Europa

"Nicht wettbewerbsfähige Strompreise" Stahlproduktion in Deutschland sinkt auf 14-Jahrestief

Das Produktionsvolumen der deutschen Stahlindustrie ist im letzten Jahr auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gesunken.

Stahlproduktion bei der Salzgitter AG
Stahlproduktion bei der Salzgitter AG. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Die Stahlproduktion in Deutschland ist im letzten Jahr auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gesunken. Spöttisch könnte man dazu anmerken: So kann man seine CO2-Bilanz auch verbessern – durch Deindustrialisierung. Weniger energieintensive Industrie bedeutet weniger CO2-Ausstoß. Eine schwache Nachfrage in Verbindung mit hohen und international nicht wettbewerbsfähigen Strompreisen haben die Stahlproduktion in Deutschland 2023 auf ein historisch niedriges Niveau gedrückt, so meldet es aktuell die „Wirtschaftsvereinigung Stahl“ (WS). Auch im Dezember 2023 setzte sich die Abwärtsbewegung bei der Rohstahlproduktion fort.

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Erzeugung um 2,3 Prozent. Damit hält der nun seit Anfang 2022 dauernde Negativtrend an. Im vierten Quartal Weiter schreibt die WS: 2023 lag die Produktion rund 5 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Die Stahlproduktion in Deutschland lag im letzten Jahr bei nur 35,4 Millionen Tonnen. Das ist das niedrigste Produktionsvolumen seit der Finanzmarktkrise 2009. Damals ging es jedoch nach einem rezessionsbedingt scharfen Einbruch rasch wieder bergauf.

Besonders drastisch gesunken ist im abgelaufenen Jahr die Elektro-Stahlproduktion. Mit einem Minus von rund 11 Prozent auf 9,8 Millionen Tonnen wurde sogar der Tiefpunkt während der Finanzmarktkrise unterschritten. Damals lag die Elektro-Stahlproduktion bei 11,3 Millionen Tonnen. Eine schwache Baukonjunktur in Verbindung mit den hohen Strompreisen haben bei dieser stromintensiven Produktionsroute laut WS besonders deutliche Spuren hinterlassen. Aber auch die Oxygenstahlproduktion konnte sich im vergangenen Jahr lediglich stabilisieren, und das auf einem nur äußerst niedrigen Niveau.

Grafik zeigt Daten zur Stahlproduktion in Deutschland

Dazu sagte heute Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Die Jahresbilanz der Stahlproduktion in Deutschland zeigt deutlich, dass die Lage für die Stahlindustrie – und hier insbesondere die Elektrostahlroute – sehr ernst ist. Hier besteht nach wie vor dringender politischer Handlungsbedarf: Ganz akut bei den noch immer nicht wettbewerbsfähigen Stromkosten, die mit den seit Jahresbeginn verdoppelten Übertragungsnetzentgelten so hoch sind wie nie zuvor.“

Auch die Finanzierung der Transformation zur Klimaneutralität, die seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds in Frage steht, müsse die Bundesregierung dringend auf eine solide finanzielle Basis stellen. So sagt die WS weiter: „Wir brauchen ein klares politisches Konzept, wie der Weg zur Klimaneutralität nachhaltig finanziert werden soll. Das ist ein zentraler Baustein, um die Transformation der Stahlindustrie und die Dekarbonisierung unseres Landes insgesamt weiter voranzubringen.“



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7 Kommentare

  1. Ich denke das ist doch das Ziel.
    Oder glaubt wirklich Irgendjemand, dass mal irgendwann in Deutschland mit grünem Wasserstoff Stahl produziert werden kann, ohne das der Wasserstoff mit Atomkraft hergestellt wurde, der dann mind. 5 teurer ist als der Stahl am Weltmarkt.
    Es sollen ja dann auch noch irgendwann Gaskraftwerke mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
    Da müsst Ihr in Deutschland nun durch.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Die Regierung könnte den hiesigen Unternehmen Geld geben damit die die Produktion zB nach Skandinavien verlagern, wo es viel grünen Strom gibt.

      1. Robert, „die Regierung“ hat kein eigenes Geld. Die kann nur Geld vom Steuerzahler umverteilen. Ich hab keinen Bock mehr drauf, mit meinen Steuerzahlungen diese grünen Träumereien auf Dauer zu subventionieren.

      2. Das Geld der Bürger?

  2. Der aktuelle GDL-Lokführerstreik wirkt sich auf die Stahlindustrie aus. Aber das ist ja nun einmal Sinn und Zweck eines Streiks. Der GDL-Lokführerstreik ist legal. Dazu gehört das Ergebnis der Urabstimmung. Zudem hat er vor Gericht Bestand. Die Deutsche Bahn geht gegen den aktuellen Streik Stand aktuell nicht gerichtlich vor.

    1. GDL-Chef Claus Weselsky unterscheidet im Rahmen einer Kundgebung zwischen einem Eisenbahner und Bahn-Chef Richard Lutz.

  3. Engelbert.montagne

    wenn es grünen Stahl in D geben sollte dann nur mit Subventionen. Nicht nur auf den Umstieg auch auf H2O. Wir haben zu wenig und werden Spielball. UND die reine Elektrolyse wir ld auch mit dem vom Frauenhofer-Institut angenommenen Preisverfall der Elektrolyseure von 70 % bus 2040 mehr kosten als die Stromerzeugung selbst. Der Grund liegt in der schwachen Auslastung der Elektrolyseure. Selbst bei 3 fachen Zubau der EE muessten die Anlagen fast 3fach vorgehalten werden um die Peak’s der Erzeugung nutzen zu können. Der Kapazitätsfaktor wäre trotzdem nur bei 50%, d.h. die Hälfte der Zeit stehen die still und kosten nur. Mit Atomstrom erzeugter H2 ist immer billiger, weil die Anlagen zu 100% der Zeit H2 produzieren kann und man mit einer 1GW Anlage soviel H2 produzieren kann wie mit 2.8 GW und maximalem Ausbau der EE. Das macht H2 für unsre Stahlindustrie zu teuer. Alles über 3€ an GK ist zu teuer und dort kommen wir nie hin.

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