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Kapitalmarkt-Zinsen zeigen Mißtrauen Warum hat Yellen den Bericht über US-Schuldenstand ausfallen lassen?

Anleihemärkte - letzter Gegenspieler der Schuldenorgie

Yellen Schulden USA
Foto: Bloomberg

Will die US-Regierung und Finanzministerin Janet Yellen etwas verheimlichen? Das letzte sogenannte Treasury Statement zum aktuellen Stand der Schulden der USA ist ausgefallen – eigentlich sollte die Zahl am 10.10.2024 veröffentlicht werden.

Yellen Schulden

Janet Yellen: Warum keine Veröffentlichung zu den Schulden der USA?

Die Veröffentlichung der aktuellen Zahl zum Anstieg der Schulden ist ein überaus regelmäßiges Prozedere, um den Finanzmarkt, aber auch den Steuerzahler auf dem neuesten Stand zu halten.

Die Septemberzahl dürfte wieder heftig ausgefallen sein. Wie der US-Kapitalmarktstratege Charlie Bilello hier süffisant bemerkt: Machen Sie so etwas nicht bei ihrer eigenen Haushaltsplanung!

Bilello Monatliche Neuverschuldung der USA

Diese Schuldenorgie treibt die Gesamtverschuldung des Staates unaufhörlich nach oben. Allein 4,25 Billionen Dollar in den letzten 16 Monaten.

US National Debt 2023-2024 Yellen

Diesen Anstieg kennt natürlich auch US Treasury Secretary Janet Yellen. Wollte sie mit der Verschiebung der Veröffentlichung nicht weiter Öl ins Feuer gießen? In der politischen Debatte um die Solidität der Regierungspolitik, in der Endphase des Wahlkampfes?

Es hieß auf der Seite nur „delayed“, ohne Kommentierung. Der US-Steuerzahler hat aber, wie der deutsche, ein Recht darüber informiert zu werden, wie die Regierung haushaltet.

Im Unternehmensbereich würde so ein Verhalten zu einem Kurseinbruch des Unternehmens an der Börse führen, aber der US-Staat kann sich dies vor den Wahlen anscheinend erlauben. Was will man dem Wähler verheimlichen? Einen weiteren großen Sprung im Anstieg der monatlichen Neuverschuldung?

Hier der Anstieg der Rendite der so maßgeblichen 10-jährigen US-Staatsanleihe in den letzten 3 Wochen. Ausgerechnet in der heißesten Phase des Wahlkampfs steigt die Rendite dieser wichtigen Benchmark. Weil sich zu allem Übel auch die Inflationserwartungen nach oben bewegt haben:

US Inflation Expectations 10 Year Treasury Yield

Was natürlich unmittelbar zur Folge hat, dass so ziemlich alle Zinsen für Privatkredite kurz vor der Wahl wieder in die Höhe gehen. Für Kreditkarten, für die Autofinanzierung, für die Studentenkredite und natürlich auch für den großen Immobilienmarkt.

Fazit

Der Anstieg der Kapitalmarktzinsen kommt für die amtierende Regierung zur Unzeit. Wie in den letzten Monaten schon vielfach dargelegt, muss die US-Administration innerhalb eines guten Jahres bis zu zehn Billionen Dollar an Alt-Anleihen refinanzieren, die zum Teil in der Nullzinsphase emittiert wurden. Denn die US-Regierung hatte nämlich das Kunststück vollbracht – anders als die Konsumenten und auch viele Unternehmen – sich relativ kurzfristig zu verschulden. Und diese Bonds stehen natürlich jetzt permanent zur Refinanzierung an und zugleich müssen auch ständig neue Anleihen begeben werden, um das aktuelle, fast siebenprozentige Defizit zu bewältigen.

Die US-Finanzministerin Yellen nutzte bisher jede Möglichkeit, um die Schuldenlast in den Griff zu kriegen, auch durch die Emission kurzlaufender Anleihen. Man ist sich doch so sicher, dass die Zinsen bis Ende 2025 um 200 Basispunkte sinken. Daher kann man davon ausgehen, dass die ehemalige Fed-Chefin Yellen gehörig Druck auf ihren Nachfolger ausübt.

Meine Vermutung zum aktuellen Vorfall: Könnte es sein, dass man Zeit gewinnen will, um nicht einen weiteren Anstieg der Kapitalmarktzinsen zu provozieren?

Wie ich kürzlich formulierte: Der Anleihemarkt ist der einzig ernstzunehmende Gegner für eine Regierung in der Haushaltspolitik. Will Janet Yellen diesen eine zeitlang austricksen? Dies dürfte nicht lange gelingen..



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3 Kommentare

  1. alles ist darauf ausgerichtet das house of cards bis zur wahl nicht einstürzen zu lassen.

    wer auch immer diese wahl gewinnt wird mit großen schwierigkeiten zu rechnen haben, wenn diese schuldenorgie fortgeführt wird. wie sie richtig anmerken. der einzige teilmarkt, der sich nicht so leicht hinters licht führen läßt – weil da praktisch nur profis in nennenswertem maß agieren – hebelt die zinssenkungen der fed aus und signalisiert was eigentlich wirklich sache ist. die anstehenden refinanzierungsvolumina der kreditnehmer (staat, unternehmen, private) steigt immer weiter an – wenn die kapitalmarktzinsen nicht wieder runter kommen, wird das ein multibillionen problem. wenn diese spirale mal läuft….

    das einzige was hier die renditen ernsthaft drücken kann ist haushaltsdisziplin (sprich sparen) oder einen deppen (wie seinerzeit china) zu finden der die anleihen kauft. man kann natürlich auch wieder anfangen sie selbst zu kaufen – und das bei ohnedies wieder anziehenden inflation. na da bin ich mal gespannt….was darfs denn sein, pest oder cholera?

  2. „der einzige teilmarkt, der sich nicht so leicht hinters licht führen läßt“

    Nicht die Märkte wurden hinters Licht geführt, sondern die Perma-Bären, die seit über zwei Jahren gegen einen haussierenden Markt gesetzt haben und hohe Verluste erlitten haben.

  3. Und da kommt der vierte apokalyptische Reiter bzw. Reiterin daher.

    Vertrauen ist das wichtigste Gut am Markt. Ist es nicht mehr vorhanden, kommt es auch so schnell nicht wieder. Und niemand glaubt oder wird an einer schwarzen Null in den USA glauben.

    Da kann die FED die Zinsen dann senken wie sie will. Die Leitzinsen sind dann nur noch Leidzinsen und Ausdruck der Verzweiflung über die wirtschaftliche Abkühlung.

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