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Vietnams Gasförderungspläne erhöhen Spannungen mit China

Vietnam könnte zu einem der größten Akteure auf dem Gasmarkt in Südostasien aufsteigen, was die Spannungen mit China erhöhen könnte.

Vietnam-Flagge

Vietnam plant bis 2030 die verstärkte Nutzung von Gasvorkommen im Südchinesischen Meer. Dies könnte die Spannungen mit China verschärfen. Vietnam plant bis 2030 eine Vervierfachung der Gasverarbeitungskapazitäten und die verstärkte Nutzung der Gasvorkommen im Südchinesischen Meer. Nach den am Montag verabschiedeten Plänen würde Vietnam damit zu einem der größten Akteure auf dem Gasmarkt in der Region aufsteigen.

Geplante Gasförderung verschärft Spannungen mit China

Die geplante Ausweitung der Gasverarbeitungskapazitäten Vietnams und die Nutzung des Gasvorkommens im Südchinesischen Meer bergen potenzielle Spannungen mit China. Aufgrund der territorialen Ansprüche Chinas im Südchinesischen Meer kommt es häufig zu Konflikten zwischen den beiden Ländern. China hat bereits in der Vergangenheit Druck auf Vietnam ausgeübt, um die Förderung von Gas in der Region einzuschränken. Durch die Intensivierung der Gasförderung und die Errichtung neuer Anlagen in der Nähe der umstrittenen 9-Punkte-Linie könnte Vietnam die bestehenden Spannungen mit China weiter erhöhen.

Die geopolitische Bedeutung des Südchinesischen Meeres und der Streit um dessen Ressourcen haben bereits zu einer Zunahme der Spannungen in der Region geführt. Andere Länder wie die Philippinen, Malaysia und Brunei haben ebenfalls territoriale Ansprüche in dem Gebiet, und China hat in den letzten Jahren seine Präsenz durch den Bau von Militärbasen und künstlichen Inseln verstärkt. Die geplante Gasförderung Vietnams hat das Potential, die bereits angespannte Situation weiter zu verschärfen.

Hauptstreitpunkt: Die Neun-Punkte-Linie

Hauptstreitpunkt ist dabei die sogenannte Neun-Punkte-Linie. Sie wurde erstmals 1947 von der chinesischen Regierung vorgestellt und besteht aus neun Punkten, die eine U-Form bilden und weite Teile des Südchinesischen Meeres umfassen. China behauptet, dass diese Linie seine historischen Rechte und Ansprüche auf Souveränität über die Inseln, Riffe und Gewässer innerhalb dieser Linie rechtfertigt. Die Neun-Punkte-Linie berührt auch die ausschließliche Wirtschaftszone Vietnams (AWZ), in der die vietnamesischen Gasvorkommen verortet sind. In 2016 entschied das Ständige Schiedsgericht in Den Haag, dass die chinesische 9-Strich-Linie ist keine Anspruchsgrundlage für Territorialansprüche jedweder Art seien. China hat diesen Schiedsspruch allerdings nicht anerkannt.

Karte vom Südchinesischen Meer mit Vietnam und China Grafik: U.S. Central Intelligence Agency / Public Domain

In den letzten Tagen kam es zu erneuten Konfrontationen, da ein chinesisches Forschungsschiff, begleitet von chinesischer Küstenwache und Fischerbooten nahe von russischen und japanischen Öl- und Gasbohrplattformen in die vietnamesische AWZ eindrang.

Chinas Hunger nach Energie

Aus Chinas Sicht gibt es gute Gründe, seine Ansprüche im Südchinesischen Meer aggressiv aufrechtzuerhalten. Das Reich der Mitte ist besonders anfällig für Schocks auf den globalen Energiemärkten. Es importiert einen erheblichen Teil seiner Energie, und seine inländischen Quellen sind entweder wirtschaftlich nicht rentabel, oder die Produktionskosten werden durch die Dominanz staatlicher Unternehmen erstickt.

Im Moment hat China Zugang zu billigem russischem Öl, aber das ist nicht garantiert. Kurzfristig verleiht es bedeutenden Käufern von russischem Öl Hebelwirkung und eine größere Verhandlungsmacht, um niedrigere Ölpreise durchzusetzen. Es verdeutlicht jedoch auch den starken Griff des Westens auf globale Finanz- und Ölmärkte, da chinesische Schiffs- und Versicherungsunternehmen bisher zögerlich waren, russisches Öl zu transportieren und zu versichern.

Chinas aggressives Vorgehen birgt Risiken

Chinas aggressives Vorgehen hat jedoch zwei negative Auswirkungen für das Land selbst. Zum einen rüsten die Anrainerstaaten im Südchinesischen Meer auf, was die Gefahr von kriegerischen Auseinandersetzungen erhöht. Selbst das kommunistische Vietnam, das eigentlich ein natürlicher Verbündeter Chinas wäre, sucht vermehrt die Nähe zu den USA. Dadurch isoliert sich China weiter und verliert potenzielle Partner in der Region. Es wird deutlich, dass eine diplomatische und kooperative Lösung für alle beteiligten Parteien von größter Bedeutung ist, um die Spannungen abzubauen und eine friedliche Stabilität in der Region zu gewährleisten.



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9 Kommentare

  1. Soviel zur Friedfertigkeit Chiinas. China respektiert weder die Grenzen anderer Laender noch internationalen noch internationale Institutionen. Voll die „Gutmenschen“, die nur das Gute und Edle wollen.

    Aber mit Sicheherheit werden bald die China- und Russland-Trolle a la @CuiBono, @Helmut, @ottonorma oder @YoungGlobalLeader und rufen „Aber die USA!“, obwohl nirgends in dem Text nix von den USA steht. Nun ja, whataboutism muss sein…

    1. @Horst Schlemmer
      Ich schätze eher, @ottonorma wird seine eigens umgeschriebenen Geschichtsbücher zitieren, die einen eindeutigen Anspruch Chinas auf das Gebiet mindestens seit dem 6. Jahrtausend vor Maos Geburt belegen 😂

  2. Ich finde den Artikel informativ und weitgehend sachlich. Leider fehlt in der Karte die „ausschließliche Wirtschaftszone Vietnams (AWZ)“ oder ich habe sie übersehen.

    Zu den Spannungen kann man sagen, daß China hier als ein aufstrebendes, imperialistisches Land sicher seine wirtschaftliche und ggf. auch militärische Macht nutzen wird um seine Interessen maximal durchzusetzen. Der Westen – allen voran die USA – haben dies ja jahrzehntelang vorgemacht, daß die eigenen Interessen notfalls wichtiger sind als irgendwelche Abkommen. Bleibt zu hoffen, daß China hier letztlich nicht auch die militärische „Karte“ spielen wird.

    Was den Gerichtshof in Den Haag angeht so hat sich dieser mit dem Haftbefehl gegen Präsident Putin selbst international ad absurdum geführt. China wird sich mit Sicherheit einem derart tendenziösen Gerichtshof nicht sagen lassen, was Recht ist und was nicht.

    1. Was fuer ein wohlfeiner, gut verpackter Anit-Amerikanismus und Whatboutism, wie vorhergesagt @cuibono. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so naheliegt? China greift doch nur in die Mottenkiste seiner eigenen Geschichte. Schliesslich hatte es Vietnam, Korea und andere angrenzende Teile jahrhunderelang besetzt. Warum prangern Sie das eigentlich nicht an.

      Und dann verwechseln Sie natuerlich das Staendige Schiedsgericht mit dem Internationalen Strafgerichtshof. Das eine hat mit dem andern aber nix zu tun. Naja, als kundiger Schwurbler muss man das ja auch nicht wissen…

  3. ist auf jedenfall nicht richtig ohne die Zustimmung der anderen souveränen Staaten, einfach ohne Abstimmung Gebiete festzulegen was mal in der Geschichte war die Chinesen müssen Mal langsam lernen das hier und heute gelebt wird. selbst die amis machen sowas noch nicht mal.

    1. Hättest du es lieber wenn die Chinesen ohne viel Federn lesen andere Länder bombardieren und anschließend besetzen um ihre Interessen durchzusetzen?

      Im Vergleich mit vielen anderen Ländern haben sich die Chinesen die letzten 100 Jahre sehr zurückgehalten obwohl sie selbst äußerst brutalen Angriffskriege ausgesetzt waren.

  4. International gilt die 12 Meilen Zone und wenn sich Ländergrenzen berühren wird genau die Mitte genommen. Warum wird diese einfache und klare Regel nicht von allen Ländern eingefordert und auch von den Journalisten nicht so beschrieben?

    1. Internationales Seerecht: Die 12 Meilen sind nur in der Nähe der eigenen Gewässer interessant. Weit weg davon sollte man sich nicht darum kümmern, besonders wenn es eigenen wirtschaftlichen Interessen tangieren würde. Neutrale Lippenbekenntnisse sind dann völlig ausreichend. Auf die Seite des Stärkeren schlagen ist auch empfohlen.

  5. Naja, die Chinesen haben kein sonderliches Problem damit, dass Russland die Ukraeine angreift, sie selber haben Tibet einverleibt und Xi Jinping aeussert ganz offen, dass er sich Taiwan auch gewaltsam unter Nagel reissen wird.
    Mal ganz abgesehen davon, dass die kommunistische Partei kein Problem damit hat, mehr als 100,000 Millionen Menschen zu opfern (Kulturrevolution, Grosser Sprung Nach Vorn, diverse Saeuberungswellen und „Zero-Covid“ hat auch irgendwas zwischen 2-4 Mio Menschen das Leben gekostet. Also voll die Gutmenschen.

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