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Rückgang der Eheschließungen und steigende "Brautpreise" Warum China dramatisch schrumpft – Dilemma mit Demografie

Alarmierende Daten aus dem Reich der Mitte

China Demografie Probleme

Der 20. Mai hat sich als eines der beliebtesten Heiratsdaten in China etabliert: Die aktuellen Zahlen zeigen jedoch einen alarmierenden Rückgang der Eheschließungen, was Chinas Probleme mit der Demografie weiter verschärft. Wessen Bevölkerung schrunpft, kann wirtschaftlich jedoch auch nur schwer wachsen – die schwachen Wirtschaftsdaten der letzten Monate aus China sind daher auch ein Ausdruck einer bereits kippenden Demografie!

China und sein Problem mit der Demografie

Chinesen lieben Zahlenspiele. Zum Abschied schreibt man sich in „WeChat“ ein „88“, was für Deutsche zunächst einmal grenzwertig erscheint. Im Chinesischen hört sich die Zahl „ba“ = „acht“ ähnlich an wie „bye“. Die „acht“ ist aber auch die Glückszahl. Man wünscht sich also doppeltes Glück.

Beliebtes Heiratsdatum: Der 20. Mai in China

„Wu er ling“ klingt mit etwas Phantasie wie „Wo ai ni“ – „Ich liebe Dich“. „Wu“ -5, „er“ – 2, „ling“ – 0 steht für die Zahlenkombination 520. Somit hat sich der 20. Mai – die Chinesen nennen erst den Monat, dann den Tag – als einer der inoffiziellen „Tage der Liebenden“ neben dem aus dem Westen importierten Valentinstag und dem eigentlichen romantischen Tag des Jahres, dem „Doppel-Sieben-Festival“ (Quixi) am siebten Tag des siebten Monats nach dem Mondkalender, herausgebildet. In diesem Jahr fällt dieser auf den 22. August.

Der 20. Mai hat sich in China in den letzten Jahren als eines der beliebtesten Heiratsdaten herausgebildet. Die Standesämter schieben Sonderschichten, es gibt auch von einigen Städten organisierte Massenhochzeiten. Aber ein Hotel oder Restaurant für das obligatorische Hochzeitsbankett zu finden, dauert Zeit, Ausdauer, Glück und vor allem einen gut gefüllten Geldbeutel, denn die Preise an diesem Tag sind deutlich teurer als an anderen Tagen.

Nach Corona: Eheschließungen weiter rückläufig

Im letzten Jahr waren Eheschließungen in China wegen Corona praktisch nur online möglich – wenn überhaupt. In Shanghai waren die Standesämter wegen des Lockdowns ganz geschlossen, wie in zahlreichen anderen Städten auch. Die Erwartung für den diesjährigen 20. Mai war also eher, dass die Anzahl der Eheschließungen diejenigen des letzten Jahres übertreffen würde.

Die Realität war jedoch eine andere: Nach den bisher verfügbaren Daten fiel die Anzahl der Trauungen um ca. 40%. So gaben sich in der ärmsten Provinz Chinas, in Guizhou, nur noch 6.873 Paare das Ja-Wort, nach 14.876 im letzten Jahr.

Steigende Brautpreise

Einer der Gründe: Die Brautpreise steigen. Die Tradition, auch wenn sie von der kommunistischen Partei und vielen modern denkenden Frauen abgelehnt wird, ist weiterhin und vor allem auf dem Land sehr verbreitet. Neben der alten Form, dass die Familie des Bräutigams der Familie der Braut eine „Entschädigung“ zahlt, weil die Braut nun in die Familie des Bräutigams übergeht und daher als Arbeitskraft nicht mehr zur Verfügung steht, verlangt die Braut oder die Familie der Braut heute eher, dass der Mann eine Wohnung oder ein Auto oder am besten beides in die Ehe einbringt.

Angesichts der Tatsache, dass eine durchschnittliche Wohnung etwa das 30-fache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens kostet, ist der Wunsch nach einer eigenen Wohnung schlicht illusorisch. Die Brautpreise variieren in den einzelnen Regionen und reichen im Durchschnitt von ca. 100.000 Yuan bis 400.000 Yuan (also grob zwischen 13.000 und 50.000 Euro). Anfang dieses Jahres sahen sich die Behörden in verschiedenen Provinzen genötigt, gegen die hohen Brautpreise vorzugehen.

Die steigenden Brautpreise sind – wie in kapitalistischen Märkten üblich – Ausdruck der Nachfrage bzw. des Angebots. Und einer hohen Nachfrage an Frauen zum Heiraten steht ein eher kleineres Angebot an eben diesen im heiratsfähigen – und vor allem -willigen – Alter entgegen. Für 2022 kommen auf hundert Frauen 108 Männer. In Deutschland kommen auf hundert Frauen 98 Männer. Diese wenigen Frauen wollen auch immer später heiraten. Laut dem letzten Zensus von 2020 stieg das durchschnittliche Alter der Frauen, die heirateten, auf 28,67 im Vergleich zu 24 Jahren im Jahr 2010.

Weniger Trauungen, weniger Geburten in China

Die Anzahl der Eheschließungen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen, von 22 Millionen im Jahr 2010 auf zuletzt 7,4 Millionen im letzten Jahr. Dieser Trend verschärft Chinas Probleme mir der Demografie nochweiter. Denn weniger Hochzeiten bedeutet auch weniger Geburten. Diese nahmen von 16 Millionen in 2010 auf nur noch 9,6 Millionen im letzten Jahr ab.

Wie viele Menschen die Gründung einer Familie vornehmen, ist auch ein guter Proxy dafür, wie die Menschen die Zukunft einschätzen. Nach dem desaströsen letzten Jahr wäre eine steigende Anzahl an Trauungen zu erwarten gewesen. Die neuen Zahlen legen aber nahe, dass dies nicht der Fall ist. Gemessen daran scheinen die Chinesen ihre Zukunft nicht so positiv einzuschätzen.

Der Wissenschafler Xi Fuxian hat es so formuliert:

„Im Jahr 2030 wird Chinas Medianalter bereits 5,5 Jahre über dem der USA liegen, und ab 2033 wird sein Altersabhängigkeitsquotient den der USA übersteigen. Seine BIP-Wachstumsrate wird zwischen 2031 und 2035 hinter die der USA zurückfallen; sein BIP pro Kopf dürfte dann gerade mal 30% von dem der USA erreicht haben – und auf keinen Fall die von offiziellen chinesischen Ökonomen prognostizierten 50-75%. Wenn jemand an den USA als weltgrößter Volkswirtschaft vorbeizieht, wird es Indien sein und nicht China“.



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9 Kommentare

  1. Na hoffentlich geht dann auch die Bevölkerungszahl in China zurück. Für die Menschheit insgesamt betrachtet ist der ökonomische Wunsch nach unbegrenztem Wachstum fatal. Die 1-Kind Politik in China war im Kern unter den gegebenen Umständen eine gute Idee.

    Eine gesunde Gesellschaft braucht kein stetiges Bevölkerungswachstum sondern eine sinnvolle Verteilung von Arbeit und Vermögen.

    1. Der letzte Satz läuft unter Bla, bla, allgemeine Schlagwörter. Vor allem das Wort sinnvoll.
      Deutschland ist im Vergleich zu China überbevölkert.
      Annalena kann ja mal in China vorbeifliegen und denen sagen sie sollen mit der 1-Kind Politik weitermachen.

      1. Sie hingegen könnten mal im eigenen Gehirn vorbeifliegen und der Leere sagen sie soll die 0-Synapsen-Politik beenden.

    2. Genauso ist es. Fügen Sie nur noch Einkommen hinzu. Denn die Hand in den Mund Fraktion, verprasst jedwedes Vermögen bzw wird nie sparen lernen, oder ist durch zu niedriges Einkommen daran gehindert. Wenn das Einkommen einigermaßen fair verteilt ist, ist dies bei vielen Menschen wesentlich entscheidender als das Vermögen, denn dies ist im Zweifel schnell weg.
      Die 1 kind Politik war die einzig richtige Politik in der Zielsetzung, nicht unbedingt in der Durchsetzung, und diese hätten wir längst in Afrika fördern sollen.
      Ebenso in diversen asiatischen Ländern. Wenn die erde diese Masse an Menschen nicht verträgt und adäquat ernähren kann, sollte man dem frühzeitig entgegen wirken um härtere Konsequenzen zu ersparen

    3. Oh jeh, unsere geistigen Tiefflieger sind wieder unterwegs.
      Nun, @cuibono, wenn Sie nicht immer ihren Stammtischparolen folgen wuerden, Ihren Anti-Amerikanismus und Whataboutism froenen wuerden, und den Artikeln von Herrn Doison aufmerksamer folgen wuerden, dann wuessten Sie, dass es in China einen direkten Zusammenhang zwischen dem Bevoelkerungsrueckgang und dem Rueckgang des Vermoegens gibt. Und Sie wuessten, dass China vor einem massiven Bevoelkerungsrueckgang steht.
      China wird zuerst alt, bevor es reich werden konnten.

      1. Sie sollten dringend mehr Zeit ins denken investieren statt ins tippen und beleidigen. Wenn man die ganze heiße Luft aus Ihren vielen Kommentaren ablässt bleibt meistens nichts konstruktives übrig.

        1. Ach, wie großzügig von Ihnen, @cuibono, dass ich Ihnen dieses besondere Kompliment zurückgeben darf! Sie haben zweifellos eine einzigartige Art, Anti-Amerikanismus und Whataboutism in jede Ihrer Antworten einzubringen. Es ist bewundernswert, wie Sie diese beiden Edelsteine der Rhetorik geschickt als Ihr einziges Werkzeug nutzen. Bitte erzählen Sie uns mehr von Ihren geheimen Kräften, die es Ihnen ermöglichen, zu Kommentieren, ohne offenbar die Artikel des Autors wirklich richtig verstanden zu haben. Ihre Finesse in der Kunst des konstruktiven Beitrags ist wahrhaftig inspirierend. Ich kann es kaum erwarten, weitere Meisterwerke Ihrer feinsinnigen Kommentare zu lesen!

        2. @cui bono
          Den allerwertesten Herrn Schlemmer sehe ich als Forenprovokant an. Hatte mir mal das Vergnügen geleistet eine Zeitlang mit dem zu kommentieren. Aber kommt nichts bei raus, asl Schmähkommentare und Beleidigung.
          Also : links und rechts liegen lassen = wertlos

          1. Nun ja, @ottonorma
            Nur Schmaehkommentare?
            Hatte ich Ihnen nicht auf rein inhaltlicher Ebene immer und immer wieder geantwortet unf aufgezeigt, wie Sie Quellen so Interpretieren, wie es Ihnen passt? Hatten Sie die Diskussion nicht just in dem Moment verlassen wo
            a) Sie nicht in der Lage waren, Ihre Behauptung zu untermauern, dass Steffensen in seinen aktuellen Vortraege bestreiten wuerde, dass es den menschengemachten Klimawandel gaebe? und
            b) ich Ihnen eine Video nannte, in dem eben dieser Steffensen 2017 es nicht fuer eine gute Idee haelt, weiter Treibausgase in die Atmosphaere zu blasen, ergo eher einen menschengemachten Klimawandel annimmt?
            Genau.
            Und ferner: Haben wir Ihnen nicht immer und immer wieder nachgewiesen, dass Sie hier im Forum schlicht und ergreifend Luegen? Sie wollten doch tatsaechlich weismachen, dass die „Fram“ und die „Komet“ durch das eisfreie Polarmeer gefahren seien?

            Und nun behaupten Sie, ich haette nicht inhaltlch Argumentiert?

            Bleiben Sie doch bitte bei der Wahrheit, nicht wahr?

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