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Abverkauf der US-Regionalbanken - reagiert die Politik? US-Bankenkrise: Nach dem Crash – kommt das Short-Verbot?

Aktien von US-Regionalbanken erholen sich heute

Bankenkrise Crash Short-Verbot

Gestern hatte sich der Crash bei US-Regionalbanken fortgesetzt, die US-Bankenkrise eskaliert also weiter – nun prüfen US-Regulatoren, ob das Leerverkaufen (Short gehen) von Aktien der US-Regionalbanken verboten werden sollte. Garry Gensler, Chef der SEC, hatte zudem gestern eher kryptisch gedroht, dass man gegen „Manipulationen“ vorgehen werde, ohne direkt die Leerverkäufer der Bankaktien zu erwähnen.

Bankenkrise: Short-Verbot nach Crsh der US-Regionalbanken?

Das Short-Verbot nach dem Crash könnte einem Handel ein Ende setzen, der sich für einige Leerverkäufer als lukrativ erwiesen hat.

Nachdem Implosionen von Instituten wie der Silicon Valley Bank und der First Republic Bank den Markt in Aufruhr versetzt hatten, vertiefte sich die Talfahrt am Donnerstag. Der KBW Regional Banking Index weitete seinen Verluste seit Jahresbeginn auf 31% aus. Verstärkt wurden die Verluste durch eine Meldung, wonach PacWest Bancorp „strategische Optionen“ prüft.

Das ist Musik in den Ohren von Händlern, die darauf spekulieren, dass sich die Bankenkrise noch verschlimmern wird. S3 Partners hat herausgefunden, dass Wetten gegen regionale Kreditgeber in diesem Jahr bisher etwa sieben Milliarden Dollar an Gewinnen (auf dem Papier) eingebracht haben, da höhere Zinssen Liquiditätssorgen auslösten und so zur Eskalation der Bankenkrise führte.

Crash Bankenkrise Regionalbanken

US-Bankenkrise: Der Index für Regionalbanken ist abgestürzt

Dennoch ist es den Regulierungsbehörden bisher gelungen, relativ schnell mit den in Schwierigkeiten geratenen Banken fertig zu werden. Darüber hinaus sind Analysten der Ansicht, dass einige Bereiche des Marktes naach dem Crash reif für eine Gegenbewegung seien.

Die Anwälte der Kanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz forderten beispielsweise die Börsenaufsichtsbehörde auf, ein 15-tägiges Verbot für Leerverkäufe zu verhängen, um Zeit für die Wiederherstellung des Vertrauens zu gewinnen. Die Kommission erklärte jedoch, sie erwäge derzeit kein Verbot von Leerverkäufen.

Der Stratege für technische Analysevon Fundstrat, Mark Newton, sagte, dass die Regionalbanken am Freitag aufgrund von Anzeichen einer Erschöpfung der Verkäufer einen „kurzfristigen Boden“ bilden könnten. Er bezieht sich dabei teilweise auf sogenannte DeMark-Signale, einer Art von technischem Indikator, der versucht, Wendepunkte in den Märkten zu identifizieren.

Bankenkrise: Experten zur Lage der US-Regionalbanken

Hier Einschätzungen von Experten – ist der Crash überzogen., oder wird die US-Bankenkrise weiter eskalieren?

Chris Murphy, Co-Leiter der Derivate-Strategie bei der Susquehanna International Group:

„Es ist zwar schwer, einen Katalysator für eine Trendwende bei den Regionalbanken zu erkennen, aber es handelt sich um einen sehr beliebten und stark besetzten Short-Titel, bei dem irgendwann ein Squeeze anstehen könnte. Heute haben wir auf den Kauf von Call-Spreads auf den SPDR S&P Regional Banking ETF hingewiesen.“

Tom Lee, Leiter des Research bei Fundstrat:

„Wir erreichen wohl einen Punkt der Hysterie. Pacific West Bancorp musste beispielsweise eine Pressemitteilung herausgeben und auf seiner Website erklären, dass es sich nicht um PACW handelt – und schaffte es nach einem Rückgang von -5 %, den Tag höher zu schließen. In ähnlicher Weise musste die Republic First Bancorp bekannt geben, dass sie nicht First Republic ist, und nachdem ihre Aktien um 20 % gefallen waren, konnten sie den Tag mit einem Minus von nur 5 % abschließen. Und es gibt Hinweise darauf, dass 0DTE-Optionen und kurzfristige Spekulanten den Druck verstärken.

Ian Lyngen, Leiter der US-Zinsstrategie bei BMO Capital Markets Corp:

„Es geht in eine Phase, in der der Verlauf der negativen Schlagzeilen darauf hindeutet, dass eine Reihe von Bankenpleiten im Zeitlupentempo der Konsens ist.“

Tony Dwyer, Chefmarktstratege bei Canaccord Genuity LLC:

„Die Finanzmedien und die Händler konzentrieren sich weiterhin auf die ’systemische‘ Seite dieser Angelegenheit, aber – wie wir seit dem ersten Tag gesagt haben – der viel wichtigere Faktor ist, wie die Unsicherheit die Verfügbarkeit von Geld weiter unter Druck setzt und die Kreditvergabestandards der Banken und die allgemeinen finanziellen Bedingungen verschärft.“

FMW/Boomberg

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4 Kommentare

  1. Jetzt zieht man das Short selling Verbot wieder aus der Trickkiste in der Hoffnung das sich die Probleme dann von allein auflösen. Das hat weder in der Finanzkrise noch bei Wirecard funktioniert, sondern ist nur ein billiger Abwehrversuch um den Tatsachen nicht ins Auge blicken zu müssen. Und diese Probleme lauten wie folgt: Zinsschock, unrealisierte Verluste und Depositenabflüsse.

    1. In der Finanzkrise war short selling nicht verboten. Da war ich selber short. Danach wollte man so etwas einführen, hat das dann aber wieder vergessen. Short selling dient ja manchmal, in ganz wenigen Fällen, auch als Absicherung der Long Anlagen. Das müsste erlaubt bleiben. Klingt zu kompliziert für Politiker, daher wird so etwas nicht kommen.

  2. Die Ursache der Bankenprobleme sind nicht die Shortseller. Diese sind vielmehr ein gesundes Korrektiv, des völlig übertrieben Bullenmarktes der letzten Monate. Ursache sind die schnell steigenden Zinsen (richtigerweise) bzw. die hohe und hartnäckige Inflation infolge des Billiggeldes (Niedrigzins/Anleihekäufe) der Zentralbanken seit 2014/15. Die Probleme werden von der jeweils akt. Regierung bzw. Zentralbankpräsidenten nur immer weiter verschleppt. Aber irgendwann wird der Druck zu groß werden. Und dann geht es richtig abwärts, zuerst mit den Banken, dann mit den Immobilien bzw. REITs und schließlich mit der Realwirtschaft.

    1. Shortseller verursachen nicht das Bankenproblem, sind aber beteiligt an den Übertreibungen der Bullenmärkte. Das ist nicht offensichtlich, aber wichtig zu wissen.

      Am Ende jeder echten Short Position steht der Kauf der zugrundeliegenden Anlage um jeden Preis.
      – Das führt bei einer Rally zu Übertreibungen, weil am Ende noch ein Short squeeze dazukommt. Also Short Seller, die zu völlig übertriebenen Preisen nicht kaufen wollen, aber zu dem Zeitpunkt kaufen müssen. Oder vor Ablauf schon kaufen wollen, um nicht noch mehr zu verlieren.
      – Bei fallenden Kursen können Short seller am Ende billiger kaufen, aber immerhin kaufen sie noch etwas, das sonst niemand mehr haben will. Nur in dem Fall wirken sie korrektiv. Das könnte die Bankaktien sogar retten.

      Daneben gibt es noch die von Großbanken herausgegebenen Optionsscheine und Zertifikate. Die haben mit tatsächlichem Handel erstmal nichts zu tun, sondern man wettet gegen eine ziemlich große Bank als Market Maker (früher war das der Buchhalter beim Pferderennen). Da muss ein Short Wetter dann bedenken, dass der Market Maker viel mehr Möglichkeiten und Mittel hat, um die Wette zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Sind mehr short als long Wetten da, ist der Buchhalter interessiert, dass der zugrundeliegende Kurs steigt. Market Maker werden daher pünktlich zum Verfallstermin genau das kaufen, von dem die meisten gewettet haben, dass es fällt. Auf diese Weise bremsen Short Wetter den Fall der Aktien, weil ihr Buchhalter dagegen wettet und das kauft was alle verkauft haben. Oder der Market Maker vermeidet Verluste an Short Wetter, indem er nötigenfalls selber echte Short Positionen eingeht mit denselben Folgen wie oben. Was dann bei wieder steigenden Kursen zur Übertreibung nach oben führt. Das Risikomanagement der Großbanken bewegt also die Märkte in entgegengesetzte Richtung als die Stimmung der Spekulanten vermuten ließe.

      Shortseller können demnach korrektiv sein bei fallenden Kursen. Steigende Kurse werden durch Shortseller noch weiter hoch getrieben. Wer so investieren will, muss wissen gegen welche Interessen er antritt, um den Markt zu verstehen. (Bei Glücksspielen gewinnt meistens die Spielbank, die die Regeln macht, in diesem Fall ist das der Market Maker.)

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