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Unorthodoxe Geldpolitik Türkei belässt Leitzins bei 14 Prozent trotz 79 Prozent Inflation

Die Zentralbank der Türkei hat heute beschlossen ihren Leitzins bei 14 Prozent zu belassen, trotz 79 Prozent Inflation.

Türkei-Fahne

Trotz einer grassierenden Inflation in der Türkei von offiziell 79 Prozent hat die Zentralbank in Ankara heute entschieden ihren Leitzins unverändert bei 14 Prozent zu belassen. Seit Ende letzten Jahres verharrt er dort unverändert. In der Grafik sehen wir den Zinsverlauf für die Türkei in den letzten fünf Jahren. Die türkische Lira reagiert auf diese so auch erwartete Entscheidung heute mit 17,68 Lira pro 1 US-Dollar zwar unverändert zur Kursniveau vorher. Aber vorher war es bereits der tiefste Stand seit dem Rekordtief aus Dezember 2021, dem sich die Lira derzeit immer weiter annähert.


source: tradingeconomics.com

Seit einiger Zeit bereits steht die Zentralbank in Ankara unter starkem politischem Einfluss von Präsident Erdogan, der bereits die Führungskräfte der Zentralbank ausgetauscht hatte. Er fordert stark fallende Zinsen, obwohl die normale Vorgehensweise bei einer derart hohen Inflation wäre, den Leitzins drastisch anzuheben. Die Notenbanker gehen nun seit mehr als einem halben Jahr sozusagen den Mittelweg in ihrer Geldpolitik für die Türkei.

Aktuelle Aussagen der Zentralbank

Die eskalierenden geopolitischen Risiken haben sich laut heutiger Aussage der Zentralbank weiterhin negativ ausgewirkt und zu einer weiteren Abschwächung der weltweiten Wirtschaftstätigkeit geführt. Die globalen Wachstumsprognosen für den kommenden Zeitraum wurden nach unten korrigiert und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession sei gestiegen. Die zunehmende Besorgnis über die weltweite Nahrungsmittelsicherheit, die durch Handelsbeschränkungen, hohe und schwankende Rohstoffpreise und das Fortbestehen von Versorgungsengpässen in einigen Sektoren, insbesondere bei Nahrungsmitteln, ausgelöst wird, habe zu einem internationalen Anstieg der Erzeuger- und Verbraucherpreise geführt.

Die Auswirkungen der hohen weltweiten Inflation auf die Inflationserwartungen und die internationalen Finanzmärkte werden genau beobachtet. Darüber hinaus würden die Zentralbanken in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften betonen, dass der Anstieg der Inflation aufgrund steigender Energiepreise, eines Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage und Verkrustungen auf den Arbeitsmärkten länger anhalten könnte als bisher angenommen. Die Divergenz in den geldpolitischen Schritten und der Kommunikation der Zentralbanken in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften halte aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirtschaftsaussichten an. Es sei zu beobachten, dass die Zentralbanken ihre Bemühungen zur Entwicklung neuer unterstützender Maßnahmen und Instrumente verstärkt und diversifiziert haben, um den zunehmenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten zu begegnen.

Das robuste Wachstum zu Beginn des Jahres setzte sich auch im zweiten Quartal fort, gestützt durch die Auslandsnachfrage. Im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften ist die Schaffung von Arbeitsplätzen stärker ausgefallen. Während der Anteil der nachhaltigen Komponenten des Wirtschaftswachstums zunimmt, setzt sich die vom Tourismus getragene Verbesserung der Leistungsbilanz in einem soliden Tempo fort. Andererseits bleiben die Risiken für die Leistungsbilanz durch den hohen Anstieg der Energiepreise und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bei den wichtigsten Handelspartnern bestehen. Ein nachhaltiger Leistungsbilanzsaldo ist wichtig für die Preisstabilität. Trotz nachlassender Dynamik werden das Kreditwachstum und die Mittelverwendung für realwirtschaftliche Zwecke genau beobachtet. Der Ausschuss wird die verstärkte makroprudenzielle Politik weiterhin entschlossen umsetzen und bei Bedarf zusätzliche Maßnahmen ergreifen.

Der Anstieg der Inflation wird laut Aussage der Zentralbank durch steigende Energiekosten aufgrund geopolitischer Entwicklungen, Auswirkungen von Preisbildungen, die nicht durch wirtschaftliche Fundamentaldaten gestützt werden, sowie durch starke negative Angebotsschocks aufgrund des Anstiegs der weltweiten Energie-, Lebensmittel- und Agrarrohstoffpreise verursacht. Die Zentralbank geht davon aus, dass der Disinflationsprozess in der Türkei in Gang kommt, wenn Maßnahmen zur Stärkung einer nachhaltigen Preis- und Finanzstabilität ergriffen und entschlossen umgesetzt werden und der anhaltende regionale Konflikt beigelegt wird. Dementsprechend habe man heute beschlossen den Leitzins unverändert zu lassen. Um eine institutionelle Grundlage für nachhaltige Preisstabilität in der Türkei zu schaffen, werde die umfassende Überprüfung des politischen Rahmens mit dem Ziel fortgesetzt, eine dauerhafte und verstärkte Liraisierung aller politischen Instrumente der Zentralbank zu fördern. Die kredit-, sicherheits- und liquiditätspolitischen Maßnahmen, deren Überprüfung abgeschlossen ist, werden weiterhin umgesetzt, um die Wirksamkeit des geldpolitischen Transmissionsmechanismus zu stärken.

Die Zentralbank will im Rahmen der Liraisierungsstrategie weiterhin alle verfügbaren Instrumente entschlossen einsetzen, bis starke Indikatoren auf einen dauerhaften Rückgang der Inflation hindeuten und das mittelfristige Ziel von 5 Prozent erreicht ist, um das vorrangige Ziel der Preisstabilität zu erreichen. Ein stabiles allgemeines Preisniveau wird die makroökonomische Stabilität und die finanzielle Stabilität durch den Rückgang der Länderrisikoprämie, die Fortsetzung der Umkehr der Währungssubstitution und den Aufwärtstrend bei den Devisenreserven sowie den dauerhaften Rückgang der Finanzierungskosten fördern. Dies würde eine tragfähige Grundlage für ein weiteres gesundes und nachhaltiges Wachstum von Investitionen, Produktion und Beschäftigung in der Türkei schaffen.



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