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Schöne Welt machen in China: Aktien rauf, Yuan rauf, „Experten“ kalt erwischt

Von Claudio Kummerfeld

Mit massiven Verkäufen von US-Staatsanleihen gelingt es derzeit der chinesischen Notenbank People´s Bank of China (PBOC) den Yuan zu stützen. Vor der Siegesparade zum Ende des 2. Weltkriegs am nächsten Donnerstag soll wortwörtlich schöne Welt gemacht werden.

Die Zentrale der Peoples Bank of China
Die Zentrale der People´s Bank of China in Peking – ausführendes Organ der KP.
Foto: Yongxinge/Dr. Meierhofer / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Schöne Welt machen in China

Chinas Staatschef Xi Jinping will und muss zum Donnerstag 3. September, wo man den Sieg über China feiert, schöne Welt machen. Die Aktien müssen steigen, die Währung muss stabil dastehen. Beides scheint derzeit zu funktionieren, mit Hilfe von reichlich angeordneter Geldüberflutung. Er selbst muss sich als starker Mann profilieren, der den Laden im Griff hat. Aber die Unzufriedenheit bei Millionen Kleinsparern, die zu Kleinzockern wurden, ist aufgrund ihrer Zockerverluste groß. Das Beste in so einer Situation ist jemand, dem man die Schuld geben kann. China hat gestern und vorgestern die Schuld am Crash der letzten Wochen den USA zugeschoben mit der im Raum stehenden Zinsanhebung in zwei Wochen, die die Märkte nervös gemacht habe. Perfekt – die USA sind eh der böse Gegner auf der anderen Seite des Pazifik, da kommt es doch mehr als gelegen, die Schuld am heimischen Börsendebakel der letzten Wochen dorthin abzuschieben.

Aktienkurse

Kurzfristig steigen auch die Aktienkurse in China. Das dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die nächsten Tage bis zum Donnerstag so weiter gehen. Die Führung in Peking hat diese Woche staatliche Fonds angewiesen mit großen Geldsummen Bankaktien zu kaufen. Nach der Senkung der Mindestreserveanforderungen für Banken + Zinssenkung Anfang der Woche hat das endlich gewirkt. Man wird aber aktuell weiter den Markt fluten, denn man wird kaum einen zweiten Montagscrash riskieren wollen. Nach dem Crash an diesem Montag geht es seit Mitte der Woche wieder kräftig bergauf. Alleine heute (um 9 Uhr deutscher Zeit schließen die chinesischen Börsen) ging es im Shanghai Composite Index (vergleichbar mit Dax) um 4,82% nach oben.

Mittel- und langfristig sollte die PBOC den Markt mit einem Anleihekaufprogramm (QE) wie in Japan, Europa und den USA glücklich machen, so die noch zaghaft geäußerten Wünsche einiger Banker in anderen asiatischen Ländern. Mit einer dreistelligen Milliardensumme um den Anleihemarkt leerzufegen würde man die Lethargie am Aktienmarkt mit einem Knall so kräftig durchbrechen, dass es wieder richtig aufwärts geht, so die Wunschvorstellung – das würde wohl auch klappen, siehe die Beispiele Dax & Dow, wo nach den QE´s von EZB und Fed die Aktienkurse explodierten. Natürlich wirkt so ein QE nur so lange, wie es läuft, und danach kommt der kalte Entzug, aber fürs Erste wären alle glücklich.

Yuan

Die People´s Bank of China (PBOC) verkauft derzeit anscheinend massiv US-Staatsanleihen (der Devisenschatz Chinas) im Wert von geschätzt mehr als 100 Milliarden Dollar. Das bedeutet, dass die Anleihen in US Dollar-Cash umgewandelt werden. Jetzt verkauft die PBOC am Devisenmarkt diese Dollar und kauft damit die eigene Währung Yuan/Renminbi, damit der Kurs nicht weiter fällt. Auch hier soll das Volk den Eindruck zurückgewinnen, dass die Zentralregierung seinen Laden im Griff hat. Der offizielle Yuan-Wechselkurs legte gegen den US-Dollar heute Intraday an einem Tag so stark zu wie seit fünf Monaten nicht mehr – am Ende dann auf 6,3934 (USDCNY -0,19%). Viele Banken von Australien über Singapur und Hong Kong wurden mit dieser aktuellen Yuan-Aufwertung auf dem falschen Fuß erwischt – man konnte sich nicht vorstellen, dass die PBOC (also die KP) vor der großen Parade schöne Welt machen will?

USD vs Yuan
Hier zu sehen der Offshore-Renminbi (Yuan) in Hong Kong (US Dollar vs Renminbi). Der Offshore Dollar vs Renminbi notiert höher als der offizielle Kurs, läuft aber relativ parallel dazu. Seit dieser Woche fällt der USD gegen den Yuan wieder, d.h. der Yuan wertet auf (blauer Pfeil). Nach der von der Führung in Peking offenbar als zu stark empfundenen Abwertung will man den Anschein einer „labilen“ Währung für das Volk vermeiden.

Aktuell erfreuen sich auch die westlichen „Börsenexperten“ an der perfekten Inszenierung einer plötzlich heilen Welt in China sowie der gestrigen in den USA veröffentlichten Daten zum Bruttoinlandsprodukt, dass ein stärkeres Wachstum ausweist als erwartet. Dies lässt u.a. auch den Ölpreis kräftig steigen. Also auf Knopfdruck heile Welt, wohin man auch schaut?



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