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Wall Street – Umsatztiefs! Warum sind Anleger derzeit so zögerlich?

Eine Spurensuche, warum die Umsätze an der Wall Street derzeit kollabieren..

Kein Volumen, keine Volatilität und Vertrauen der Anleger auf die Stabilität der Wirtschaft, so hatte Markus Fugmann am gestrigen Abend die aktuelle Marktlage an der Wall Street zusammengefasst. Aber was könnte für diesen Attentismus der Anleger derzeit verantwortlich sein? Eine kleine Spurensuche.

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Wall Street – Das Fehlen der „Buybacks“

Es wurde schon mehrfach darüber geschrieben. Die Aktienrückkäufe der US-Unternehmen waren in den letzten Jahren der große Treiber für die Kursgewinne an der Wall Street. Fast eine Billion Dollar im letzten Jahr und nochmal eine ähnliche Größenordnung für 2019 sind verantwortlich für die Rally, insbesondere, wenn man bedenkt, dass sich 70 Prozent der Aktien in festen Händen (Langfristanlegern) befinden, die nur zu besonderen Anlässen Umsätze generieren. Und derzeit haben wir eben die „Blackout Period“, damit entfällt ein wichtiges Momentum.

 

Die Situation an den Rentenmärkten

In den letzten Wochen sind viele Investoren in die Rentenmärkte eingestiegen, weil man eine deutliche Abschwächung der US-Wirtschaft vorhergesehen hat und eine Reihe von Zinssenkungen durch die Fed. Der Zinssatz für die 10-jährige US-Treasury war Anfang Juli bis weit unter die 2-Prozentmarke gesunken, die Kursgewinne infolge der Duration sofort auffällig gestiegen.

Dann kam der Zinsanstieg bis über 2,10 Prozent, verbunden mit einen Kursrückgang von zwei Prozent, weil eben die Konjunkturdaten nicht so schlecht waren. Warum sollten sich also Investoren derzeit der Gefahr weiterer Kursverluste aussetzen, bei einem Zinsniveau, welches nicht weit über der Inflationsrate liegt. Die Einzelhandelsumsätze waren gestern sehr stark ausgefallen, ein Indiz, dass die US-Ökonomie, die zu 70 Prozent von ihren Konsumenten abhängt, nicht unmittelbar einbrechen wird.

 

Die charttechnische Lage – oder FOMO

Die großen US-Indizes haben erst kürzlich neue Allzeithochs erreicht, nach fast eineinhalb Jahren Querbewegung. Neue Hochs generieren in der Regel ein starkes Kaufsignal, vor allem wenn man öfters versucht hat diese Barriere zu übertreffen. Die „Furcht etwas zu versäumen“ könnte derzeit einige Investoren davon abhalten, die seit dem Jahreswechsel eingefahrenen Gewinne mitzunehmen. Außerdem waren viele Großinvestoren aus der Fondsbranche im zweiten Quartal unterinvestiert, wie die vorletzte Befragung von Bank of America Merril Lynch eindeutig gezeigt hat. Die aktiven Fondsmanager stehen unter gewaltigem Druck, wenn die Kurse weiter steigen (und damit die Konkurrenz der günstigen Exchange Traded Funds), während man selbst in einer hohen Cashquote verharrt.

 

Fazit: Die abwartende Haltung der Wall Street

All diese Argumente könnten Gründe dafür sein, dass man in der gerade begonnenen Berichtssaison erst einmal abwartet. Die Lage ist recht undurchsichtig: Niedrige Gewinnerwartungen, die aber regelmäßig übertroffen werden und hohe Aktienbewertungen. Dazu ein US-Präsident, der zwar verbal ständig im Kampfmodus steht, dem aber das Wohl der Aktienmärkte sehr am Herzen liegt, wieso sieht er alle paar Stunden – nach Bekundungen seiner Berater – auf den Indexstand des Dow Jones? Eine recht fragile Situation, die bei großen Ausreißern in der Q2-Berichtssaison rasch in eine Verkaufslawine an der Wall Street münden kann oder es bleibt noch eine Weile bei „Fear of missing out“ und „TINA“, in einem Umfeld wenig ertragreicher Zinsmärkte.

 

Die Umsätze an der Wall Street sind so gering wie seit Jahren nicht mehr

Készítette: Meutia Chaerani / Indradi Soemardjan http://www.indrani.net – A feltöltő saját munkája, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2206055



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3 Kommentare

  1. „Fast eine Billion Dollar im letzten Jahr und nochmal eine ähnliche Größenordnung für 2019 sind verantwortlich für die Rally, insbesondere, wenn man bedenkt, dass sich 70 Prozent der Aktien in festen Händen (Langfristanlegern) befinden, die nur zu besonderen Anlässen Umsätze generieren.“

    Kann es denn sein, dass im Rahmen einer konzertierten Aktion nur noch wenige einen Großteil der Aktien halten und wenn diese nicht verkaufen, dann entsteht auch kein Abwärtsdruck oder ist das zu naiv gedacht? Im Februar 2018 der Flashcrash…alle Aktien mit Stoppkurse wurden ausgestoppt und dann von diesen Marktteilnehmern gekauft, um diese im Vorgriff auf den Handelsstreit zu halten. Das Gleiche dann in etwas längerer Form im Q4 2018. Dazu wurde medial die FED verantwortlich gemacht. Jetzt wird es keine fallenden Kurse geben weil es einfach keine Verkäufer gibt…siehe niedrige Handelsvolumina. Oder ist das zu naiv gedacht?

    1. Thema:ultralockere Geldpolitik,Modern Moneytheory und der ganze andere Finanzwortmüll. Ich möchte einmal ein wenig „herumheuschrecken“!,will heissen:die momentane Realität etwas überspitzt ironisch widergeben.Dazu müssen wir uns nur vorstellen,dass die gemeine Heuschrecke,magisch aussieht,etwa so wie eine wunderschöne blaue Jungfer.Weil wir so geartet sind, uns vom wunderschönen immer mehr und mehr zu wünschen,wünschen wir uns so viele blaue Jungfern,wie irgendwie möglich.Und siehe da,unsere Wünsche werden vollumfänglich erfüllt.Wir schauen die Massen der blauen Jungfern an und freuen uns,wie Bolle.Auf einmal ruft einer:da schau mal,die fressen ja alles bis in den floristischen Minusbereich kahl.Unsere gesamte Ernte wird vernichtet.Wir sind verloren.Nein sagt da einer,nur die Veganer trifft’s.Wir anderen können ja all die blauen Jungfern fressen,obwohl sie eigentlich zu schön zum Fressen sind.Ähnlichkeiten mit der gefühlten Wirklichkeit sind vom Verfasser weder gewünscht,noch festgestellt worden.und wenn sie nicht an Eiweissüberschuss(zu viele blaue Jungfern)gestorben sind,dann sind sie heute reicher denn je!

  2. @Ranzentier. Das ist schwer vorstellbar. Der mit Abstand größte Index der Welt, der S&P 500, hat eine Marktkapitalisierung von über 22 Billionen Dollar. Selbst wenn da 70 Prozent nicht dauernd gehandelt werden, ist eine konzertierte Aktion unglaublich kompliziert. S&P 500- Aktien werden nicht nur von Amerikanern gehalten, sondern auch von Staatsfonds (Norwegen, Singapur, Arabische Staaten u.w.) und den Fondsriesen Blackrock, Vanguard und States Street. Die genannten Drei verwalteten bereits 2017 20,5 Prozent der S&P 500-Aktien, allerdings entscheiden die Kunden (speziell bei ETFs) über Käufe und Verkäufe. Und da sind noch die Großbanken, wie JP Morgan, Goldman Sachs und Co., deren Handelsabteilungen aber im Wettstreit zueinander stehen. Die Crashs entstehen aus meiner Sicht immer dann, wenn sehr viele Stopps an markanten Linien liegen und es zu einem markanten Ereignis kommt. Manchmal genügt auch ein „Fat Finger“. Kurzum, es ist aufgrund der riesigen, weltweiten Investorengemeinde nicht einfach eine konzertierte Aktion an den US-Märkten zu organisieren. Spannend ist es immer an langjährigen Widerständen, extremen Positionierungen am Terminmarkt und signifikanten charttechnischen Signalen und wenn dies zusammentrifft. Anders bei den Buybacks. Diese generieren ständigen Mittelzufluss bei sehr vielen US-Titeln und sorgten für niedrige Volatilität und regelmäßig steigende Kurse. Wehe, wenn dieser Turbo einmal nicht mehr funktioniert.
    Viele Grüße

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