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Märkte wetten auf Trump-Sieg „Trump-Trade“ verstärkt sich: Aktienmärkte, Anleihen und Renditen

Trump-Angriff in den Zeitungen. Foto: Stephanie Keith/Bloomberg

Als die globalen Finanzmärkte nach dem Attentatsversuch auf Donald Trump wieder öffneten, schien eines wahrscheinlich: Der Trump-Trade wird noch mehr Schwung bekommen. Der Dollar und die Renditen stiegen, während die Anleihe-Futures fielen, weil die Händler ihre Wetten darauf erhöhten, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen nun gewinnen könnte. Auch die Aktienmärkte legten leicht zu, da es einmal mehr eine Rotation aus der Rotation gab. Anleger könnten vorübergehend Sicherheit in defensiven Aktien wie Unternehmen mit großer Marktkapitalisierung suchen – also den Big Tech-Werten wie Apple, Microsoft und Co., die seit Monaten die Rally anführen.

Trump-Trade an den Finanzmärkten

Die Serie von Wetten – basierend auf der Erwartung, dass die Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus Steuersenkungen, höhere Zölle und eine Lockerung der Vorschriften mit sich bringen würde – hatte bereits an Boden gewonnen, als der fatale Auftritt von Präsident Joe Biden im TV-Duell mit Trump im letzten Monat seine Wiederwahlkampagne gefährdete, so Bloomberg.

Der Trump-Trade nahm erneut Fahrt auf, als Trump seine Anhänger aufrüttelte und Sympathien auf sich zog, indem er trotzig aufstand und kämpferisch seine geballte Faust in die Luft reckte, nachdem ihm ein Schütze bei einer Kundgebung in Pennsylvania ins Ohr geschossen hatte.

Staatsanleihen fielen zu Beginn des Handels am Montag, während die Renditen anstiegen. Langlaufende Anleihen schnitten aufgrund der Erwartung, dass Trumps Steuer- und Handelspolitik die Inflation anheizen wird, unterdurchschnittlich ab. Der Dollar legte gegenüber den meisten anderen Währungen zu, der Bitcoin stieg in Richtung der Marke von 63.000 US-Dollar und die Futures der US-Aktienmärkte reagierten positiv. Die Futures auf den S&P 500 Index für September legten um 0,2 % zu.

„Für uns ist die Nachricht eine Bestätigung dafür, dass Trump der Spitzenkandidat ist“, sagte Mark McCormick, globaler Leiter der Devisen- und Schwellenländerstrategie bei der Toronto Dominion Bank. „Wir bleiben für die zweite Jahreshälfte und Anfang 2025 US-Dollar-Bullen“.

Trump-Trade: Aktienmärkte, Dollar und Renditen steigen, während Anleihen sinken
Rendite-Kurve steigt auf den höchsten Stand seit Januar. Händler wetten auf lockere Finanzpolitik nach Trump-Sieg

Renditen im Fokus

Natürlich gibt es in den fast vier Monaten des US-Wahlkampfes noch viel Raum für Überraschungen. Das Aufkommen politischer Gewalt könnte die Besorgnis über die Instabilität in den USA verstärken und die Anleger in sichere Anlagen wie beispielsweise Gold treiben, was einen Teil der Marktpositionierung, die bereits im Vorfeld der Wahl stattgefunden hat, in den Schatten stellen könnte.

Darüber hinaus möchten einige Anleger möglicherweise frühzeitig Gewinne verbuchen oder sich davor hüten, in einen bereits überfüllten Trade einzusteigen.

„Das politische Risiko ist binär und schwer zu hedgen, die Unsicherheit bleibt erst einmal hoch“, sagte Priya Misra, Portfoliomanagerin bei JPMorgan Investment Management.

„Das erhöht die Volatilität an den Finanzmärkten. Ich denke, dass die Geschehnisse am Wochenende die Wahrscheinlichkeit eines republikanischen Wahlsieges weiter erhöht haben“, sagte sie. Priya Misra fügte hinzu, dass dies „die Zinskurve steiler werden lassen könnte“, was den Kauf von Anleihen mit kürzerer Laufzeit und den Verkauf von Anleihen mit längerer Laufzeit beinhaltet.

Der Abstand zwischen zwei- und zehnjährigen US-Schuldtiteln vergrößerte sich um drei Basispunkte auf minus 24 Basispunkte, den höchsten Stand seit Januar.

Auswirkung auf die Aktienmärkte

Während Händler im Allgemeinen nicht erwarten, dass der Attentatversuch auf Trump die Aktienmärkte langfristig aus dem Gleichgewicht bringen wird, ist eine Zunahme der kurzfristigen Kursschwankungen wahrscheinlich. Die Aktienmärkte haben bereits mit Spekulationen zu kämpfen, dass die Bewertungen angesichts des Booms bei Aktien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und der Risiken, die sich aus den hohen Fed-Zinsen und der politischen Unsicherheit ergeben, zu hoch geworden sind.

Die Anleger rechnen jedoch damit, dass Aktien von Banken, aus dem Gesundheitswesen und der Ölindustrie von einem Sieg Trumps profitieren könnten. Zuletzt kam es an den US-Aktienmärkten zu einer Rotation von Big Tech in Value- und Nebenwerte.

„Der Angriff wird die Volatilität erhöhen“, sagte David Mazza, CEO von Roundhill Investments, und prophezeite, dass die Anleger vorübergehend Sicherheit in defensiven Titeln wie Unternehmen mit großer Marktkapitalisierung suchen könnten. Er sagte, dass dies „auch Aktien unterstützt, die bei einer steileren Rendite-Kurve gut abschneiden, insbesondere Finanzwerte“.

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Länger höhere Zinsen bei Trump-Sieg

Die Reaktion nach dem Angriff auf Trump erinnert an die Reaktion nach der ersten Präsidentschaftsdebatte Ende Juni, als Bidens beunruhigender Auftritt als Ansporn für Trumps Wahlchancen angesehen wurde.

Während Anleihe-Händler mindestens zwei Zinssenkungen im Jahr 2024 eingepreist haben, könnte ein deutlicher Anstieg von Trumps Wahlchancen die Federal Reserve dazu veranlassen, die Zinsen länger zu hoch halten, so Michael Purves, CEO und Gründer von Tallbacken Capital Advisors.

„Trumps erklärte Politik ist – zumindest jetzt – inflationärer als die von Biden“, schrieb er, „und wir denken, dass die Fed so viel trockenes Pulver wie möglich anhäufen möchte“.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. nun ja – in bezug auf insb. europäische aktien sehe ich keinen trump trade. da gäbe es eigentlich nur eine logische richtung.

    der trump trade ist m.a.n. insb. bei den ami-aktien schon lange eingepreist. die umfragen zeigen schon seit vielen monaten, dass demez-joe keine chance haben wird. dafür geht es dem durchschnittsamerikaner aufgrund der arbeitsmarkt- und inflationssituation im „echten leben“ schon lange viel zu schlecht und das auch ohne große hoffnung für die absehbare zukunft (s. konsumenten-vertrauen).

    die unklarheiten die nun aktuell werden sind, ob er die schuldenorgie tatsächlich noch weiter ausweiten kann ohne die anleihe renditen explodieren zu lassen und ob die rezession noch vor den wahlen kommt (auf was er hoffen müsste). sollte die erst mit/nach seinem antritt kommen würde das seine handlungsfähigkeit trotz aller mehrheiten massiv einschränken und ihn trotz blutigem ohr schnell zum buhmann machen.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Im Nasdaq 100 haben wir bald den Faktor 20 erreicht, gemessen vom Tiefpunkt der Finanzkrise bis heute…

    Faktor 20…das muss man sich mal vorstellen….dagegen verblasst der Faktor 8 im S&P 500 oder der Faktor 6 beim Dow…

    Das ist der schnellste und höchste Anstieg in der Börsengeschichte…Faktor 20…

    Guckt man sich dann die 100 Aktien des Indexes an, so fällt schnell auf, so richtig performt haben nur die glorreichen Sieben…

    Hier waren teilweise Faktoren ,von deutlich über einhundert und mehr..keine Seltenheit…

    Übrigens Tesla schien bald rauszufliegen, bis ja bis die 100 Prozent Zölle gegen China kamen und da sage einer, Lobbyismus lohne sich nicht…

    1. Faktor 20 ist für mich völlig unvorstellbar. Faktor 19 könnte ich mir gerade noch vorstellen, aber 20, keine Chance!

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