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Warum heute der Crash an Chinas Aktienmärkten?

FMW-Redaktion

Man spricht von Panik an den Aktienmärkten Chinas, über 6% geht es nach unten bei den Inidzes. Was war der Auslöser? In Medienberichten heißt es: Konjunktursorgen. Aber das ist ein typisches Beispiel dafür, wie Journalisten sich Argumente aus dem Hut zaubern, wenn sie nicht wirklich wissen, was genau passiert ist. Die Kurse sind gefallen, also muß eine Begründung her, die irgendwie plausibel scheint.

Vermutlich ist es ein Mix aus verschiedenen Gründen, die für den Abverkauf sorgten. Der erste ist der wieder etwas schwächer von der Notenbank gefixte Yuan – aber das alleine erklärt den Abverkauf nicht. Schon gewichtiger dürfte sein, dass die Notenbank über Geldmarktoperationen dem Bankensektor weitere Liquidität entzogen hat – und das setzt einen Trend fort, nachdem in der Vorwoche so viel Liquidität abgepumpt worden war wie seit drei Jahren nicht mehr (auf Wochenbasis). Dieser Abzug von Liquidität wiederum sorgte für einen rasanten Anstieg der Tagesgeldzinsen – die Banken verlangen also von anderen Banken mehr Zinsen für kurzfristige Ausleihungen, was für Streß im System sorgt.

Und so war das an den Aktienmärkten Chinas gehandelte Volumen heute sehr hoch, während es bei den leichten Anstiegen der Vortage sehr gering war – kein gutes Zeichen. Der Shanghai Composite nähert sich mit dem heutigen Abverkauf wieder der psychologisch enorm wichtigen 3000er-Marke, daher ziehen viele Fonds die Reißleine – man fürchtet einen erneuten Crash und geht lieber wieder in Cash.

Nun aber kommt das mit großer Wahrscheinlichkeit wichtigste Argument für den Abverkauf heute: die chinesische Börsenaufsicht hat dem Versicherungsunternehmen Zhongrong Life Insurance wegen Solvenzrisiken untersagt, weitere Aktienbestände aufzubauen. Und das ist für den Markt gewissermaßen ein Schock, denn es wirft ein Schlaglicht auf die Lage vieler chinesischer Unternehmen. Diese sind bekanntlich hoch verschuldet, und wenn die Börsenaufsicht ein solches Verbot ausspricht ist klar, dass hier nur die Spitze des Eisbergs erfaßt ist.

Die Verschuldung der Unternehmen Chinas beträgt nun 160% des BIP – in den USA sind es nur 70%. In letzter Zeit hat insbesondere die Verschuldung von Immobilienfirmen wieder stark zugenommen: 70% der neuen Anleiheemissionen entfallen auf Immobilienunternehmen, die ohnehin schon stark verschuldet sind. Und so fürchtet der Aktienmarkt zurecht, dass irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem das Verschuldungs-Kartenhaus zusammen bricht. Und genau deswegen crashten die Aktienmärkte Chinas heute!



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1 Kommentar

  1. Also wenn wir uns heute mal gründe aus den Fingern saugen wollen….

    Bei dem mir vorliegenden Shanghai Comp. Sind sogar nur 2700punkte zu verzeichnen wenn Bloomberg mich nicht schon seit Jahren mit einem falschen Shanghai Comp versorgt ist die wichtige Marke schon seit Wochen unterschritten.

    Würde erstmal recherchieren bevor man sich Gründe ausdenkt!

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