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Selbst ohne Krieg Taiwan und China: 100 Millionen Jobs in Gefahr

Taiwan und China 100 Millionen Jobs in Gefahr
Foto: lifeforstock - Freepik.com

Der Funke, der über dem Konflikt zwischen China Taiwan schwebt, könnte eine wirtschaftliche Explosion entfachen, die bis zu 100 Millionen Arbeitsplätze weltweit vernichten würde. Dieses Szenario, dargestellt in einer aktuellen Studie, zeichnet ein düsteres Bild der globalen Folgen, die ein Konflikt in dieser geopolitisch brisanten Region nach sich ziehen könnte.

Taiwan und China: Ein Pulverfass der Politik

Die geopolitische Lage im asiatisch-pazifischen Raum, insbesondere rund um Taiwan, hat sich in den letzten Jahren merklich verschärft. Die Rhetorik und Handlungen aus Peking haben eine zunehmend militärische Färbung angenommen. Chinas Staatsführung unter Xi Jinping hat den Diskurs von einer „friedlichen“ zu einer unvermeidlichen „Vereinigung“ verschoben. Die militärische Präsenz wurde durch Manöver und wiederholte Verletzungen des taiwanesischen Luftraums – bekannt als „Grauzonen-Taktiken“ – intensiviert.

In Reaktion darauf haben sich die Sicherheitsnetzwerke in der Region konsolidiert, mit Japan, den Philippinen und den USA, die ihre strategische Partnerschaft stärken. Das bevorstehende trinationale Treffen im Weißen Haus wird diese Allianzen weiter festigen. Japan hat seine Verteidigungspolitik neu ausgerichtet und Taiwan in seinen Sicherheitsbereich aufgenommen, was die Spannungen mit Peking zusätzlich erhöht. Taiwan selbst hat seine Verteidigungskapazitäten mit Unterstützung der USA ausgebaut, einschließlich der zeitweisen Stationierung von Einheiten auf den vorgelagerten Inseln wie Kinmen, was von China als Provokation wahrgenommen wird.

Studie beschreibt Chinas Werkzeugkasten

Eine neue Studie der Rhodium-Group in Zusammenarbeit mit dem Atlantic Council beleuchtet die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen einer ernsthaften Krise um Taiwan. Dabei wird explizit von einer Krise ausgegangen, die zwar keine kriegerischen Handlungen beinhaltet, jedoch ernst genug ist, um Sanktionen seitens der USA und der G7-Staaten hervorzurufen. Ein solches Krisenszenario könnte beispielsweise den Aufmarsch chinesischer Landungskräfte, einen gravierenden militärischen Zwischenfall oder den Beginn einer Blockade der Insel umfassen. Diese Ereignisse würden eine ernsthafte Bedrohung der Stabilität in der Region darstellen und könnten weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die Studie stützt sich auf die Präzedenzfälle der Sanktionen, die die G7 als Reaktion auf Russlands Invasion in die Ukraine verhängt haben. Sie berücksichtigt auch die verschiedenen Maßnahmen, die China ergriffen hat, um seine wirtschaftliche Resilienz zu stärken.

In den letzten Jahren hat China seine wirtschaftliche Resilienz durch eine Reihe von Maßnahmen gestärkt, die darauf abzielen, die Abhängigkeit von ausländischen Technologien und Dienstleistungen zu verringern. Zu diesen Maßnahmen gehören Zölle, Importverbote, Boykotte und Inspektionen, die als Reaktion auf die politischen Positionen anderer Länder zu Taiwan und anderen sensiblen Themen eingesetzt wurden. Beispielsweise hat China die Einfuhr von Produkten aus Litauen gestoppt, vermutlich als Vergeltung für die kritische Haltung des baltischen Landes gegenüber Peking. Auch Australien wurde Ziel eines Boykotts, nachdem das Land sich einem diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in China angeschlossen hatte.

Darüber hinaus hat China Schritte unternommen, um ausländische Software und Hardware aus seinen staatlichen Einrichtungen zu verbannen. Dies beinhaltet das Verbot von ausländischen Betriebssystemen wie Windows auf staatlichen Computern, was Teil eines größeren Bestrebens ist, die nationale Sicherheit zu stärken und die Abhängigkeit von ausländischer Technologie zu reduzieren.

Chinas Taktik: Spaltung der G7

Die Studie der Rhodium-Group und des Atlantic Councils legt dar, dass Chinas wirtschaftliches Vergeltungsinstrumentarium vorrangig auf Handel und Investitionen ausgerichtet ist, während die finanziellen Aspekte weniger betont werden. In einem Szenario moderater Eskalation, das sich auf die USA und China beschränkt, könnten US-Güter- und Dienstleistungsexporte im Wert von über 79 Milliarden US-Dollar gefährdet sein. Ein weiter eskalierendes Szenario, das G7-weite Sanktionen gegen China einschließt, könnte G7-Güterexporte nach China im Wert von rund 358 Milliarden US-Dollar bedrohen.

Um den entgegenzuwirken, könnte China seine Bemühngen verstärken, die G7 zu spalten. China setzt dabei auf eine Kombination aus diplomatischen Manövern, wirtschaftlichen Anreizen und selektiven Vergeltungsmaßnahmen gegen einzelne Länder, um die gemeinsame Front der G7-Staaten zu schwächen und ihre Reaktionen zu beeinflussen. China versucht aber nicht nur die G7-Staaten zu spalten, sondern setzt auch innerhalt der EU auf diese Strategie.

Exemplarisch ist dies bei Ungarn zu beobachten, das China bei seiner abweichenden Meinung zu EU-Themen unterstützt – was die Fähigkeit der EU, als einheitlicher Block zu agieren, schwächt und Chinas Position stärkt. Solche Aktionen sind Teil von Chinas langfristiger Strategie, die Solidarität innerhalb der G7 zu untergraben und die Mitgliedstaaten in ihrer Haltung gegenüber China zu isolieren. Diese Taktik könnte die Effektivität der G7 in der Reaktion auf geopolitische Herausforderungen beeinträchtigen und die internationale Ordnung zugunsten Chinas verschieben.

China und seine Achillesferse: Arbeitsmarkt in Gefahr

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Auswirkungen solcher Sanktionen asymmetrisch wären. Obwohl die G7-Staaten erhebliche wirtschaftliche Einbußen erleiden würden, wäre China wesentlich stärker betroffen. Die Optionen Chinas, auf umfassende Sanktionen zu reagieren, sind begrenzt. Dennoch könnte China gezielte, empfindliche Schläge ausführen, wie beispielsweise ein Exportverbot für seltene Erden oder pharmazeutische Grundstoffe, die für die G7-Staaten von entscheidender Bedeutung sind. Solche Maßnahmen würden die Verwundbarkeit der globalen Lieferketten aufzeigen und könnten als Druckmittel in einem geopolitischen Konflikt dienen.

Die potenziellen Auswirkungen einer ernsthaften Krise um Taiwan auf Chinas Arbeitsmarkt könnten dramatisch sein. Laut der Studie könnten bis zu 100 Millionen Arbeitsplätze in China, die von der ausländischen Endnachfrage abhängig sind, gefährdet sein, wobei allein 45 Millionen auf die G7-Länder zurückzuführen sind. Sollten diese Arbeitsplätze verloren gehen, könnte die Arbeitslosenquote in China von derzeit etwa 5% auf rund 18% ansteigen. Dies würde nicht nur erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen bedeuten, sondern könnte auch zu sozialen Unruhen führen.

Ein Spiel mit dem Feuer – alle wären betroffen

Die Studie legt eindrucksvoll dar, dass die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen eines Konflikts um Taiwan weitreichend und verheerend wären, weit über das hinausgehend, was wir durch die Ukraine-Krise erlebt haben. Sie unterstreicht die Bedeutung von Abschreckung über Appeasement und mahnt, dass ein solcher Konflikt keine Gewinner kennt – mit China, das den höchsten Preis zahlen könnte. Während die materiellen Folgen bereits gravierend sind, sind es die immateriellen Konsequenzen wie der Verlust von Reputation und Glaubwürdigkeit, die langfristig nachhallen und die internationale Stellung eines Landes prägen könnten. Taiwan ist ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich alle verbrennen werden.



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9 Kommentare

  1. Mühselig davon noch zu reden, das Amerika das keine Grenzfeinde kennt der Zündler ist.
    Geschützt in seiner Art, kann aber das Vorgehen um sein Imperium zu erhalten nach hinten los gehen.
    Wir sehen das Glück auf unserer Seite. Die Welt besteht aber nicht nur aus unserer westlichen imperiumsblase. Wir sehen nicht. Wir hören nicht was die Welt von uns hält. Irgendwann ist unsere Zeit rum. Wir sehen nicht. Wir hören nicht. Wir verstehen nicht.
    Doch aufgepasst die Uno sitzt in New York, Amerika hat alle in Griff?

    1. genau, @Albi, Xi will sich Taiwan unbedingt einverleiben und die USA sind Schuld.

    2. Langsam rennt den USA die Zeit davon und Biden mit einer effektiven Zustimmungsrate von 8%, benötigt dringend einen Krieg. Mike Pompeo weibelt schon seit mind. 15 Jahren rum und versucht den Atomkrieg gegen Russland und China schmackhaft zu machen.
      Zu grosse Happen für die USA, welche insgesamt nur 44 einsatzfähige Abwehrraketen gegen Interkontinentalraketen besitzen!

      Der Artikel steht doch etwas im Widerspruch zur Reise von Janet Yellen, die in China gebettelt hat, man möge doch bitte, bitte US-Bonds kaufen und gleichzeitig den Firmen drohte, die mit Russland Geschäfte machen.
      Da gibt es allerdings ein kleines Problem. Der liberale Flügel der KPC ist recht korrupt. Deren Mitglieder besitzen die Industrie welche vornehmlich im Süden angesiedelt und privat ist. Die machen aus Opportunismus keine Geschäfte mit Russland. Das machen die Staatsbetriebe und da hat Xi die Zügel fest in der Hand. Yellen stösst also ins Leere, genauso wie dieser Artikel.
      Und überhaupt, 100 Mio. Arbeitslose sind doch Labsal für die Klimaaffinen-Sozialisten.

      1. genau @Stressbolzen, Xi Jinping ruestet zum Krieg und lässt jeden Tag die Demarkationslinie zwischen China und Taiwan fliegen, aber die USA sind Schuld. So wird es sein.

        1. Ihre Wahrnehmung ist mir beim letzten Blog schon zweifelhaft vorgekommen. Die Expansion im Pazifik begründete der US-Admiral Mahan. Damals noch um die Mächte Spanien und Grossbritannien davon abzuhalten, an der US-Westküste anzulanden, was die Monroe Doktrin begründete.
          Seemächte wollen immer ans andere Ufer. Weniger Nachplappern und mehr Lesen.

          1. @Stressbolzen tja, Sie haben ja auch nix mehr zu erwiedern gehabt, als einen Strohmann zu konstruieren. Der einzige, der irgendein Quatch nachplappert sind Sie. Also Xi redet davon, Taiwan zu besetzen und Schuld sind die USA? Sie sind was ganz grossem auf der Spur. Ach ja, natürlich vergessen Sie geflissentlich, dass die Monroe-Doktrin auch für die Politik der „offenen Tür“ verantwortlich war. Wobei ich mich Frage, was die Monroe-Doktrin mit Taiwan zu tun hat…

          2. Die Monroe-Doktrin hat den Isolationismus der USA beendet. Mit offener Tür hat das allerdings nichts zu tun, da geht es um Expansionismus. Wie gesagt, die Briten und Spanier aus dem Pazifikraum fernhalten. Ist ja gut dokumentiert, denn die Medien haben das damals fleissig kommentiert. Können sie ja recherchieren, dann wird Ihnen der Zusammenhang mit Taiwan auch klar.
            Taiwan ist seit Mao ein Thema, das hat Xi nicht erfunden und es geht die USA rein gar nichts an, zumal Taiwan nach int. recht zur VR China gehört und das haben die USA formell bis vor kurzem auch immer akzeptiert. Auch wenn es zweifellos geheuchelt war.
            Allerdings, wie auch beim letzten Blog, die USA machen es nicht mehr lange. Seit gestern Rick Wilson live auf MSNBC die Erschiessung von D. Trump gefordert hat, ist das Land so gut wie im Bürgerkrieg. Vielleicht noch vor den Wahlen. China ist dann Ihr kleinstes Problem.

          3. Mein Gott @Stressbolzen, Sie wollen mich ueber die USA und China belehren und wissen noch nicht mal, was die Politik der „offenen Tuer“ ist??? Genauso, wie Sie nicht wissen, was ein Strohmann-Argument ist oder was der Unterschied zwischen russischen Bots und (vermeintllicher) Absprachen zwischen Russland und dem Trump-Wahlkampfteam ist?
            Und dann fabulieren Sie von Buergerkrieg in den USA? Sie haben wohl nicht genug von dem Unheil des 6. Januar, oder?
            Das Taiwan schon ein Thema unter Mao war aendert wohl nix an der Tatsache, dass Xi von einer unumgaenglichen Vereinigung spricht, oder? Oder klettert Mao aus seinem Glassarg und fluester Xi ins Ohr? Mao ist wohl auch dafuer verantwortlich, dass taeglich Flugzeuge den Luftraum von Taiwan verletzen? Ach nee, stimmt, daran sind ja die Amis Schuld. Ich vergass.
            Sie sollte sich erst einmal Grundkenntnisse von so ziemlich allem aneignen. Sie sind ja genauso schlimm wie ein gewisser Dr. in Freizeit der Atomwissenschaften….

  2. Der Autor liegt falsch, es spielt nur eine Partei mit dem Feuer in der Annahme alle anderen würden schon bald Konzessionen machen. Das tun sie nicht, weil damit das Postulat der Selbstbestimmung verletzt würde. Recht habe und Recht bekommen sind ohnehin zwei verschiedene Dinge. China ist auf Importe angewiesen, nicht zuletzt auf Nahrungsmittel und Energie. Dagegen sehen seltene Rohstoffe und austauschbare Grundstoffe blass aus, dafür gibt es (zwar endliche) Vorräte.

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