die Preisspannen zwischen den Tranchen, egal ob die Nachfrage stark oder schwach war.

Die Folge dieser Marktmanipulation durch die Ratingagenturen war ein Kreditboom. Die Häuserkredite wurden immer billiger, der Hypothekenmarkt überhitzte. Die Zinsspannen (Differenz zwischen einer bestimmten Anleihe und einer todsicheren Anleihe) erzielten historische Tiefststände. Man glaubte durch die Innovation der Verbriefung jegliches Risiko für alle Zeit besiegt, man glaubte das Perpetuum Mobile erfunden zu haben.

Als die Ratingagentur Moody`s am 15.6.2007 als erste Agentur die Ratings von 131 ABS reduzierte und die Papiere herabstufte, flog dieses Perpetuum Mobile den Investoren um die Ohren, die ganze Konstruktion brach wie ein Kartenhaus zusammen.

In der Folge gingen die Banken reihenweise pleite, weil sie im Gegensatz zu den Hedgefonds lediglich Long-Strategien hatten, aber keine Short-Positionen um Verluste ausgleichen zu können. Sie dachten wirklich, dass die Ratingagenturen das Perpetuum Mobile erfunden hatten, das niemals enden kann.



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