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Aussagen von Francois Villeroy de Galhau Zinsen senken im Juni – Öl-Unsicherheit kein Hindernis laut EZB-Entscheider

Laut einem wichtigen EZB-Ratsmitglied wird die Unsicherheit beim Ölpreis die Senkung der Zinsen im Juni nicht behindern.

EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau. Foto: Jason Alden/Bloomberg

Neben Deutschland ist Frankreich das Schwergewicht in der Eurozone, von daher hat die Aussage des französischen Ratsmitglieds Francois Villeroy de Galhau zum Thema Zinsen bei der EZB Gewicht! Die Europäische Zentralbank wird sich seiner Aussage nach von der Unsicherheit bezüglich des Ölpreises nicht von einer ersten Zinssenkung im Juni abbringen lassen! Der Chart zeigt die langfristige Entwicklung von Leitzins (aktuell 4,5 %) und Einlagensatz (4,0 %) seit dem Jahr 2001.

Grafik zeigt Entwicklung der EZB-Zinsen seit dem Jahr 2001

Zinsen senken im Juni – Aussagen vom Sonntag

Selbst wenn der Konflikt im Nahen Osten die Ölpreise in die Höhe treiben sollte, müssten die Währungshüter nach Ansicht des Gouverneurs der Bank von Frankreich zunächst analysieren, ob ein solcher Schock die zugrunde liegende Preisentwicklung und die Inflationserwartungen anheizt. Daher werde es keine “mechanische” Reaktion geben, sagte er laut Bloomberg in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit Les Echos.

Auf die Frage, ob Unsicherheit den Beginn der geldpolitischen Lockerung  (Zinsen senken) verzögern könnte, antwortete er: “Nein — wenn es keine Überraschung gibt, dürfen wir nicht zu lange warten.” Die Währungshüter der EZB sind sich weitgehend einig, dass der Leitzinsentscheid am 6. Juni der richtige Zeitpunkt ist, um mit der Lockerung zu beginnen. Villeroy hat sich lautstark für einen solchen Schritt ausgesprochen, während seine falkenhafteren Kollegen in unterschiedlichem Maße davon überzeugt sind. Einige sehen nur eine zunehmende Wahrscheinlichkeit.

“Ab dem Zeitpunkt, an dem wir hinreichend zuversichtlich sind, dass wir das Inflationsziel von 2% bis zum nächsten Jahr erreichen werden, ist es unsere Pflicht, die Kosten in Bezug auf Aktivität und Beschäftigung zu minimieren”, sagte Villeroy. “Das ist der Sinn einer ersten Senkung der Zinsen im Juni.” Auch wenn der Juni immer sicherer wird, ist der weitere Kurs der EZB weniger klar, da sich die Notenbanker nicht einig sind, wie weit die Lockerung gehen soll. Villeroy sagte, es werde in Zukunft weitere Zinssenkungen in einem “pragmatischen Tempo” geben.

“Wir werden immer zur Anpassung in der Lage sein, wenn ein externer Schock die Disinflation bedroht”, sagte er. Villeroy sagte auch, dass die Senkung von Zinsen bei der EZB nicht von der Federal Reserve abhängen werden, von der erwartet wird, dass sie länger wartet, ehe sie ihre Geldpolitik lockert (Abweichungen bergen Risiken, mehr dazu HIER). Die EZB werde die Auswirkungen eines solchen Szenarios auf den Euro prüfen, ohne jedoch ein bestimmtes Niveau für die Währung anzustreben, sagte er.

“Wenn ich von pragmatischem Gradualismus spreche, bedeutet das, dass wir alle Daten prüfen werden”, sagte Villeroy bei der Vorstellung seines jährlichen Schreibens an den französischen Präsidenten am Montag. “Aber wir lassen uns von europäischen Daten leiten, nicht von US-Daten.”

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Die EZB kümmert sich gerne um Klimaschutz. Aber im Zusammenhang mit ihrer vorrangigen Aufgabe, eine Zinspolitik zugunsten einer Preisstabilität, bzw. möglichst geringer Inflation hat der Ölpreis bei der EZB keinen Stellenwert.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Südländer machen schon lange Druck- bezüglich einer baldigen Zinssenkung. Das ist auch nicht verwunderlich, sie sind allesamt hoch verschuldet.

    Leitzinsen von über 4,5 Prozent hat niemand auf dem Schirm. Vielmehr plädiert man dort für eine Fortsetzung der Niedrigzinspolitik – nach Dragischem Vorbild.

    Die EZB hat sowieso lange gewartet, ehe sie überhaupt die Zinsen erhöht hat. Da war die Inflation schon bei deutlich über 5 Prozent, da hat sie diese immer noch negiert.

    Die Heterogenität der Eurozone kommt nun immer mehr zum Tragen.

    Die deutsche Umlaufrendite wird also bald wieder in den negativen Bereich der Realverzinsung sinken. Eine signifikante Marktbereinigung bleibt somit aber aus.

    Der DAX feiert die zukünftige Entwicklung der Niedrigzinspolitik schon mal vor…

  3. “Ab dem Zeitpunkt, an dem wir hinreichend zuversichtlich sind, dass wir das Inflationsziel von 2% bis zum nächsten Jahr erreichen werden, ist es unsere Pflicht, die Kosten in Bezug auf Aktivität und Beschäftigung zu minimieren”, sagte Villeroy.

    war das nicht einer der kapazunder, der über ein jahr stark ansteigende inflation ignoriert hat? und dann kam der spekulationsgetriebene energiepreisschock oben drauf wegen dem ukraine-überfall oben drauf.

    einfach verantwortungslos was diese leute in ihrer politiker/big money-willfährigkeit für geschwätz verbreiten. was das bewirkt sieht man an einem anderen kapazunder, dem herrn powell. der schießt der eigenen organisation und deren inflationsbekämpfungs-arbeit mal schnell aus vorauseilendem gehorsam ins knie.

    wir sind also wieder an einem punkt an dem der offen zur schau „what ever it takes“ opportunismus zum primären nutzen des großkapitals wieder sein süßliches grinsgesicht zeigt. von den interessen der kleinen leute insb. an einer seriösen geldpolitik zur bewahrung der geldwertstabilität, haben sich diese notenbanker genauso weit entfernt wie russland von einer demokratischen wahl ihres staatsoberhauptes.

    es könnte nur sein, dass man sich aber in seiner eliten-abgehobenheit zumindest mittelfristig verkalkuliert. der initiale push für die unternehmensergebnisse durch die weitergabe der preise an die konsumenten, bei gleichzeitiger konstanter oder sogar sinkender kostenstruktur (stichwort: erzeugerpeis-deflation; nachlaufende lohnerhöhungen) wird nicht auf dauer funktionieren.

    indem man den normalen lohnempfänger (also 80% der leute) durch die nicht-bekämpfung der (REALEN) inflation immer mehr kaufkraft entzieht, brechen nun zuerst so spass-geschichten weg wie der kauf eines elektrofahrzeugs weil schlicht in die kategorie unleistbar einzuordnen. und das gilt eben für vieles anderes als die gerade notwendigen laufenden ausgaben des täglichen lebens. man braucht nur mal in letzter zeit wieder im supermarkt, lieblingsitaliener oder reisebüro gewesen zu sein. da merkt man, dass man hier sicher keine 3% inflation hat. es gibt ja zb. in amiland eine parallelberechnung der inflation nach den kalkulationsregeln der 80er jahre. da bewegt sich die inflation in der gegend des 2,5-3 fachen dessen was heute geschönt berechnet wird.

    nach corona hat sich jede(r) noch was geleistet und (leider) im taumel des ende der pandemie die aufgerufenen explodierenden preise bezahlt. und ich verrate jetzt ein ganz großes geheimnis: preise steigen nicht weil sie verlangt, sondern weil sie bezahlt werden.
    gilt natürlich stärker für produkte, die nicht rasch substitierbar bzw. „luxus“ sind. aber da geht schön langsam die luft aus wie man allerorts sieht – wir befinden uns auch wenns nicht gerne gesagt wird in einem vermutlich dauerhaften stagflationsszenario (insb.der privaten). ohne die preiskomponente und div. staatsschuldenorgien hätte wir natürlich rezession.

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