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Russland: Sanktionen, dann nächste politisch motivierte Abstufung?

Nachdem die Ratingagentur S&P Russland am Freitag abgestuft hatte auf nun BBB- (Ausblick weiter negativ), könnte nun bald der nächste Nackenschlag drohen. S&P hatte explizit darauf hingewiesen, dass weitere Sanktionen eine weitere Abstufung nach sich ziehen dürfte – und dann wäre Russland auf der Stufe „junk“ bzw. non-investment-grade. Folge wären vermutlich weitere Kapitalabflüsse aus dem Land.

Und die nächsten Sanktionen stehen wohl unmittelbar bevor: nach Angaben des Sicherheitsberaters des Weißen Hauses, Tony Blinken, könnten schon heute neue Sanktionen gegen russische Politiker und Unternehmen erlassen werden. Für viele westliche Investoren wäre dann wohl die Schmerzgrenze erreicht, Positionen würden weiter zurück gefahren oder aufgelöst.

Unterdessen steigen die Renditen (=Risikoprämien) für russische Staatsanleihen weiter – das Land hat bereits achtmal in Folge den Verkauf von Staatsanleihen absagen müssen. Auch der Rubel bleibt unter Druck – und das obwohl die russische Zentralbank am Freitag überraschend die Leitzinsen um 0,5% auf nunmehr 7,5% angehoben hat, um der steigenden Inflation im Gefolge des schwachen Rubel zu begegnen, der die Importe faktisch verteuert und so zur Geldentwertung beiträgt. Angesichts der Abkühlung der russischen Wirtschaft, die durch die Ukraine-Krise nur beschleunigt, aber nicht ursächlich ausgelöst wurde, ist die Leitzinsanhebung ein zusätzlicher Risikofaktor, der die Abwärtsdynamik zusätzlich beschleunigen könnte. Viele russische Banken haben derzeit große Probleme, sich am internationalen Geldmarkt zu refinanzieren, was für russische Unternehmen die Neuaufnahme von Krediten massiv erschwert.

Sind weitere Abstufungen durch amerikanische Rating-Agenturen politisch motiviert? Vermutlich würde etwa S&P diesen Vorwurf zurück weisen und auf die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Ukraine-Krise für die russische Wirtschaft verweisen. Dennoch: die US-Administration hat mehrfach deutlich gemacht, dass sie Russland durch wirtschaftlichen Druck treffen möchte und daher eindeutig vor Investments zum Beispiel in russische Aktien gewarnt – so etwa der Pressesprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Man kann sich also des Wohlwollens der US-Regierung sicher sein, wenn man als Ratingagentur im Einklang mit der US-Regierung diesen Druck weiter verschärft..



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1 Kommentar

  1. Mittlerweile steht fest, dass mit den weiteren Abstufungen und besonders auch dem Ölpreisverfall der Druck auf Russland deutlich erhöht wurde und die Situation weiter anspannt. Da waren dieRating Agenturen nur ein weiteres Mosaik.

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