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Blick bis Jahresende Zinsen senken? Händler sehen zwei Schritte der Federal Reserve

Muss die Federal Reserve die Zinsen gar nicht so oft senken? Die robuste US-Konjunktur kann auch so gut zurechtkommen?

Federal Reserve
Foto: Federal Reserve

Die Konjunkturdaten in den USA waren in den letzten Wochen doch zu robust? Vor allem die US-Arbeitsmarktdaten vom letzten Freitag waren richtig stark. Da kann, da muss die Federal Reserve die Zinsen länger oben hängen lassen? Dieser Chart zeigt das große Bild, den Verlauf im Fed-Leitzins seit dem Jahr 2003 (aktuell 5,25-5,50 %). Händler favorisieren jetzt zwei Zinssenkungen der Federal Reserve im Jahr 2024, und die Schlüsselrendite von 4,5 % kommt in Reichweite.

Grafik zeigt Entwicklung der Fed-Zinsen seit dem Jahr 2003

Nur noch zwei statt drei Zinssenkungen – Märkte zurückhaltender

Die Überzeugung der Händler, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr um drei Viertelpunkte senken wird, schwindet schnell, und die Märkte favorisieren jetzt nur noch zwei Zinssenkungen. Zinsswaps implizieren laut Bloomberg eine Lockerung der US-Geldpolitik um etwa 60 Basispunkte in diesem Jahr, was bedeutet, dass zwei Zinssenkungen das wahrscheinlichste Ergebnis sind, wobei die erste bis September erwartet wird, so die Bloomberg-Preisdaten. Am Freitag lag die Wahrscheinlichkeit einer dritten Senkung noch bei über 50 %.

Renditen steigen

Die Preise von US-Staatsanleihen fallen heute ebenso wie die ihrer Konkurrenten und ließen die zweijährige Rendite um drei Basispunkte auf 4,78 % steigen. Die Renditen 10-jähriger Anleihen befinden sich in Schlagdistanz zur Schlüsselmarke von 4,5 %, die von einigen Anlegern als wichtige Schwelle angesehen wird, die darüber entscheiden könnte, ob die Zinsen wieder die Höchststände des letzten Jahres erreichen.

Steigende Renditen für Anleihen deuten auf steigende Zinsen bei der Federal Reserve hin

Während der Handel mit US-Swaps während der europäischen Handelszeiten weniger liquide sein kann, haben die Märkte seit Tagen ihre Wetten auf Zinssenkungen der Federal Reserve zurückgeschraubt. Die US-Wirtschaftsdaten sind nach wie vor robust, und Fed-Vertreter haben die Notwendigkeit einer Lockerung zurückgewiesen, wobei einige sogar das Risiko von Zinserhöhungen betonten, sollten die Fortschritte bei der Inflation ins Stocken geraten. Die Verbraucherpreisdaten werden im Laufe dieser Woche erwartet.

Expertenaussage

„Der Fokus auf den Zeitpunkt einer möglichen Senkung der Zinsen wird durch die Daten weiter untergraben, und die Federal Reserve scheint nach einer angemessenen Reaktion zu suchen, falls sich die Inflationsdynamik nicht weiter abschwächt oder sogar wieder beschleunigt“, sagte Rainer Guntermann, Stratege bei der Commerzbank. „Nach dem überraschend starken Arbeitsmarktbericht vom Freitag und den hawkishen Fed-Kommentaren vom Wochenende werden die US-Inflationsdaten vom Mittwoch entscheidend sein.“

Wirtschaft robust – Zinssenkungen nicht nötig?

Zu Beginn des Jahres war die Erwartung weit verbreitet, dass die elf Zinserhöhungen der Federal Reserve in den vergangenen zwei Jahren nicht nur die Inflation dämpfen, sondern auch die Wirtschaft belasten würden, was den Markt dazu veranlasste, auf bis zu sechs Zinssenkungen in diesem Jahr zu setzen. Stattdessen haben sich die Fortschritte in Richtung einer niedrigeren Inflation verlangsamt, die Wachstumskennzahlen sind nach wie vor robust, und die Anleger schaufeln weiterhin Geld in Aktien und Unternehmensanleihen in einem Tempo, das darauf schließen lässt, dass die Wirtschaft noch keine niedrigeren Zinsen benötigt.

Dies hat zu einem Ausverkauf von Staatsanleihen geführt, der die sorgfältig kalibrierten Portfolios von Anlegern, die auf einen Aufschwung der Anleihen gesetzt hatten, ins Wanken brachte. Ein Bloomberg-Index für US-Staatsanleihen hat in diesem Jahr 2 % verloren. Dennoch halten einige Vermögensverwalter an ihrer Linie fest und setzen darauf, dass die Zinssenkungen der Federal Reserve, wenn sie denn kommen, eine lang erwartete Rallye auslösen werden.

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Gar keine Zinssenkungen in diesem Jahr – hat der Markt überhaupt nicht eingepreist. Die erste Zinssenkung würde dann erst im Januar erfolgen- Parallelen zu 2001 bieten sich hier an….

    Die Märkte haben die letzte große Krise nicht vergessen, als die FED die Leitzinsen für längere Zeit auf dem erhöhten Niveau – von 5,25 Prozent beließ.

    Viele machen diese lange Plateauphase, für den anschließenden Crash am Immobilien – und Aktienmarkt verantwortlich.

    Nicht die Zinshöhe wäre es gewesen, sondern vor allem die Dauer der Höhe.

    Der Lackmustest für diesesmal steht noch aus. Ich persönlich glaube, das sich die steigenden Zinsen bald durch’s System gefressen haben werden….

    Vielleicht hat die US Volkswirtschaft noch ein paar Monate Zeit, aber spätestens im Spätsommer werden sich erste Bremsspuren in der Realwirtschaft einstellen.

    Wie gesagt, gar keine Zinssenkungen in diesem Jahr hat niemand auf dem Schirm…das gäbe vielen Marktteilnehmern Gelegenheit ,ihr Portfolio zu überprüfen….und Risiko- Assets, was Aktien zwangsläufig sind, zu minimieren…
    Aber noch hält der Markt an seinem Mantra der baldigen Zinswende nach unten fest, felsenfest, noch wie gesagt…

    1. „…Wie gesagt, gar keine Zinssenkungen in diesem Jahr hat niemand auf dem Schirm…“

      Mei Wastl, was für eine Neuigkeit!
      Die Spatzen pfeifen es längst vom Dach und jetzt kommen Sie daher…mamma mia…🤭.
      Und Ihre „persönlichen“ Zinsen bekommen wieder einmal Systemfresslust😂.

      1. „Ich persönlich glaube, das sich die steigenden Zinsen bald durch’s System gefressen haben werden….“

        Doktor, sehr hochgestochen formulierter Satz im Futur II Indikativ, aber „dass“ mit „das“ verwechselt! Darf Leuten ohne Doktortitel natürlich passieren, bei Ihnen macht es aber leider keinen so guten Eindruck!

  2. An die zwei bekannten Personen -Basher, BASHING IST WIE FASHING, nur Narren machen das.Der viel kritisierte Dr. ist auf jeden Fall besser als seine immergleichen Kritiker. Für Sebastian fast ein Kompliment, denn die beiden Widersacher liegen ja fachlich meistens falsch, reine Schaumschläger.

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