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Tech-Dominanz des Marktes Warum Leerverkäufer trotz Börsen-Rally mächtig Kasse machen

Warum Leerverkäufer trotz Börsen-Rally mächtig Kasse machen
New York Stock Exchange. Foto: Michael Nagle/Bloomberg

Angetrieben von einer Handvoll Tech-Aktien setzt sich die Rekordjagd an den US-Börsen fort. Trotz der anhaltenden Rally der US-Aktienmärkte und den immer neuen Rekorden, dürften sich einige Anleger beim Blick in ihre Depots ungläubig die Augen reiben. Denn wer nicht überwiegend in die Technologie-Schwergewichte wie Nvidia, Microsoft und Co. investiert ist, schneidet deutlich schlechter ab als die techlastigen Indizes S&P 500 und Nasdaq 100. Auf der anderen Seite hatten Leerverkäufer, die auf fallende Kurse setzen, in diesem Jahr ein lukratives zweites Quartal, obwohl der Gesamtmarkt auf immer neue Höchststände kletterte.

Durch die starke Konzentration auf wenige Tech-Aktien ist in den vergangenen Monaten ein ausgeprägtes Ungleichgewicht im marktbreiten US-Leitindex entstanden. Die zehn größten Aktien machen ungefähr 35 Prozent der Gewichtung im S&P 500 aus. Diese Handvoll Aktien seien seit fast zwei Jahren für den größten Teil des Indexanstiegs verantwortlich. Demgegenüber stehen 490 andere Titel, die kaum oder gar nicht an der Rally partizipieren. Aufgrund dessen konnten Leerverkäufer im letzten Quartal mächtig Kasse machen, trotz der anhaltenden Rekordjagd der US-Börsen.

Leerverkäufer kassieren trotz Börsen-Rally ab

Wie Bloomberg berichtet, erzielten Leerverkäufer, die sich Aktien leihen und diese dann verkaufen, um an Kursverlusten zu verdienen, nach Angaben von S3 Partners LLC im zweiten Quartal Buchgewinne in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar. Buchgewinne aus Sektoren wie Industrie, Gesundheitswesen und Finanzwerten glichen einen Marktwertverlust von 15,7 Milliarden Dollar im Technologiebereich aus, so Ihor Dusaniwsky, Managing Director of Predictive Analytics bei S3.

„Sie waren in diesem Quartal wirklich gute Stockpicker“, sagte Dusaniwsky und wies auf solide Geschäfte mit Unternehmen wie IBM und Cloudflare hin, die während des Quartals abrutschten.

S&P 500-Aktien: Leerverkäufer machen Gewinn trotz anhaltender Börsen-Rally
Leerverkäufer profitieren im 2. Quartal trotz Börsen-Rally

Leerverkäufer nutzen einseitigen Markt aus

Die Tatsache, dass Leerverkäufer während der Börsen-Rally kräftig Gewinne erzielen, deutet darauf hin, dass sich die Anleger in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld auf einige wenige Aktien aus dem Technologiesektor konzentrieren und damit in anderen Sektoren einige Schwachstellen hinterlassen.

Der S&P 500 Index stieg in dem am 28. Juni beendeten Quartal um 3,9 %, angeführt von einem Anstieg der Aktien von Nvidia um fast 37 %. Der technologielastige Nasdaq 100 Index legte im gleichen Zeitraum um 7,8 % zu und überwand damit die runde Marke von 20.000 Punkten.

„Dies war die Bestätigung, dass der Markt zu eng ist“, sagte Quincy Krosby, Chief Global Strategist bei LPL Financial. „Es besteht ein wachsender Konsens darüber, dass die Uhr für die Hegemonie dieser großen Tech-Aktien tickt“.

Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass Leerverkäufer ihr Geld in Sektoren investierten, die im Laufe des Quartals zulegten. Laut S3 investierten die Short-Seller 33 Milliarden Dollar in den Informationstechnologiesektor, wobei die meisten Wetten gegen die Google-Muttergesellschaft Alphabet sowie gegen Meta Platforms und Netflix abgeschlossen wurden, als die Aktien stiegen.

Die Leerverkäufer stockten auch aktiv Wetten in Sektoren mit unterdurchschnittlicher Wertentwicklung auf, darunter Finanzwerte, Basiskonsumgüter und zyklische Konsumgüter. Die Tesla-Rally hat sie hingegen auf dem falschen Fuß erwischt und löste einen Short-Squeeze aus.  Leerverkäufer mussten ihre Positionen aufgeben beziehungsweise kauften Aktien von Elon Musks Elektroautounternehmen in Höhe von 2,2 Mrd. USD zurück, um aus dem Handel auszusteigen. Dadurch wurde Tesla von der größten Short-Position im Jahr 2023 zur viertgrößten in diesem Jahr.

Im Energiesektor wurden im zweiten Quartal die meisten Leerverkäufe getätigt.

Marktdynamik ist entscheidend

Dusaniwsky führt einen Teil des Erfolgs der Leerverkäufer darauf zurück, dass sie bei ihren Handelsentscheidungen mehr Gewicht auf die Marktdynamik legen.

„Die Marktgeschwindigkeit ist fast wichtiger als die zugrunde liegenden Fundamentaldaten des Unternehmens“, sagte er. „Wir sehen, dass Long- und Short-Positionen viel mehr als früher in den Markt fließen“.

Natürlich kann sich diese Dynamik im Handumdrehen ändern, und Krosby warnt vor einer kommenden Übergangsphase. Die Berichtssaison der Unternehmen zum zweiten Quartal steht an, und jede Enttäuschung bei den führenden Technologieunternehmen könnte die Aktien schnell nach unten schicken. Auch die Federal Reserve und die Frage, wann sie die Zinsen senken wird, spielen eine Rolle.

„Es ist fast so, als wäre man am Strand und der Sand fliegt dir um die Ohren“, sagte sie. „Man muss jetzt sehr vorsichtig sein.“

FMW/Bloomberg



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