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Eine Zins-Lawine rollt auf die USA zu USA: Schulden und die Lawine der Zinsen – wie lange geht das gut?

In der Haut von US-Finanzministerin Janet Yellen möchte man nicht stecken

USA Lawine Schulden Zinsen

In der Haut von US-Finanzministerin Janet Yellen möchte man nicht stecken: Nach der temporären Lösung im Dauerstreitthema Schuldenobergrenze geht es mit den Schulden der USA steil nach oben währeend die Kapitalmarkt-Zinsen weiter steigen. Wie lange kann das noch gut gehen? Droht den USA eine ähnliche Entwicklung wie Japan?

USA: Massive Schulden bei steigenden Kapitalmarkt-Zinsen

Die Schulden der USA nähern sich bereits der nächsten Marke von 33 Billionen Dollar, die Gesamtschulden der USA (Staat, Haushalte und Firmen) bereits den 102 Billionen Dollar – und das bei gleichzeitig steigenden Kapitalmarkt-Zinsen. Und was noch schlimmer wiegt ist, dass sich die USA nicht so langfristig finanziert haben wie die meisten US-Häuslebauer oder auch viele US-Unternehmen.

In den nächsten Monaten und Jahren stehen viele Billionen Dollar an US-Staatsanleihen zur Umschuldung an. Zu Zinssätzen, die mindest doppelt so hoch sind wie der Durchschnittszins des Schuldenportfolios (1,8 Prozent).

Gleichzeitig muss man bereits im laufenden dritten Quartal des Jahres eine Billion Dollar an Staatsanleihen neu emittieren – zu immer höheren Renditen (Zinsen). Wie soll dies im Staatshaushalt der USA mittelfristig finanziert werden? Denn: Gigantische Projekte wie Infrastructure, CHIPS Act und Inflation Reduction Act führen zusätzlich zu einer gigantischen Neuverschuldung bei immer weiter steigenden Zinslasten.

Die Staatsschulden der USA – finanziert in der Niedrigzinsphase

Bereits seit einigen Monaten wird an dieser Stelle schon auf das finanzmathematische Problem von Schulden und Zinsen in den USA hingewiesen. Mit der gewagten These, dass es in den USA bei den Zinsen kein „Longer for Higher“ geben kann, zumindest nicht auf Jahressicht und darüber hinaus.

Die Zinsaufwendungen für die Staatsschulden der USA werden schon in wenigen Monaten die Eine-Billion-Dollar-Grenze überschreiten, bei einem erwarteten Steueraufkommen für 2023 von 8,56 Billionen Dollar.

Im Vergleich hierzu der deutsche Staatshaushalt: Die Ausgaben für den Schuldendienst sollen laut Einzelplan 32 (Bundesschuld) des Haushaltsentwurfs im laufenden Jahr 29,5 Milliarden Euro betragen. (Steueraufkommen 2022: 896 Milliarden Euro)

Holger Tschäpitz von der „Welt“ bringt in einem Tweet das beängstigende finanzmathematische Szenario bei der sichersten Assetklasse der Welt, den US-Anleihen, auf den Punkt: Etwa Dreiviertel aller US-Staatsanleihen müssen in den nächsten fünf Jahren refinanziert werden. Das kann auch die Wall Street eigentlich nicht länger ignorieren:

Hier die Übersicht des US-Finanzministeriums über die Fälligkeit der aktuellen US-Staatsschulden. Wie bereits angedeutet: Schulden der USA sind nicht mit allzu langen Laufzeiten finanziert, schon in den nächsten Quartalen werden Billionen Dollar an Staatsschulden zur Refinanzierung fällig:

Die Zins-Lawine und die Haushalte der USA

CHIPs Act und Inflation Reduction Act und weitere Programme erzeugen ein unglaubliches Haushaltsdefizit. Aktuell 2,263 Billionen Dollar, bei einem US-Bruttoinlandsprodukt von erwarteten 26,85 Billionen Dollar (statista).

Charlie Bilello fragt zurecht: Was würde eigentlich mit dem Staatsdefizit passieren, sollte es doch zu einer Rezession kommen?

Fazit

Was bedeutet die geschilderte Lage an der US-Schuldenfront für die Politik der US-Notenbank Fed? Auf der einen Seite ist die Fed zur Gewährleistung der Preisstabilität verpflichtet, auf der anderen aber auch für die der Konjunktur der USA (Arbeitsmarkt) und erst recht für die Stabilität des Finanzwesens. Damit wird immer deutlicher, was  bei einem „Higher von Longer“ bei den Zinsen in den Jahren 2024 und 2025 für Folgen im Staatshaushalt der USA geben wird.

Zinsaufwendungen, die mit weit über einer Billion Dollar den höchsten Posten im Haushaltsbudget ausmachen, mehr als für Medicare, Social Security und Verteidigung?

Aber auch die US-Regierung hofft wahrscheinlich auf eine Art von Soft Landing. In Gestalt eines starken Wirtschaftswachstums, sprudelnden Steuereinnahmen und gleichzeitig einer moderaten Inflationsrate. Ein Goldilocks-Szenario eben, aber auch hier gibt es das Damoklesschwert einer Rezession in 2024.

Aber schlussendlich gibt es nach den Gesetzen der Finanzmathematik nur eine Schlussfolgerung: Die jetzigen Kapitalmarkt-Zinsen sind längerfristig im Staatshaushalt der USA nicht finanzierbar. Früher oder später müsssen daher die Zinsen sinken!



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5 Kommentare

  1. wenn die Zinsen sinken, steigt die Inflation. Also auch keine Lösung.
    Was bleibt: ein Krieg, der alle Sorgen löst – oder?

  2. Was macht der Ami also? Weiter Geld drucken. „The Fed has infinite Cash“

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Erinnert sich hier noch jemand an die Trumpsche Steuerreform von 2017 ? Nein…? ! Und wie die Demokraten wetterten, sie würden die Unternehmenssteuern sofort wieder erhöhen, sollten sie an die Macht kommen….

    Über eine Billion Dollar geht dem Staat damit verloren…. Und was hat Biden gemacht….?

    Gar nichts, njende, nada, nischewo…. „nüscht“ , wie der Sachse sagen würde….

    Erinnert sich hier noch jemand an die Reagansche Steuerreform von 81 und wie die Demokraten damals wetterten….

    Oder das Obama im Wahlkampf 08 versprach er wolle die Schulden wieder halbieren…

    Egal ob Dems oder Reps…der Amerikaner macht Schulden über Schulden….

    Vier, fünf, sechs Kredite gleichzeitig….kein Problem…. . Einfachste Fertighäuser gehen für über 350 000 US Dollar weg, ohne Terrasse oder Keller, sanierungsbedürftig,…kein Problem !

    Studentenkredite werden fällig…da wird auf Vater Staat gehofft, er möge das schon richten…

    Das muss man sich mal vorstellen, da soll der einfache Schlosser oder Maler dem zukünftigen Zahnarzt seine Kredite stunden….!

    Darauf läuft doch hinaus….

    Alles kein Problem…solange die Zinsen nicht steigen….! Aber wehe wenn doch, dann wird gejammert….

    An der Wallstreet gibt es gegenwärtig zwei Fraktionen, die einen, die Falken möchten endlich mal eine bestehende Grundreinigung des Marktes durchführen ( Crash wie in 07 und 00) und die anderen, die Tauben hoffen das der Kelch, auch diesmal, so wie immer seit 09,an ihnen vorübergeht….

    Das die Notenbanken bald wieder einknicken mögen ,das die Zinsen wieder auf Null sinken und zusätzlich neue Billionen in’s System gespült werden, das hoffen sie ….

    1. Das ganze Dilemma lässt sich aus Sicht der US Regierung nur mit massivem Gelddrucken „lösen“. Das wird dann zwar die Inflation erneut massiv antreiben allerdings kann – aus US-Sicht – schneller Geld gedruckt werden als Inflation tatsächlich entsteht – für eine gewisse Zeit jedenfalls.

      Der Dollar wird nunmal noch weltweit genutzt aber nur lokal gedruckt. Daher können die USA eine Zeit lang schneller Geld drucken als Inflation effektiv entsteht (bis zur Hyperinflation/Filiale).

      Es bleibt aber das moralische Dilemma, da eine erneute Gelddruck-Orgie den Glauben an die Nachhaltigkeit/Funktionstüchtigkeit des (Finanz-)Kapitalismus endgültig zerstören wird.

      Daher wird der Übergang zu erneuten Gelddruckprogramme zwingend mit einem weltweiten Schock-Ereignis einhergehen. Dieses kann dann – analog wie bei COVID-19 – als Grund herhalten. Ich habe keine Ahnung welches Ereignis es diesmal sein wird aber es wird mit Sicherheit der Startschuss für finanzielle Sonderprogramme sein, die ohnehin notwendig gewesen sein wären.

  4. Herr Müller, von ihnen kommen immer wieder zwei Argumente (i) Wegen der Staatsschulden müsse die Fed irgendwann die Zinsen senken, (ii) Ein einbrechender Konsum würde das auch erzwingen und zusätzlich auch staatlichen Stimulus.

    Das ist sehr von den letzten 15 Jahren geprägt, wo der amerikanische Staat recht zuverlässig so reagiert hat. Es lässt aber außer Acht, dass die Randbedingungen, insbesondere Inflation, heute andere sind.

    Ich teile ihre Diagnose, dass „higher for longer“ zu massiven Problemen führen wird. Ich würde aber nicht darauf wetten, dass das Reaktionsschema von Fed und Finanzministerium unverändert bleibt, wenn der Dollar als Weltleitwährung bedroht ist. Außerdem würde ein dauerhafter Anstieg der Inflationsrate eben zu den hohen Kapitalmarktzinsen führen, die die USA auf vielen Ebenen nicht verkraften.

    Es kann also durchaus eine Entscheidung sein, dass jetzt mal viel Schmerz durch platzende Schulden das kleinere Übel ist. Eine andere Option wäre ein Spaltung der Fed-Politik: weiterhin höhere Zinsen für nichtstaatliche Akteure, um die Inflation zu bekämpfen bei gleichzeitiger direkter Finanzierung der US-Staatsschulden (oder eines Teils davon) zu reduzierten Zinsen. Oder noch ganz andere Strategien.

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