Devisen

Alles eine Frage der Erwartungshaltung Warum der Schweizer Franken trotz kräftiger Zinsanhebung deutlich fällt

Der Schweizer Franken legt seit 9:30 Uhr den größten Verlust seit 7 Jahren hin, und das trotz einer kräftigen Zinsanhebung. Das Problem sind die Erwartungen am Devisenmarkt.

Bergpanorama in der Schweiz

Der Schweizer Franken wertet seit 9:30 Uhr spürbar ab. Der Wechselkurs von Euro vs Franken steigt seitdem von 0,9475 auf aktuell 0,9677, also um 202 Pips! Der Franken verliert also deutlich gegenüber dem Euro. Aber warum? Um 9:30 Uhr hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine kräftige Zinsanhebung um 75 Basispunkte verkündet. Damit steigt der Leitzins von -0,25 Prozent auf +0,50 Prozent. Die Negativzinsphase für die Schweiz wird damit nach sechs Jahren beendet. Eigentlich müsste es nun doch weiter aufwärts gehen für den Schweizer Franken, weil die Schweiz als Anlageplatz durch höhere Zinsen attraktiver wird, und noch mehr Geldfluss Richtung Alpen erwartet werden darf.

Schweizer Franken stürzt ab – Markterwartungen lagen offenbar doch über 75 Basispunkten Zinsanhebung

Aber nein, der Fränkli fällt, und das obwohl die Erwartungen von Ökonomen und Analysten mit +75 Basispunkten Zinsanhebung eigentlich erfüllt wurden. Bloomberg schreibt dazu aktuell: Der Schweizer Franken zeigt aktuell den stärksten Rückgang seit 2015, da die SNB-Zinsanhebung den Markt enttäuscht hat. Die Schweizer Währung stürzte ab, nachdem die SNB ihren Leitzins wie von Ökonomen erwartet auf 0,5% angehoben hatte. Der Franken konnte heute Vormittag zwar kurzzeitig einen Teil des Rückgangs auffangen, als SNB-Präsident Thomas Jordan sagte, die Zentralbank werde bei Bedarf Zwischenentscheidungen in Betracht ziehen. FMW: Aber bis jetzt geht die Abwertung des Franken weiter.

Analystenkommentare

Bloomberg schreibt weiter: „Die Entscheidung hat Euro-Franken- und Pfund-Franken-Short-Wetten als Squeeze in die Höhe getrieben, da eine stärkere Zinsanhebung ‚geflüstert‘ wurde“, so Vasileios Gkionakis, Währungsstratege bei der Citigroup in einer Notiz an Kunden.

Einige sehen laut Bloomberg darin jedoch nur einen vorübergehenden Rückschlag für den Schweizer Franken, der am Donnerstag zunächst ein Sieben-Jahres-Hoch gegenüber dem Euro erreicht hatte, da er aufgrund seines Status als Zufluchtsort in einem düsteren Wachstumskontext profitieren dürfte. SNB-Chef Jordan sagte heute früh die SNB sei bereit auf dem Währungsmarkt in beide Richtungen aktiv zu werden.

Um die Anpassung an den Ausstieg aus den Negativzinsen zu erleichtern, beschloss die SNB die Vergütung der Sichteinlagen der Banken zu staffeln. Bis zu einem bestimmten Schwellenwert erhalten die Finanzinstitute den Leitzins, danach gelten null Prozent. Das hilft“ dem Franken nicht, so Gkionakis. Die EZB hat diesen Monat beschlossen die Einlagen der Geschäftsbanken mit ihrem Einlagensatz zu verzinsen, der jetzt bei 0,75 % liegt.

„Der Schweizer Franken wurde vorübergehend durch die Zurücknahme aggressiverer Zinserhöhungserwartungen hart getroffen“, sagte MUFG-Währungsanalyst Lee Hardman.

FMW-Anmerkung: Die SNB ist der Fed mit ihrem gestrigen Zinsschritt von 0,75 Prozent heute gefolgt. Dass die EZB in fünf Wochen auch erneut kräftig anheben wird, ist am Markt bereits eingepreist. Grundsätzlich ist der Schweizer Franken auf einem sehr hohen Niveau gegenüber dem Euro. Es ist gut denkbar, dass diese seit 9:30 Uhr zu sehende Franken-Schwäche nur von kurzer Dauer ist, und dass sich am Markt wieder die Sichtweise des Fränkli als Fluchtwährung für unsichere Zeiten durchsetzt, der nun „sogar“ wieder einen Background positiver Zinsen aufweist.

FMW/Bloomberg

TradingView Chart zeigt Euro vs Schweizer Franken im Verlauf der letzten vier Wochen.



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