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Protokoll der letzten Sitzung veröffentlicht Zinsen senken? Laut EZB-Räten Zeit fast gekommen

Das Protokoll der EZB-Sitzung vom 7. März wurde heute veröffentlicht. Der Zeitpunkt für die Senkung von Zinsen sei fast gekommen.

EZB-Zentrale in Frankfurt. Foto: Bloomberg

Wie früh kann oder will die EZB die Zinsen senken? Eine äußerst wichtige Frage, die Aktien und Euro bewegen kann. Heute wurde das Protokoll der letzten EZB-Sitzung vom 7. März veröffentlicht. Daraus ist die klare Tendenz erkennbar, dass man in absehbarer Zeit senken könnte. Der Leitzins liegt aktuell bei 4,5 %, der Einlagensatz bei 4,0 %. Der Chart zeigt die Entwicklung der beiden Zinssätze seit dem Jahr 2001.

Grafik zeigt die Entwicklung der EZB-Zinsen seit dem Jahr 2001

EZB-Räte sahen im März wachsende Argumente für Zinssenkung

Die Mitglieder des EZB-Rats haben bei ihrer Tagung am 6. und 7. März genügend überzeugende Belege für den Schluss gesehen, dass die Zeit für die Senkung der Zinsen fast gekommen ist, so Bloomberg. Dieses Fazit ergebe das Protokoll der geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank. Weiter wird berichtet: Mit Blick auf die Inflation konstatierten die Währungshüter “ermutigende” Fortschritte hin zum 2%-Ziel. Zu einer Entwarnung in Sachen Teuerung waren sie aber nicht bereit.

“Wenngleich es sinnvoll sei, neue Daten und Belege abzuwarten, spreche immer mehr dafür, Zinssenkungen in Betracht zu ziehen”, so hieß es im Protokoll. Dabei wurde auf die jüngsten gesamtwirtschaftlichen Euroraum-Projektionen des EZB-Stabs verwiesen sowie auf geringere Projektionsfehler und die Einschätzung, dass die Risiken nun ausgewogener seien. Hierdurch rücke der Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung “stärker ins Blickfeld.” Die EZB hat den Juni als den Monat signalisiert, in dem sie voraussichtlich mit der Senkung der Zinsen beginnen wird. Die Inflation nähert sich zwar wieder deutlich dem 2%-Ziel der Währungshüter. Die Falken im EZB-Rat befürchten dennoch, dass die Teuerung wieder anziehen könnte, wenn die Geldpolitik zu früh gelockert wird. Hier weitere wichtige Eckpunkte des EZB-Protokolls.

Zu den Zinsen

“Alle Ratsmitglieder stimmten dem Vorschlag von Herrn Lane zu, die drei Leitzinssätze der EZB auf ihrem aktuellen Niveau zu belassen. Sie waren sich darin einig, dass es verfrüht wäre, in der aktuellen Sitzung über Zinssenkungen zu beraten. Stattdessen wurde bekräftigt, dass der Disinflationsprozess weiter vorangeschritten sein müsste und zusätzliche Belege gesammelt werden müssten. Erst dann könne der EZB-Rat hinreichend sicher sein, dass die Inflation zeitnah und nachhaltig zu ihrem Zielwert zurückkehren werde.”

“Die Ratsmitglieder betonten die Notwendigkeit, dass sich die Geldpolitik weiterhin nach der Datenlage richte und auch künftig auf den bereits kommunizierten Elementen der Reaktionsfunktion beruhe.”

“Es wurde hervorgehoben, dass dem EZB-Rat in der Juni-Sitzung neben den neuen Projektionen deutlich mehr Daten und Informationen, insbesondere zur Lohnentwicklung, zur Verfügung stehen würden. Dagegen seien die neuen Informationen, die rechtzeitig zur Sitzung im April vorlägen, erheblich begrenzter.”

“Des Weiteren wurde daran erinnert, dass Fokus und Mandat der EZB auf Preisstabilität ausgerichtet seien, auch wenn Übertragungseffekte aus anderen bedeutenden politischen Domänen natürlich berücksichtigt würden.”

Zu den Märkten

“Es wurde darauf hingewiesen, dass sich die Finanz- und Finanzierungsbedingungen – und damit auch der effektive geldpolitische Kurs – bereits entspannt hätten und sich diese Entwicklung fortsetzen könnte, da die Märkte ihre Zinserwartungen neu bewerteten. Darüber hinaus verlaufe im Fall der Dienstleistungsinflation die Transmission schwächer und langsamer, da Dienstleistungen tendenziell weniger kapitalintensiv und daher weniger stark auf Außenfinanzierungsmittel angewiesen seien.”

Zu Inflation und Löhnen

“Die Inflation sinke wie weitgehend erwartet weiter in Richtung des Zielwerts von 2% – ein guter Fortschritt, der als ermutigend angesehen werde.” Die Disinflation jedoch “könnte künftig unsicherer, langsamer und holpriger vonstattengehen.”

“Die anhaltende Unsicherheit darüber, wie sich die Verflechtung von Löhnen, Gewinnen und Produktivität auf die Binneninflation auswirken werde, mache deutlich, dass Vorsicht geboten sei und mehr Belege für ein weiteres Absinken der Kerninflation vonnöten seien. Zugleich gebe es Anzeichen dafür, dass beim Lohnwachstum eine Mäßigung eingesetzt habe. Überdies würden Gewinne einen Teil der steigenden Arbeitskosten auffangen, wodurch die entsprechenden inflationären Effekte verringert würden.”

“Aufgrund der unsicheren Aussichten für das Lohnwachstum, das Produktivitätswachstum und die Gewinnmargen blieben Fragen zur Nachhaltigkeit des Disinflationsprozesses offen – insbesondere was den Preisauftrieb bei Dienstleistungen und die inländische Teuerung betreffe.”

Zur Wirtschaft

“Indessen wurde auch darauf hingewiesen, dass die seit der letzten Sitzung des EZB-Rats verfügbar gewordenen Daten bestätigt hätten, dass die Wirtschaft im Eurogebiet die Talsohle durchschritten habe. Diese Entwicklung werde von der wieder steigenden Auslandsnachfrage und dem anhaltend robusten Wachstum in den Vereinigten Staaten sowie von zuletzt positiveren Nachrichten aus China gestützt.”

“Die Sitzungsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich weitgehend einig, dass das Wachstum in der kurzen Frist schwächer als erwartet ausfallen dürfte. Die Konjunktur habe fünf Quartale in Folge stagniert und dürfte zwei weitere Quartale schwach bleiben.”

FMW/Bloomberg



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