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Goldman sieht Preis bei 100 Dollar in diesem Jahr So klar leidet der Ölpreis jüngst unter dem starken US-Dollar

Jüngst leidet der Ölpreis klar unter einem wieder erstarkten US-Dollar. Goldman Sachs aber macht Hoffnung auf ein Preisniveau von 100 Dollar noch dieses Jahr.

Öl-Bohrinsel

Egal ob Brent oder WTI – die Preise für Rohöl haben am Freitag zügig mehr als 4 Dollar verloren. WTI-Öl fiel seit 14 Uhr am letzten Freitag von 77,97 Dollar auf 73,15 Dollar im Tief am Freitag Abend. Bis heute Vormittag sehen wir nur eine minimale Erholung auf 73,78 Dollar. Die Charts geben Aufschluss über diesen Absturz im Ölpreis. Genau wie bei Gold und Euro, so drückt der am Freitag plötzlich erstarkte US-Dollar zusammen mit höheren Renditen für US-Staatsanleihen gegen alles, was in US-Dollar gehandelt wird, so auch gegen Öl.

Ölpreis sprunghaft gefallen – klare negative Korrelation zum US-Dollar

Im Chart sehen wir mittig die plötzlichen Anstiege von US-Dollar und US-Anleiherenditen Freitag ab 14:30 Uhr (türkis und gelb). Im genauen Gegensatz dazu sehen wir den fallenden Ölpreis (WTI und Brent als blaue und orange Linie). Diese negative Korrelation zeigt klar: Der fallende Ölpreis ist auf den erstarkten Dollar zurückzuführen. Öl wird am Weltmarkt in Dollar gehandelt. Man geht allgemein davon aus, dass die Nachfrage nach Rohöl im Ausland sinkt, wenn der Ölpreis durch den höheren US-Dollar plötzlich verteuert wird. Deswegen sinkt der Ölpreis in US-Dollar.

Die Dollar-Stärke rührt her von den am Freitag um 14:30 Uhr veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten. Mit 517.000 neuen Jobs in den USA im Januar fielen die Daten dramatisch stärker aus als erwartet (185.000). Daher nimmt der Markt an, dass der Zinserhöhungsdruck auf die Federal Reserve doch weiterhin hoch bleibt. Das wiederum verleiht dem US-Dollar und den US-Anleiherenditen Aufwärtspotenzial, was der Markt sofort umsetzt. Erst einmal hat der Ölpreis also dank dieses Daten-Schocks einen Schwächeanfall erlitten.

Verlauf von Ölpreis gegen US-Dollar seit letztem Donnerstag

Goldman Sachs sieht Ölpreis bei 100 Dollar noch dieses Jahr

Laut Goldman Sachs wird der Ölpreis noch in diesem Jahr wieder über die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel steigen. Und der Ölmarkt könnte 2024 vor einem ernsthaften Versorgungsproblem stehen, da die freien Produktionskapazitäten erschöpft sind, so Bloomberg. Da die Sanktionen gegen Russland wahrscheinlich zu einem Rückgang der russischen Ölexporte führen werden und sich die chinesische Nachfrage voraussichtlich erholen wird (wegen dem Ende der Corona-Beschränkungen), werden die Preise nach Ansicht von Goldman von ihrem derzeitigen Niveau von etwa 80 US-Dollar auf über 100 US-Dollar steigen.

Ein Mangel an Ausgaben in der Industrie für die zur Deckung der Nachfrage erforderliche Produktion wird ebenfalls eine Triebkraft für höhere Preise sein, und der Kapazitätsmangel könnte bis 2024 zu einem großen Problem werden, sagte Analyst Jeff Currie am Sonntag am Rande einer Konferenz in Riad, Saudi-Arabien. „Der Rohstoff-Superzyklus ist eine Abfolge von Preisspitzen mit jeweils höheren Hochs und höheren Tiefs“, sagte Currie, der bei Goldman die Rohstoffforschung leitet. Bis Mai dürften die Ölmärkte zu einem Angebotsdefizit im Vergleich zur Nachfrage übergehen, sagte er. Dies könnte einen Großteil der ungenutzten Kapazitäten der globalen Produzenten ausschöpfen, was sich positiv auf den Ölpreis auswirken wird.

Auch der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman beklagte auf der Konferenz in Riad am Samstag den Mangel an Investitionen in Raffineriekapazitäten, der zu einer weltweiten Unterversorgung geführt hat. Er bekräftigte, dass die OPEC+ bei der Entscheidung, wann die Fördermenge erhöht werden soll, vorsichtig bleiben werde. Saudi-Arabien führt zusammen mit Russland de facto die Gruppe an, in der sich die Organisation erdölexportierender Länder und andere Produzenten zusammengeschlossen haben, um Angebot und Nachfrage auszugleichen und gleichzeitig den Ölpreis für die Mitglieder erträglich zu halten. Prinz Abdulaziz sagte, die Bemühungen der OPEC+ um eine Begrenzung des Angebots hätten die Ölmärkte während des Einbruchs der Nachfrage während der Pandemie gerettet.

Jeff Currie bekräftigte die Ansicht von Goldman, dass die OPEC+ die Produktionsbeschränkungen aufheben und die Fördermenge im Laufe dieses Jahres erhöhen wird. Ein OPEC+-Marktüberwachungsausschuss hatte letzte Woche empfohlen, dass die Gruppe ihre Ölproduktion unverändert beibehält. „Im Moment haben wir immer noch einen ausgeglichenen Überschuss, weil China sich noch nicht vollständig erholt hat“, sagte Currie. Das Kapazitätsproblem wird wahrscheinlich erst später in diesem Jahr auftreten, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. „Werden wir keine freien Produktionskapazitäten mehr haben? Möglicherweise werden wir ab 2024 ein ernsthaftes Problem haben“.

Abschlusskommentar

FMW: Das bedeutet also? Im Lauf des Jahres werden wir einen deutlich steigenden Ölpreis sehen? Auch wenn Jeff Currie richtig liegen sollte mit seiner Prognose – die Realität zeigt, dass sich am Ölmarkt immer wieder Phasen abwechseln. Mal sieht man eine Rezession und damit fallende Nachfrage nach Öl, und der Ölpreis fällt – danach kehrt wieder Optimismus ein, und der Preis dreht nach oben. So was sah man die letzten Monate öfters. Es könnte sein, dass der Ölpreis im Verlauf des Jahres wie von Goldman erwartet steigt, aber in ausgeprägten Wellenbewegungen.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



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1 Kommentar

  1. Ölderivate besitzen zur Zeit in Syrien im Zusammenhang mit dem Erdbeben einen entsprechenden Stellenwert. Die Vereinigte Arabische Emirate (VAE) sind möglicherweise in der Lage, diesbezüglich Rohstoffsicherungsgeschäfte abzuschließen.

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