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Blick in die Schwellenländer Aktien: Wall Street sucht die nächsten KI-Gewinner fernab der USA

Aktien: Wall Street sucht die nächsten KI-Gewinner fernab der USA
KI-Aktien. Foto: Anustudio-Freepik.com

Einige der größten Vermögensverwalter an der Wall Street sind auf der Suche nach der nächsten Welle von Gewinnern der künstlichen Intelligenz. Doch diesmal lassen sie ihren Blick außerhalb der USA schweifen. In einer Zeit, in der die weltweite KI-Euphorie die Aktie von Nvidia in weniger als einem Jahr um das Dreifache und den US-Schlüsselindex für Halbleiterhersteller um 50 % in die Höhe getrieben hat, richtet sich der Blick der Anleger auf der Suche nach neuen KI-Aktien auf die Schwellenländer.

Wie Bloomberg berichtet, sagten die Strategen von Goldman Sachs, dass man speziell nach Beteiligungen an Herstellern von KI-Lieferkettenkomponenten wie Kühlsystemen und Netzteilen Ausschau hält. JPMorgan Asset Management bevorzugt indessen traditionelle Elektronikhersteller, die sich zu KI-Führern wandeln, während die Investmentmanager von Morgan Stanley auf Akteure setzen, bei denen die künstliche Intelligenz das Geschäftsmodell neugestaltet.

„Wir sehen KI als Wachstumstreiber in den Schwellenländern“, sagt Jitania Kandhari, stellvertretende Chief Investment Officer bei Morgan Stanley. „Während wir bisher in direkte KI-Profiteure wie Halbleiter-Aktien investiert haben, wird es in Zukunft wichtig sein, nach Unternehmen in verschiedenen Branchen zu suchen, die KI einsetzen, um ihre Erträge zu steigern.“

KI-Aktien in Schwellenländern

KI-Aktien führen in diesem Jahr bereits einen Aufschwung von 1,9 Billionen Dollar in den Schwellenländern an, wobei taiwanesische und südkoreanische Chip-Unternehmen wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Co (TSMC) und SK Hynix Inc. 90 % der Gewinne ausmachen, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

Trotz dieser starken Rally sind die meisten KI-Aktien aus den Schwellenländern immer noch weitaus günstiger als ihre US-Konkurrenten. Während Nvidia mit dem 35-fachen seiner prognostizierten Gewinne (KGV) gehandelt wird, werden die asiatischen KI-Giganten in der Regel mit dem 12- bis 19-fachen bewertet.

Die sich entwickelnden Märkte bieten auch ein schnelleres Wachstum. Analysten sehen für Technologieunternehmen aus Schwellenländern insgesamt einen Gewinnanstieg von 61 %, während sie für die US-Konkurrenten einen Anstieg von 20 % prognostizieren, laut den Bloomberg-Daten.

Aktien aus Taiwan, Korea usw. sind die künftigen KI-Gewinner
Anatomie einer KI-Rally: Taiwans Hon Hai mit steilem Anstieg

Bislang sind die Stars der KI-Show jene Unternehmen, die bereits vor der KI-Rally technologisch führend waren, wie TSMC und Hon Hai Precision Industry Co.

Das Duo und MediaTek, ebenfalls ein Chiphersteller, sind in einem JPMorgan-Länderfonds enthalten, der in taiwanesische Aktien investiert und 96 % von mehr als 1.400 Vergleichsunternehmen übertroffen hat. Die drei Aktien gehören auch zu den Top-10-Beständen des iShare MSCI EM Ex-China ETF, dessen Wert sich in den letzten fünf Monaten verdoppelt hat.

„Die Technologieunternehmen, die in der Vergangenheit die Zulieferer der großen Namen waren, könnten selbst zu den großen Akteuren werden“, so Anuj Arora, Leiter des Bereichs Schwellenländer und Asien-Pazifik-Aktien bei JPMorgan Asset Management. „Die frühe Adaption dieser Technologie bedeutet, dass diese Unternehmen ihren Konkurrenten weit voraus sind, wenn es darum geht, neuere Entwicklungen zu nutzen.

Dennoch wird die KI-Begeisterung immer größer und immer mehr Investoren investieren.

Aktien: Aufholbedarf in den Schwellenländern

Das koreanische Unternehmen Hanmi Semiconductor beispielsweise, das sich mehrheitlich im Besitz der Familie des Milliardärs Kwak Dong Shin befindet, ist in diesem Jahr um etwa 120 % gestiegen und hat damit die besten Zuwächse unter den Mitgliedern des MSCI Emerging Markets Index erzielt. Den von Bloomberg zusammengestellten Daten zufolge ist auch der Anteil ausländischer Beteiligungen in den letzten Wochen gestiegen.

Die Aktie des vietnamesischen IT-Dienstleisters FPT Corp. ist in diesem Jahr um fast 20 % gestiegen und hat den Ashmore EM Frontier Equity Fund zum besten Wertentwickler unter den aktiv verwalteten Schwellenländerfonds in den USA gemacht.

Bei den börsengehandelten Schwellenländerfonds in den USA flossen mehr als die Hälfte aller Mittelzuflüsse in diesem Jahr in den iShares MSCI EM ex-China ETF, zu dessen Top-10-Beständen Unternehmen gehören, die in künstliche Intelligenz investieren, so die von Bloomberg zusammengestellten Daten. Ein in Taiwan ansässiger Aktienfonds, der Yuanta Taiwan Value High Dividend ETF, erhielt in der Woche bis zum 3. April frische Einlagen in Höhe von 5 Mrd. USD.

Andernorts haben etablierte Unternehmen neues Anlegerinteresse geweckt, nachdem sie signalisiert hatten, dass sie in die künstliche Intelligenz einsteigen wollen. Saudi-Arabien entwickelt sich zu einer Brutstätte für chinesische KI-Unternehmen, wie die Cloud-Partnerschaft der Alibaba Group Holding mit Saudi Telecom.

Der indische Erdölriese Reliance Industries unter der Leitung des Milliardärs Mukesh Ambani hat ein ChatGPT-ähnliches Modell entwickelt, das 22 indische Sprachen beherrscht. Das Unternehmen ist ebenfalls Teil des digitalen Wandels in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern.

„Wir würden auf die potenzielle Mentalität der ’nationalen Champions‘ hinweisen, die sich in einigen Märkten rund um KI entwickelt“, so Luke Barrs, Global Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management bei Goldman Sachs. „Die Länder konzentrieren sich darauf, einheimische Unternehmen zu fördern, die in Zukunft führend sein können.“

Aktien: Ein Platz am KI-Tisch, zum halben Preis - Schwellenländer
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Der Handel ist nicht ohne Risiken

Die Schwellenländermärkte sind eng mit den USA verbunden, was bedeutet, dass ein Ausverkauf von KI-Aktien auf die ganze Welt ausstrahlen könnte. Wenn sich die Gewinne an den Aktienmärkten ausweiten, könnten zudem andere Sektoren aufholen und die KI-Aktien ins Hintertreffen geraten.

Dennoch finden die Anleger in den Schwellenländern zunehmend Alternativen zu US-Tech-Aktien, die wahrscheinlich zu weit gelaufen sind, so Kandhari von Morgan Stanley.

„In den Schwellenländern sehen sie KI als einen unterschätzten Treiber für die Zukunft“, sagte sie. „Dort gibt es viele niedrig hängende Früchte zu ernten“.

FMW/Bloomberg



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