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Rivian-Aktie steigt um 50% Volkswagen und Rivian mit Joint Venture – Alle Details zum Deal

Volkswagen und Rivian mit Joint Venture - Alle Details zum Deal
Ein Rivian R3 Prototyp. Foto: Kyle Grillot/Bloomberg

Laut einer Meldung von Rivian Automotive, ein börsennotierter US-amerikanischer Hersteller von Elektroautos, geht das Unternehmen eine Partnerschaft mit Volkswagen ein. Die beiden Autokonzern gaben Pläne über ein Joint Venture zur Entwicklung branchenführender Fahrzeugsoftware und für eine strategische Investition von Volkswagen bekannt. Volkswagen investiert satte 5 Milliarden USD in Rivian und treibt damit die Aktie des EV-Herstellers an. Im gestrigen Handel schloss die Aktie bereits 8,6 % höher, um nachbörslich dann nochmal um über 50 % zuzulegen. Die VW-Aktie reagierte indessen kaum auf den Deal.

Volkswagen: Joint Venture mit Rivian

Wie Bloomberg aktuell berichtet, wird Rivian Automotive durch eine neue Partnerschaft mit der Volkswagen AG eine dringend benötigte Finanzspritze erhalten. Die Meldung kam plötzlich, aber nicht überraschend, da große und kleine Autohersteller ihre Strategien in einem sich verlangsamenden Markt für Elektrofahrzeuge überdenken müssen.

Die Unternehmen kündigten Pläne für ein Joint Venture an, das durch eine anfängliche Investition von VW in Rivian in Höhe von 1 Milliarde Dollar und im Laufe der Zeit durch weitere 4 Milliarden Dollar unterstützt wird. Im Gegenzug erhält VW Zugang zur Technologie des Start-ups für den Einsatz in seinen eigenen Elektrofahrzeugen und einen Partner für die Entwicklung von batteriebetriebenen Fahrzeugen und Software der nächsten Generation.

Die Aktien von Rivian stiegen nach der Ankündigung am Dienstag im verlängerten Handel um mehr als 50 % und holten damit etwa die Hälfte der bisherigen Jahresverluste wieder auf. Im folgenden Bloomberg-Video werden alle Einzelheiten zum Deal besprochen:

Rettungsanker für Rivian

Der überraschende Zusammenschluss verschafft dem Hersteller von Elektroautos einen finanziellen Rettungsanker, nachdem das Unternehmen Schwierigkeiten hatte, die Produktion und Auslieferung seiner elektrischen Pickup- und SUV-Modelle hochzufahren. Rivian hatte im März seine Pläne für den Bau einer neuen Produktionsstätte in Georgia auf Eis gelegt, um Barmittel zu sparen, gleichzeitig kämpfte der Konzern mit hohen Verlusten, die sich im letzten Quartal auf rund 39.000 US-Dollar pro gebautem Fahrzeug beliefen.

Volkswagen (VW) und Rivian mit Joint Venture - Aktie springt an
Ein Rivian R3 Prototyp (SUV). Foto: Kyle Grillot/Bloomberg

Der Schritt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die gesamte Autoindustrie angesichts einer unerwarteten Verlangsamung der Nachfrage nach Elektroautos zurückzieht. Ford Motor kürzt seine Ausgaben für Elektrofahrzeuge um 12 Milliarden Dollar und verschiebt neue batteriebetriebene Modelle und Fabriken, während General Motors kürzlich einräumte, dass es „Jahrzehnte“ dauern wird, bis sich der Markt für Elektroautos entwickelt. Das Zögern der Massenkäufer, sich auf das elektrische Zeitalter einzulassen, hat reine EV-Hersteller wie Rivian in die Schranken gewiesen. Selbst der Marktführer Tesla hat mit enttäuschenden Verkaufszahlen und schrumpfenden Gewinnmargen zu kämpfen. Auch, weil die Konkurrenz aus China Marktanteile ergattert hat.

„Die Kosten für einen weiteren Alleingang sind zu hoch und die Investoren sind weniger an EV-Unternehmen interessiert als zu Beginn von Rivian“, sagte Erik Gordon, Professor an der Ross School of Business der Universität Michigan.

Das neue Unternehmen wird zu gleichen Teilen von Volkswagen und Rivian kontrolliert werden und ihnen gehören“, so die Autokonzerne in einer gemeinsamen Erklärung.

Details der Vereinbarung

Volkswagen plant, die anfängliche Beteiligung an Rivian in Höhe von 1 Mrd. USD über eine ungesicherte Wandelanleihe zu übernehmen, die am oder nach dem 1. Dezember in Rivian-Aktien umgetauscht wird. Amazon.com ist der größte Anteilseigner von Rivian mit einem Anteil von 16 % im Wert von fast 2 Mrd. USD (Stand Dienstag).

Die Vereinbarung sieht vor, dass VW in zwei gleichen Tranchen in den Jahren 2025 und 2026 weitere 2 Milliarden Dollar in Rivian-Aktien investiert. Der deutsche Automobilhersteller beabsichtigt außerdem, 2 Mrd. USD in das Joint Venture zu investieren, und zwar in Form einer Zahlung bei der Gründung und eines Darlehens im Jahr 2026.

Die Struktur der Vereinbarung scheint für Rivian günstig zu sein. Zwar werden die Investoren möglicherweise einen Teil der Kontrolle an VW abgeben, doch wenn die Rivian-Aktien gegenüber dem derzeitigen Stand an Wert gewinnen, wäre eine geringere Verwässerung des Eigenkapitals zu verkraften, und VW würde am Ende nach dem Erwerb der Anteile einen kleineren Prozentsatz des Unternehmens besitzen.

In einer Telefonkonferenz nach der Ankündigung sagte RJ Scaringe, CEO von Rivian, dass die Unterstützung von VW Rivian helfen wird, die Pläne zum Bau des neuen Werks in Georgien voranzutreiben. Rivian ist vertraglich verpflichtet, bis zum Ende des Jahrzehnts 5 Milliarden Dollar in das Projekt in Georgien zu investieren.

Rivian: Die Probleme bleiben

Garrett Nelson, Analyst bei CFRA Research, sagte, die Ankündigung sei ein „Vertrauensbeweis für Rivian“, ändere aber „wenig“ an den operativen Problemen und der Cash-Verbrennung des Unternehmens.

Rivian ging im November 2021 an die Börse, als der Enthusiasmus für die schnelle Ankunft der EV-Zukunft auf dem Höhepunkt war und das Unternehmen als potenzieller Konkurrent von Tesla angesehen wurde. Ein früher Anstieg der Rivian-Aktien bescherte dem Unternehmen kurzzeitig einen Marktwert, der den von Ford und GM übertraf. Seitdem sind jedoch viele EV-Startups auf der Strecke geblieben, da sich die Käufer von teuren Modellen abwenden.

Für Volkswagen bedeutet dies, dass der deutsche Automobil-Riese Zugang zu Rivians Software und EV-Architektur erhält, nachdem er jahrelang damit zu kämpfen hatte, Plug-in-Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, deren Effizienz und Funktionalität mit denen von Tesla vergleichbar sind.

Rivian hat bereits in der Vergangenheit versucht, Partnerschaften mit etablierten Automobilherstellern einzugehen. Im November 2021 gab das Unternehmen seine Pläne zur gemeinsamen Entwicklung von Elektroautos mit Ford, einem frühen Investor, auf. Und im Dezember 2022 wurde eine Vereinbarung mit Mercedes-Benz über den Bau von elektrischen Transportern auf Eis gelegt.

Fun Fact

Über Nacht hat ein geheimnisvoller Käufer von Rivian-Calls aus 25.000 USD satte 2,5 Millionen USD gemacht – also eine 100-fache Rendite. Absolut umwerfend, twitterte „Manz“ bei X. Hat da jemand etwas gewusst oder nur Glück gehabt?

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. „Zugang zu Rivians Software und EV-Architektur erhält“

    Und was heißt das? Darf VW das dann auch nutzen, so wie das VW schon in China macht (Xpeng)? Ergebnis ist da ein gemeinsames eAuto, wobei VW das Blech beisteuert, XPeng alles andere. Früher war das noch genau andersrum, da floß das know-how so in Richtung China, jetzt lernen hoffentlich die VW Ingenieure dabei. Für die USA jetzt also etwas vergleichbares, wahrscheinlich weil man da nicht mit chinesischen know-how ankommen kann. Allerdings gibt es damit mindestens 2 weitere Auto-Betriebsssysteme mehr bei VW, die gepflegt werden müssen, oder VW schmeißt MEB oder MEB+ demnächst weg.

    1. Ich habe anderswo gelesen, dass es um die SSP-Plattform von VW gehen soll. Die wird nun mit Rivian-Software gemacht. Ersetzen soll die MEB und PPE, irgendwann. Offenbar ist die Software von Cariad unrettbar.

      1. Das ist der Untergang von VW,ein weiteres Unternehmen das bald verschwindet.
        Auch aus der Sicht der Elliott Wellen landet VW bald bei 20€

      2. Zur Technologie von Rivian habe ich folgendes gefunden: In der ersten Generation der Plattform seien noch 17 dieser Steuereinheiten nötig gewesen, erklärte Scaringe. Jetzt zur zweiten Generation habe man die Zahl auf sieben gedrückt.

        Der Ansatz von VW war dagegen 1 zentraler Computer bei MEB, der Rest konventionell, und bei PPE, 2 zentrale Computer und der Rest konventionell.
        Ich glaube bei SSP sind 3 zentrale Computer geplant, wobei mir nicht klar ist, ob das technologisch Sinn macht. Bei Rivian funktioniert das mit 7 Rechnern, was deutlich besser ist als der traditionelle Ansatz, wo hunderte Rechner verbaut sind. Ausserdem muss bsw ein ID.2 nicht die selben 7 Rechner wie ein Fahrzeug von Porsche haben.

        Letztlich ist das aber auch nur ein Teil des Problems von VW. Andere Probleme sind der Rückstand bei Akkus – keine Natrium-Akkus geplant – sondern nur eine Standardzelle für alle Autos. Dann ist die Reparierbarkeit der Plattform für die eAutos nicht wirklich gegeben, was für Leasing ein großes Problem darstellt.

        Da man die Technologie nur lizenziert – nicht kauft – kauft man sich im Grunde Zeit, für Cariad. Ich weiß nicht ob man die Technologie von Rivian weiter entwickeln darf, zumindest kann man davon lernen, dass es nicht 1, 2 oder 3 Rechner sein müssen, wobei ich vermute, dass Tesla mit 3 Rechnern auskommt. PS: Mich würde interessieren wie XPeng das Problem gelöst hat. PPS: Ich vermute, wenn Rivian es trotz des neuen Geldes es nicht schafft, kann VW die Firma irgendwann auch ganz kaufen.

  2. Wär wohl lukrativer gewesen, rivian für die 5 mrd einfach komplett zu kaufen.
    Lange hätte das wohl nicht mehr gedauert.
    Deutsche Manager sind einfach vorwiegend sehr gut darin, das Geld der deutschen Aktionäre zu verbrennen.
    Siehe diesen Deal, genauso wie die nicht Deals bei K+S.

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