Allgemein

Deutschland-Misere auf einem DIN-A4-Blatt „Offensichtlich hat niemand mehr Lust im Fischhandel zu arbeiten“

Ein kleiner Fischladen in Hamburg ist dicht. Was das mit der deutschen Volkswirtschaft zu tun hat? Ich muss mich hier mal aufregen.

Aushang bei Fisch Böttcher
Aushang bei Fisch Böttcher. Foto: Finanzmarktwelt.de

Auch wenn geneigte Beobachter der aktuellen Regierungspolitik sagen würden, dass doch alles läuft, dass doch alles in Ordnung ist, dass die Transformation gelingt, und dass man nicht alles schwarz sehen soll: Es läuft so einiges schief in Deutschland, und das ist kein Zufall, und auch keine kurzzeitige Entwicklung, die irgendwann wieder von alleine aufhört. Was bereits unter Merkel lief, erlebt nun den Turbo-Booster durch die vor allem grüne Regierungspolitik im Bund. Bürgergeld sowie immer mehr Abgabenlast und Bürokratie sorgen für einen toxischen Mix für Unternehmer. Das sah man Anfang März ganz deutlich bei mir um die Ecke, zentral in Hamburg.

Fisch Böttcher, ein kleiner Einzelhändler und der älteste Fischverkäufer in ganz Hamburg, hat ohne Vorankündigung Anfang März geschlossen, für immer. Dieser Aushang hängt seit Anfang März am Laden. Wochenlang gehe ich nun dort vorbei, habe den Aushang aber jetzt mal fotografiert. Ständig sehe ich dort Menschen stehen bleiben, die dieses Schild lesen, und dann fassungslos weitergehen. Es ist echt eine unfassbare Überraschung, mit der man gar nicht gerechnet hat. Auch wenn inzwischen einige Medien darüber berichtet haben, muss ich hier mal mein Entsetzen loswerden. Es ist weit mehr als nur die Aufgabe eines kleinen Einzelhändlers. Da wäre die Auswirkung für die Verbraucher. Vor Ort gibt es nun keine Versorgung mehr mit frischem Fisch. Entweder man fährt jetzt längere Strecken in andere Stadtteile, oder muss bis zum Wochenende warten, wenn es auf dem Markt frischen Fisch gibt. Das mag noch verkraftbar sein, es gibt Schlimmeres?

Man könnte auch sagen: Nicht aufregen, das ist eben der Wandel der Zeit. Die Leute ändern ihre Essgewohnheiten, man isst weniger Fisch, dafür mehr Vegan? Falsch! Meine persönliche Beobachtung als Stammkunde war, dass der Laden wirklich gut lief. Ohne einen Einblick in die Finanzen des Fischladens zu haben, so war er doch nach meinem Eindruck immer gut besucht, und die Kaufkraft im Stadtteil ist immens. Jede Menge Stammkunden und Laufkundschaft, und öfters sogar Schlangen vor dem Laden. Und Fisch essen wollen die Leute jede Menge, vor allem Frischfisch.

Aber wie es der Aushang zeigt: Das Hauptproblem, das zur Geschäftsaufgabe führte war, dass der Chef Personalabgänge nicht durch neue Mitarbeiter ersetzen konnte. Offensichtlich habe niemand mehr Lust im Fischhandel zu arbeiten. Und deswegen sei es nicht gelungen Abgänge zu ersetzen, so steht es auf dem Aushang. Dazu kommen noch negative Faktoren wie steigende Kosten für Personal, Energie, Wareneinkauf. Wie aus Medienberichten hervorgeht, soll laut dem Betreiber von Fisch Böttcher neben dem Wunsch nach Teilzeit bei Bewerbern das Bürgergeld ein Rolle spielen. Warum abmühen, wenn man auch Bürgergeld beziehen kann? Die Notwendigkeit arbeiten zu müssen, wird einem abgenommen? Kaum jemand ist laut Inhaber Frank Giesler im BILD-Interview noch bereit, stundenlang auf den Beinen zu stehen, am Ende des Tages nach Fisch zu riechen und dann noch in Gummistiefeln mit Bürste den Laden zu schrubben. Da würden viele wegen des Bürgergeldes lieber zu Hause bleiben. Früher habe es den Druck gegeben arbeiten zu müssen. Das habe sich nun geändert.

Auch sein Bruder, der in einem anderen Hamburger Stadtteil einen Fischladen betreibt, hat das selbe Problem – er findet kein neues Personal. Meine Meinung: Es ist eine grundsätzliche Tendenz, nicht nur hin zu Bürgergeld oder Teilzeitwunsch. Es gibt immer mehr all zu bequeme Bürojobs, die dazu auch noch besser bezahlt werden. Warum also abmühen im Einzelhandel, wo man auch noch den ganzen Tag stehen muss? Viele dieser Bürojobs haben oft aber kaum einen volkswirtschaftlichen Nutzen, man denke da beispielsweise an die Schaffung von immer mehr Planstellen beim Staat (damit meine ich nicht Polizei und Schulen).

Die Folgen der Fehlanreize spürt man bundesweit überall, selbst in Top-Lagen. Bäcker, Fleischer, Restaurants, Hotels, uvm – alle haben Probleme Mitarbeiter zu finden, und das bei mehreren Millionen Arbeitslosen in Deutschland. Gewiss, nicht jeder Arbeitslose ist für jede offene Stelle geeignet. Aber gerade im Einzelhandel oder in der Gastronomie gibt es viele einfache Tätigkeiten, bei denen ein einfacher Einstieg möglich wäre.

Durch staatliche Fehlanreize, immer mehr Bürokratie und eine insgesamt immer höhere Abgabenlast sorgt der Staat für ein denkbar ungünstiges Umfeld für Unternehmer, die dann vermehrt auch kapitulieren. Volkswirtschaftlich ist das eine Katastrophe, die jetzt schon sichtbar wird, für jedermann. Für die Verbraucher heißt das: Kürzere Öffnungszeiten, weniger Auswahl, längere Anfahrtswege, weniger Service, höhere Kosten. Und je weniger Unternehmer, und je mehr Staatsjobs, desto mehr müssen die verbleibenden Unternehmer und ihre Angestellten erwirtschaften, um den wachsenden Staatsapparat zu bezahlen. Wenn immer mehr Menschen die Lust verlieren da mitzumachen, begeben sie sich entweder in eine Verweigerungshaltung und schalten ab, oder man wandert aus. Für die Volkswirtschaft ist das letztlich ein Teufelskreis, eine Abwärtsspirale. Das Ende von Fisch Böttcher, wo eigentlich genug Kundennachfrage und Kaufkraft vorhanden war, ist ein ganz konkretes Beispiel für das, was in Deutschland gerade schlief läuft.

Teile der Kundschaft hätten sich auch deutlich gestiegene Preise weiter problemlos leisten können, gerade an dem Standort von Fisch Böttcher, so meine Meinung. Aber Frank Giesler deutet auch an, dass die steigenden Fischpreise auch ein Problem waren. Gerade Familien seien wichtige Kunden gewesen. Doch viele von ihnen hätten sich die massiv gestiegenen Preise nicht mehr leisten können. Hierzu möchte ich allgemein sagen: Schuld ist hier wohl kaum Fisch Böttcher oder seine Lieferanten, auch nicht die zu geringe Kaufkraft einiger Kunden, auch nicht der Ukraine-Krieg, und auch nicht die allgemeine Inflation. Die Staatsquote, die alles teurer macht, ist das grundlegende Problem. Abseits von direkt sichtbaren Steuern treiben die unsichtbaren indirekten Steuern und Abgaben Preise hoch und machen das Leben der Verbraucher grundsätzlich so teuer, dass sich immer weniger Menschen frischen Fisch und viele andere Dinge leisten können. Steuern auf Benzin und Tabak sind Abgaben, an die man schnell denkt. Aber weiter hinten in den Liefer- und Produktionsketten stecken noch viel mehr Abgaben wie CO2-Steuer uvm. Abgaben wie die ab 2025 startende Plastiksteuer kommen noch hinzu.

Auch mehr Bürokratiekosten wie das neue EU-Lieferkettengesetz werden von Unternehmen letztlich auf Verbraucher umgewälzt. Jeder einzelne Abgabenposten mag nur minimal sein. Aber alles zusammen genommen entsteht ein riesiger Berg an Abgaben, der von Station zu Station weitergereicht wird, um am Ende der Kette im Alltag von vielen Menschen zu immer höheren Kosten und immer weniger Kaufkraft führt. Gäbe es eine echte und umfangreiche Senkung der Staatsquote, hätten Unternehmer und Verbraucher mehr Luft zum Atmen. Dann könnte ein Fischladen auch höhere Gehälter zahlen, Kunden hätten mehr Kaufkraft, und durch weniger Fehlanreize wären mehr Menschen bereit im Einzelhandel zu arbeiten. Mehr Netto vom Brutto wäre der einfachste Anreiz.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

20 Kommentare

  1. Moin, moin,

    so geht sozialistische Plan-Wirtschaft. Wenn dieser Unfug in Berlin nicht bald beendet wird, landen wir im Bürgerkrieg. Da mag der eine oder andere jetzt lachen, aber m.E. ist eine Fortsetzung des Sozialstaates das Ende der Wirtschaft und damit des Staats. Wieso arbeiten gehen, wenn man alles gratis bekommt? Wer noch arbeiten geht muss sich quasi als Depp betiteln lassen. Wer möchte noch arbeiten? Niemand! Lieber abkassieren und Freizeit. Weiter so Berlin!

    1. sehr lustig, musste wirklich lachen ;-) Wer soll denn den Bürgerkrieg anfangen?! Ich sehe überall Menschen, die eine Menge zu verlieren hätten und kaum etwas zu gewinnen. Nur ein paar ideologisch Verblendete wünschen sich sowas herbei. Wenn das so stammtischmäßig wäre wie Sie es beschreiben, warum sind denn sooo viele so dumm und gehen arbeiten?! Richtig, weil der von Ihnen beschriebene Abgesang eben genau nicht für die meisten zutrifft, sondern nur für sehr, sehr wenige! Aber ja, Bürgerkrieg ist ja immer die Lösung für alles. Der Deutsche kriegt den Arsch nicht hoch, um zu arbeiten, aber die Regierung mit Waffengewalt (woher sollen denn eigentlich die Waffen für den Bürgerkrieg kommen?!) stürzen, da ist er ganz vorne dabei?! Sie machen sich schon sehr lächerlich!

  2. Guten Abend,

    es setzt sich sogar im Handwerk fort. Neben dem Bürgergeld kann man auch immer so was „hinzu verdienen“. So bleibt letztlich bei mehr Freizeit ein höheres Nettoeinkommen als mit sozialversicherungspflichtiger Arbeit. Es ist langsam unfassbar, für was unser Staat das Steuergeld ausgibt. Nun wieder 5.000 geplante Beschäftige bei der Kindergrundsicherung nebst Kosten für Büro, Hard- und Softwareausstattung.

    1. Na ja, aber ich finde jetzt nicht, dass man dem Staat vorwerfen kann, dass Menschen das System ausnutzen indem sie Bürgergeld kassieren und nebenbei etwas „hinzu verdienen“. Letztendlich ist es kriminelles und asoziales Verhalten des Einzelnen, auch wenn derjenige und Teile der Gesellschaft es als durchaus akzeptables Verhalten sehen bzw. höchstens als Kavaliersdelikt. Ich finde auch, dass das Bürgergeld aber auch diverse andere Sozialleistungen und Subventionen die falschen Anreize setzen, aber unabhängig davon ist asoziales und egoistisches Verhalten immer noch asoziales und egoistisches Verhalten und nichts anderes! Jeder, der schwarz arbeitet oder schwarz arbeiten lässt, trägt seinen Teil dazu bei, dass das System weniger funktioniert egal wie man es sich schön redet!

      1. Das Problem ist tatsächlich das Bürgergeld nebst Nebenleistungen.
        Der Stunden-Lohn für einen Spüler / Küchenhilfe (ich bin Unternehmer in der Gastronomie) ist von 2014 bis 2024 von 7€ auf 12,82€ (ab 01.07.24) gestiegen, mithin um 83% – weit mehr als alle anderen Löhne (zumindest nicht in meinem Freunden- und Bekanntenkreis).
        Und die Bevölkerung in Deutschland hat seitdem um 3-4 Mio zugenommen, zumal in der Metropolregion München (wo ich tätig bin).
        Dennoch sind diese Kräfte heute viel schwerer zu finden, als damals … obwohl defacto keine Qualifizierung dafür notwendig ist, sondern nur der Wille zur Arbeit.
        Das ist schon besorgniserregend …
        Gerade Menschen, die hier Zuflucht gefunden haben, im erwerbsfähigen Alter und (hinreichend) gesund sind … weshalb sollen die nicht nach ihren Möglichkeiten arbeiten müssen ?!?
        Und klar: ganz ohne Zwang würden wahrscheinlich viele Arbeiten nicht oder nicht ausreichend getan werden … den Arsch hochkriegen tut man nur, wenn man muß (Ausnahmen gibt es …).
        Der Witz ist: ich stelle schon lange sehr gerne ältere MA (50+/60+/70+) ein – denn die haben oft noch eine Arbeitsethik … und Erfahrung ohnehin (aber nicht als Spüler).
        Etliche Restaurants habe ich ausschlagen müssen in den letzten 3 Jahren, da zwar wunderschön, gut gelegen, voll ausgestattet etc. – aber ohne Personal keinesfalls machbar.
        Also: wieder her mit dem „Zwang“ (man nennt das auch „für sich selbst sorgen“ bzw. „auf eigenen Beinen stehen“), sonst geht das ganz schlecht aus …

        1. Das ist jawohl ganz klar eine Preisfrage. Zu einem Stundenlohn von unter 15€ kann man mMn niemanden zumuten, arbeiten zu gehen. Und das sehe ich in NRW so, in einer hochpreisregion wie München ist als Minimum wohl eher 20€/Std nötig. Oder vertreten Sie die Auffassung, dass Ihr Personal grundsätzlich bei Vollzeit aufstocken muss, um sich das (Über-)Leben leisten zu können?
          Dass sich der Investmentcase bei zu zahlenden hohen Löhnen für einfache Tätigkeiten nicht (unbedingt) rechnet, sind nicht die potenziellen AN schuld, Sie könnten genauso die hohen Mieten in den guten Lagen dafür verantwortlich machen.

          Der türkische Autor und Komiker, Name beginnend mit E und aufgrund der Kritik der Massenimmigration 2015 von den Mainstream Medien schon vor ca. 10 Jahren staatlich zensiert, rufgemordet und seiner wirtschaftlichen Existenz beraubt, u.a. seine KinderKatzenbücher auf Amazon aus dem Verkauf genommen, beschrieb es schön, wie er damals mit seiner Schwester und seinen Eltern in Deutschland ankamen mit dem Zug. Gleich am nächsten Tag wurde der Vater zur Arbeit geschickt und die Kinder waren überglücklich, als sie Fahrräder bekamen.
          Heute schon fast undenkbar.

          Ihrem ersten Satz kann ich nur vollumfänglich zustimmen. In der Höhe dieser Leistung liegt das Problem. Da lohnt es sich meist schon nicht mehr, dass nur ein Elternteil in einer Familie ab 2 oder 3 Kindern arbeiten geht. Probleme aufgrund der Kinderbetreuung, die in NRW massive Probleme bereitet, noch außen vor. Zusätzlich kommt hinzu, dass sie mit Sozialhilfe diverse Leistungen wie Kinderbetreuung, -Verpflegung, GEZ Gebühr etc umsonst erhalten.
          Interessant ist in dem Kontext, dass für Beamte vor kurzem aus einem finanziellem Abstandsgebot die Kinderzulagen ab dem 3. Kind massiv erhöht werden mussten auf über 800€, lediglich weil das Bürgergeld so hoch ist. Aber die meisten schreien leider eben nur rum, die Bürgergeld Empfänger bräuchten noch mehr. Da vergeht einem natürlich die Lust zu arbeiten, und ich kann auch schwerlich nachvollziehen, warum dies die unteren 50% der Einkommensgruppen in Deutschland noch tun. Schuld an dieser Konstellation sind allerdings die verantwortlichen Politiker, und nicht diejenigen, die sich an die von anderen aufgestellten Regeln halten.

        2. Na ja, das kann man durchaus differenziert sehen mit dem „Zwang“. Letztendlich hängt es einfach davon ab wie hoch die Löhne sind eben auch für einfache Arbeiten, damit es sich auch für den Arbeitnehmer lohnt diese Arbeit zu machen. Wenn man mit einem Vollzeitjob nicht über die Runden kommt, selbst wenn es einfache Arbeit ist, dann ist es doch logisch, dass man „gezwungenermaßen“ den einfacheren Weg über das Bürgergeld wählt. Das würde wahrscheinlich jeder machen.
          Die Lösung kann in meinen Augen nicht sein, dass man die Leute zwingt für zu wenig Geld um davon leben zu können, zu arbeiten. Wie schon erwähnt würde ich in so einem Fall sagen, dass der Business Case des Arbeitgebers auf Ausbeutung der Mitarbeiter ausgelegt ist und ohne diese Ausbeutung nicht funktioniert. Oder wie würde Sie es bezeichnen, wenn man einen Vollzeitjob macht, aber davon eigentlich nicht leben kann. „Fair“ ist doch wohl was anderes! Wenn man die Kosten für eine akzeptable Entlohnung nicht an die Kunden weitergeben kann, liegt das am Business Case und nicht an den zu hohen Ansprüchen der Arbeitnehmer oder der zu hohen Unterstützung durch den Staat!

  3. Um dazu etwas Konkretes sagen zu können, was über eine pauschale Regierungskritik hinausgeht, müsste man aber Einblick in die Zahlen haben. Ansonsten kotzt man sich nur aus, weil vermeintlich irgendwas gefühlt schief läuft. Nachfolgeprobleme und Fachkräftemangel ist jetzt kein Sonderfall und dass es kleine Einzelhändler aus vielerlei Gründen zunehmend schwerer haben ist auch nicht grundsätzlich ein Versagen der Regierung. Ich persönlich denke, dass es einerseits viel mit gestiegenen Preisen zu tun hat und das hat z.B. auch viel damit zu tun, dass die Fischbestände in der Breite völlig überfischt sind, wodurch die Quoten niedriger und die Preise damit höher werden. Solche Preissteigerungen kann man vielleicht teilweise weitergeben, was dann aber zu Umsatzeinbußen führen wird und insbesondere in Zeiten hoher Inflation sind die Menschen viel preisbewusster und überlegen sich zweimal, ob sie vergleichsweise teuren Fisch vom Fischhändler wirklich haben müssen. Das sieht man überall. Die Dinge, die für viele lange Zeit nice-to-have waren, werden weggespart.
    In diesem Fall scheint es aber auch grundsätzlich eher um das Problem der Nachfolge zu gehen. Ich persönlich kann es gut verstehen, dass es für viele Menschen nicht der Traumjob ist so einen Einzelhandel mit sehr vielen Risiken zu übernehmen, um sich dann in den nächsten 30-40 Jahren für kleines Geld selbst auszubeuten. Die Probleme solcher kleinen, stationären Einzelhändler werden ja in den nächsten Jahren wahrscheinlich eher zu- als abnehmen. Würden Sie denn für sich selbst einen kleinen Fischhandel als zukunftssicheres Business sehen, das Sie gerne betreiben würden? Ich sehe das leider auch nicht, so romantisch die Vorstellung auch sein mag!
    Unabhängig davon sind Fehlanreize durch das Bürgergeld sicherlich vorhanden, aber nur deswegen geht so ein Einzelhändler nicht pleite. Das ist ein bisschen so wie der Bauer, der sagt wie sehr er unter dem Mindestlohn für seine Mitarbeiter leidet. Dazu habe ich mal einen Agrarökonom gehört, der meinte: Wenn das so ist, hat man die Arbeitskraft früher viel zu niedrig bewertet. Dann basiert das ganze Geschäft letztendlich darauf, dass man seine Mitarbeiter ausbeutet. So machen es die Essenslieferdienste z.B. auch. Wenn selbst niedrige Löhne den Business Case killen, dann ist der Business Case nicht nachhaltig und auch gesellschaftlich nicht erstrebenswert!

    1. Das ist fast alles Quatsch … sorry.
      1) Löhne entstehen nicht im luftleeren Raum – und der „böse Unternehmer“ beutet seine Mitarbeiter auch nicht aus – sondern das hat mit Kosten und Erlösen, mithin mit einer Kalkulation zu tun.
      Klar waren die Löhne früher niedriger, inbesondere von unqualifzierter Arbeit, dafür waren aber auch die Verkaufspreise niedriger … und die waren niedriger, weil man im Wettbewerb um den Kunden stand …
      2) Der Zwang zur Arbeit ist einfach geringer geworden … was dazu führt, daß trotz fast verdoppeltem (Mindest-)Lohn WENIGER Mitarbeiter zur Verfügung stehen, als früher … das ist das Problem.
      Wirtschaftlich unsinnig, denn wir reden von wenig qualifizierter Tätigkeit, die steht immer noch (auch v.a. durch die Flüchtlingszuwanderung) mehr als genug zur Verfügung.
      3) Der „Einzehlhändler“ ist nicht „pleite“ gegangen … sondern er hört auf, weil er den Geschäftsbetrieb so wie es für ihn unabdingbar ist, nicht mehr aufrecht erhalten kann … das ist (lange) bevor er insolvent würde.
      4) „Traumjob“ wäre so ein gut gehendes Geschäft (da glaube ich mal dem Autor) sehr wohl … eine „gmahte Wiesn“ wie man bei uns sagt … aber eben nicht ohne Personal … schlicht nicht betreibbar.
      5) Menschen preisbewußter ? Ja und nein. Es gibt so viele Menschen, die sich an 5 oder 10 € mehr beim Einkauf nicht stören, wenn es gut ist. Erstaunlich, ist aber so.
      Und dann gibt es die anderen … ob die aber typische Kunden beim Einzelhändler waren … ich weiß es nicht …es gibt ja wirklich viele (und gute) Discounter bei uns …
      6) Lachse zB werden meist in Aquakulturen zB in norwegischen Fjorden „produziert“ … ziemlich nachhaltig.
      7) Klar, Nachfolgeprobleme gibt es in manchen Branchen sehr wohl, das stimmt.

      1. 6. Fisch aus Aquakultur in Norwegen ist übrigens alles andere als nachhaltig.
        Und vor allem das zweitgifitgste Lebensmittel, welches Sie im Supermarkt finden können. Die Grenzwerte an Giftstoffen werden um ein Vielfaches überschritten. Gibt oder gab es eine sehr gute Dokumentation auf Englisch basierend vor allem auf den Studienergebnissen eines französischen Wissenschaftlers und einer schwedischen oder norwegischen Doktorandin, welche für Ihre Ergebnisse entlassen und mundtot gemacht wurde, auf YouTube drüber.
        Ich achte immer darauf, dass mein Fisch Wildfang ist. Dies rate ich jedem sowohl aus gesundheitlichen Gründen als auch aus qualitativen (Muskel/Fettanteil im Fisch)

      2. Löhne entstehen nicht im luftleeren Raum, aber Löhne richten sich auch nicht grundsätzlich danach was ein Arbeitgeber aufgrund seines Geschäfts zu zahlen im Stande ist. Mit so einer Denke könnte man auch den letzten Hungerlohn rechtfertigen, solange der Unternehmer nur schlecht genug kalkuliert bzw. die Margen des Unternehmens nur schlecht genug sind. Sie können ja mal bei den Besitzern der Baumwollplantagen nach dem Sezessionskrieg nachfragen. Die haben nämlich auch mit Lohnkostenanteil von nahe Null kalkuliert und plötzlich funktionierte das ganze Business Case nicht mehr, weil sich die Rahmenbedingungen völlig unerwartet geändert haben!

  4. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    In London gibt es viele kleine Einzelhändler ,da geht’s doch aus. Der große Unterschied ist, die Betriebe sind family, das heißt der Junior übernimmt vom Senior…. usw…

    So zum Beispiel bei uns am Queensway….

    Die Leute sind nicht angestellt, sondern mitarbeitende Familienangehörige….Jeder EUR oder besser gesagt Pfund Sterling geht also in die eigene Kasse und landet nicht bei irgendeinem Chef.

    Wir hatten bei uns in Deutschland mal ein ähnliches Modell, das nannte sich der „Neue Markt“, um die Jahrtausendwende…

    Damals bekamen die Mitarbeiter kein großes Geld- sondern vor allem viele Mitarbeiter- Aktien…Die Leute waren motiviert ohne Ende…

    Leider kam dann der Crash….

    Aber grundsätzlich ist an der gewinnorientierten Arbeitsweise nichts auszusetzen….Wenn die Leute also direkt am Gewinn des Unternehmens beteiligt werden, das ist doch positiv für die Moral….

  5. Eine ziemlich leer gefischte Nord- und Ostsee machen den Wareneinkauf klar teurer. – Ein eher hausgemachte Problem. Ohne Fangquoten gäbe es vermutlich gar nichts mehr. Und dann gängeln Staat und EU auch noch die Landwirtschaft mit Nitratgrenzwerten damit auch der Eintrag in die Ostsee nicht noch schlimmer wird und überhaupt noch ein Hering überlebt.
    Eine These zum Ladenbesitzer:
    Wer es sich leisten kann seinen Laden zu schließen, der kann auch nicht so wenig auf der hohen Kante liegen haben. Auch das ist ein Phänomen bspw. in der Gastro etc. – jammern auf hohem Niveau aber bloß nichts vom großen Kuchen abgeben wollen. Mindestlohn? – Noch immer zu oft Fehlanzeige
    Wieviel gewollt kinderlose Paar gibt es in Ihrem Umfeld, damit man schön den eigenen Lebensentwurf so richtig durchziehen kann, aber auch spätestens im Alter noch ein Fischbrötchen verkauft bekommen möchte?
    Ja, es ist mal wieder nur der Bruchteil der Wahrheit hier zu lesen der ins Narrativ passt. – Komplexes Problem viel zu einfach dargestellt.
    Und zu guterletzt: Wo liegt die volkswirtschaftliche Wertschöpfung bei einem Bürojob bei finanzmarktwelt.de?

  6. Die Kleingewerbetreibenden und der Mittelstand haben es nicht nur mit einer mittelstandsfeindlichen Politik und der hohen Steuerbelastung zu tun. Sie werden auch immer mehr durch die fortschreitende Monopolisierung im kapitalistischen System getroffen. Wie viele Baustoffproduzenten oder Hersteller von LKW oder Elektromaterial oder Heizung- Sanitärausrüstung oder Anbieter von Versicherungen gibt es noch. Bei genauer Betrachtung gibt es nur noch Marken und ein bis drei börsennotierte Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht dahinter. Sie verdienen nach wie vor nicht schlecht. Die Börse honoriert dies mit Höchstkursen und Allzeithochs. Das kapitalistische System lebt aber vom Wettbewerb. Diesen gibt es zunehmend für viele Vorprodukte nicht mehr. Unternehmensgründungen sind durch hohe Markteintrittsschranken, durch die Kapitalmacht der bestehenden großen Unternehmen mit hohem Risiko verbunden. Die hohen Preise erhöhen den Kapitalbedarf für Neugründungen deutlich.
    Wie sollen kleine Unternehmen die gestiegenen Preise für Fuhrpark, Materialbeschaffung, Energie auf Dauer weitergeben. Hinzu kommen der Arbeitskräftemangel und die Diskussionen mit dem Personal. Ein kleines Unternehmen ist gar nicht mehr in der Lage alle Gesetze, Vorschriften und Richtlinien zu kennen und zu erfassen. Hier muss fast alles mit Dienstleistern abgewickelt werden, sei es Steuerrecht, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, Umweltrecht, Digitalisierung, Zertifizierung. Die Liste lässt sich fortsetzen.
    Der Staat saugt den Arbeitsmarkt zusätzlich aus, da er mehr Sicherheit und höhere Leistungen versprechen kann. Verständlicherweise gibt es nur noch wenige Unternehmensgründungen. Wer hat dazu schon Lust?

  7. Die Kleingewerbetreibenden und der Mittelstand haben es nicht nur mit einer mittelstandsfeindlichen Politik und der hohen Steuerbelastung zu tun. Sie werden auch immer mehr durch die fortschreitende Monopolisierung im kapitalistischen System getroffen. Wie viele Baustoffproduzenten oder Hersteller von LKW oder Elektromaterial oder Heizung- Sanitärausrüstung oder Anbieter von Versicherungen gibt es noch. Bei genauer Betrachtung gibt es nur noch Marken und ein bis drei börsennotierte Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht dahinter. Sie verdienen nach wie vor nicht schlecht. Die Börse honoriert dies mit Höchstkursen und Allzeithochs. Das kapitalistische System lebt aber vom Wettbewerb. Diesen gibt es zunehmend für viele Vorprodukte nicht mehr. Unternehmensgründungen sind durch hohe Markteintrittsschranken, durch die Kapitalmacht der bestehenden großen Unternehmen mit hohem Risiko verbunden. Die hohen Preise erhöhen den Kapitalbedarf für Neugründungen deutlich.
    Wie sollen kleine Unternehmen die gestiegenen Preise für Fuhrpark, Materialbeschaffung, Energie auf Dauer weitergeben. Hinzu kommen der Arbeitskräftemangel und die Diskussionen mit dem Personal. Ein kleines Unternehmen ist gar nicht mehr in der Lage alle Gesetze, Vorschriften und Richtlinien zu kennen und zu erfassen. Hier muss fast alles mit Dienstleistern abgewickelt werden, sei es Steuerrecht, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, Umweltrecht, Digitalisierung, Zertifizierung. Die Liste lässt sich fortsetzen.
    Der Staat saugt den Arbeitsmarkt zusätzlich aus, da er mehr Sicherheit und höhere Leistungen versprechen kann. Verständlicherweise gibt es nur noch wenige Unternehmensgründungen.
    Wer hat dazu schon Lust?

  8. Gerüchtenvebreiter

    Preise anheben -> Personalproblem lösen!

  9. Meine Frau hat eine Apotheke. Auch bei ihr ist es schwierig geeignetes Personal zu finden. Viele Bewerber/innen wollen nur 20-30 Stunden arbeiten. Die Gehaltsforderungen sind immens. Mittlerweile steht meine Frau mindestens 60 Stunden pro Woche in der Apo. Wie lange das noch gut geht – keine Ahnung!

    Leider kann sie die steigenden Kosten nicht ohne weiteres auffangen, da die Vergütung für Rx entgegen der Kosten – diese sind über 60% gestiegen – seit 2015 nicht angepasst wurden. Dazu kommt ein Zwangsrabatt an Krankenkassen und seit neustem darf der Großhandel kein Skonto mehr geben. Auch die Apothekenbranche geht vor allem mit Lauterbach stark den Bach runter. Da kann ich nur sagen – Holland Pharmacy macht kein Notdienst und irgendwann ist Schicht im Schacht✌🏻.

  10. Wenn ich mir hier die Kommentare ansehe, weiß ich, weshalb es in Deutschland (und anderswo) abwärts geht: Eine Kakophonie einzelner Argumente, unendliche Diskussionen ohne Nutzen und ohne Ergebnis. Jeder hat ein wenig Recht oder auch nicht….
    Triebkraft der Marktwirtschaft ist die persönliche Gier der Marktteilnehmer. Je mehr diese -aus welchen Gründen auch immer- eingeschränkt wird oder Fehlanreize entstehen (staatliche Subventionen, Verbote, Bürokratie etc.), leidet das Gesamtsystem!
    Der Staat sollte sich auf seine Kernaufgaben fokussieren, nämlich nur „minimalinvasive“ Rahmenbedingungen für das Wirtschaftssystem schaffen und ansonsten für Infrastruktur, Bildung, Verteidigung sorgen, basta! Leider nur eine utopische Vorstellung, weil die Politik sich verselbständigt hat und schon lange nicht mehr dem Gemeinwohl dient….. Und die Vorstellung von der „sozialen Gerechtigkeit“ als Begründung für viele Vorschriften und Regelungen ist überdies ideologisch seit langem verbrannt und beliebig je nach Parteibuch.

    1. Kann man so sehen, aber dann leben wir halt in den USA. Manche mögen das erstrebenswert finden, ich persönlich finde, dass in dem System die negativen Nebeneffekte eindeutig überwiegen. „Der Stärkste setzt sich durch und wird immer stärker und die Schwächsten müssen sehen wo sie bleiben“ ist für mich nicht die Basis einer ausgewogenen Gesellschaft und führt dann wahrscheinlich auch vielfach wie gerade in den USA zu sehen zu einer zunehmenden Radikalisierung des Einzelnen.

  11. wieso muß immer dann der Vergleich mit der USA her? Die Menschen dort leben immer noch und die die arbeiten , geht es immer besser als die die es nicht tun. Ein bisschen USA würde und nicht schaden. Hier in D ist eine merkwürdige Stimmung, als ob man sich vor einer Klippe befindet und alle warten ab.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage

Exit mobile version
Capital.com CFD Handels App
Kostenfrei
Jetzt handeln Jetzt handeln

78,1% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld.