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Aktuelle Analystenaussagen Silicon Valley Bank-Pleite „keine Vorlage für ähnliche Krise bei europäischen Banken“

Bankanalysten erläutern aktuell, warum die Silicon Valley Bank-Pleite kein Vobild für eine ähnliche Krise für Banken in Europa sein soll.

Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank sind am Ende, das US-Finanzsystem war übers Wochenende in Gefahr. Ein Bank Run der kleinen Einleger auf ihre Einlagen bei Regionalbanken war denkbar. Nun haben US-Regierung und Federal Reserve sofort mit Einlagengarantie und schneller Liquiditätshilfe für die Banken in den USA dafür gesorgt, dass jeder, der Geld abheben will, es wohl auch kann. Droht europäischen Instituten ein ähnliches Problem? Schließlich sah man auch in Europa schnell steigende Zinsen und damit deutlich fallende Anleihekurse.

Wir haben in den letzten Wochen öfters darüber berichtet, dass deutsche Kreditinstitute hierzulande große Abschreibungen auf ihre Anleihebestände vorgenommen haben. Erwähnt wurde, dass diese Abschreibungen eigentlich kein großes Problem darstellen, weil die Banken ja zum Laufzeitende den vollen Nominalwert vom Schuldner zurückbekommen. Gefährlich wird es nur, wenn die Institute die Anleihen vorzeitig während der Laufzeit mit Kursverlusten verkaufen müssen, weil Einleger ihre Gelder abziehen. Droht dies auch in Europa? Geht man nach aktuellen Analystenkommentaren, können wir in Europa beruhigt sein.

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ist nämlich keine Vorlage für eine ähnliche Krise bei europäischen Banken, die angesichts steigender Zinsen für Investoren attraktiv bleiben. Das schreiben die Analysten der Deutschen Bank und von Citigroup laut Bloomberg zur aktuellen Causa Prima der Bankenindustrie. Die europäischen Kreditinstitute seien bei der Finanzierung breiter aufgestellt, besser in der Lage Einlagen anzuziehen und zu halten, und sie verfügen über größere finanzielle Reserven als das gescheiterte US-Institut. Das Risiko für Kapitaleinbußen wegen eines Zwangsverkaufs von Wertpapieren sei ebenfalls geringer.

Der dramatische Niedergang der kalifornischen SVB hat weltweit Schockwellen ausgelöst. Investoren fragen sich, wo das Zinsrisiko infolge der geldpolitischen Straffung sich noch niederschlagen könnte. Die Aufsicht auf dem Kontinent hatte bereits zuvor die Institute dazu angehalten, ihre Bilanzpositionen genau im Auge zu behalten.

In Deutschland betrifft das Thema der Verluste auf Bonds im Bankbuch vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken überdurchschnittlich. Bafin-Chef Mark Branson hatte bereits vor Wochen “steigenden Stress — zumindest kurzfristig” geortet und auch die Bundesbank hatte in ihrem Finanzstabilitätsbericht gewarnt. Freilich gibt es auch hier nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch Unterschiede, etwa was die stärker diversifizierten Einlagen angeht.

Im Gegensatz zu den USA hat die Europäische Zentralbank ihre Zinsen langsamer angehoben, so dass die Institute immer noch über reichlich billige Finanzierungen verfügen. Europäische Banken sich überdies verpflichtet, mehr liquide Mittel zu halten, als in einem 30-tägigen Stressszenario abfließen würden. Diese Regeln gelten in den USA nur für die größten Institute — und beispielsweise nicht für die Silicon Valley Bank, wie Andrew Coombs von der Citi betont.

Citi verwies auch darauf, dass die Silicon Valley Bank sehr stark angewiesen gewesen sei auf eine kleine Gruppe großer Einleger aus dem Bereich Start-ups im Technologie- und Life-Science-Bereich. Ihnen sei keine Bank in Europa mit dieser Eigenheit bekannt. “Wir denken, dass dies ein weiterer Test (und hoffentlich letztlich ein Beweis) dafür ist, dass die europäischen Banken viel widerstandsfähiger und dieses Mal nicht das schwache Glied im Finanzsystem sind”, schreibt die Deutsche Bank. Den europäischen Bankaktien half das am Montagvormittag allerdings nicht auf die Sprünge. Der Stoxx 600 Banken Index fiel um über 4 %, wobei stark einlagenorientierte Institute wie die österreichische Bawag, die Commerzbank und spanische Banken besonders stark einbrachen.

FMW/Bloomberg

Banken-Türme in Frankfurt
Banken-Türme in Frankfurt. Photographer: Alex Kraus/Bloomberg

 



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2 Kommentare

  1. Wie wackelig ist denn die Deutsche Bank, wenn sie seit 2007 etwa 90 % verloren hat, und heute bis Mittag fasst 7 %?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Nicht nur die DB, auch wenn ich mir die Charts von der Commerzbank oder der Credit Suisse so ansehe, dann wird einem ja ganz schwummrig. Bei der Letztgenannten hat sich der Kurs, während ich keine Fünf Minuten zum Recherchieren aufgewendet habe, von -11 auf -12,3% beschleunigt – wenn das mal kein Freifall ist…

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