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Vom De-Coupling zum "Friendshoring" Handelskrieg USA-China: Wie sich die Handelswege verändern

Die neue Weltordnung

USA China Handelskrieg Handelswege
Foto: tomasragina - Freepik.com

Im Handelskrieg zwischen den USA und China verlagern sich mit dem Konzept des “Friendshoring” die Produktionsstätten in befreundete Staaten. Doch die chinesischen Produzenten finden trotzdem Wege, ihre Produkte in die USA zu liefern. Ein Beispiel dafür ist Mexiko. Diese Entwicklung spiegelt sich deutlich in den Handelsbilanzen asiatischer Staaten wider: Die Exporte in die USA erhöhen sich, während sich jene nach China schwächer entwickeln.

Asiens Handelsbilanzen: Spiegel des US-China De-Couplings

Die fortschreitende Entkopplung zwischen China und den USA hinterlässt deutliche Spuren in vielen Bereichen, z.B. auch in der Zahlungsbilanz Chinas. Besonders auffällig sind die Veränderungen in den Handelsströmen, die sich in den Handelsbilanzen verschiedener asiatischer Länder widerspiegeln. Die Analyse dieser Zahlen offenbart, wie sich das De-Coupling zwischen den USA und China jenseits politischer Erklärungen und Absichtserklärungen entwickelt. Ein Blick auf die Handelsbilanzen von Taiwan, Südkorea und Japan mit China und den USA zeigt signifikante Verschiebungen in den globalen Lieferketten.

Taiwan: Rekordexporte in die USA

Insbesondere Taiwan steht exemplarisch für diese Entwicklung. Im März 2024 erreichten Taiwans Gesamtexporte in die USA einen historischen Höchststand von 9,7 Milliarden US-Dollar (etwa 8,39 Milliarden Euro). Dieser Anstieg spiegelt eine strategische Neuausrichtung wider, bei der Taiwan seine Abhängigkeit von China reduziert und sich stärker auf die USA als Handelspartner konzentriert. Die Zahlen verdeutlichen, wie Taiwan aktiv versucht, sich von chinesischem Einfluss zu lösen und seine wirtschaftlichen Beziehungen mit den USA zu intensivieren.

Auch auf Quartalsende bestätigt sich der Trend: Die Exporte Taiwans in die USA übertrafen im ersten Quartal des Jahres erstmals seit 206 die Exporte nach Festlandchina. Taiwan exportierte Waren im Wert von 24,6 Milliarden US-Dollar (etwa 22,63 Milliarden Euro) in die USA, verglichen mit 22,4 Milliarden US-Dollar (etwa 20,61 Milliarden Euro) nach Festlandchina. Gleichzeitig sind die Investitionen Taiwans in Festlandchina auf das niedrigste Niveau seit über 20 Jahren gefallen, während die Investitionen in den USA im Jahr 2023 um das Neunfache auf 9,6 Milliarden US-Dollar (etwa 8,83 Milliarden Euro) angestiegen sind. Diese Zahlen verdeutlichen den dynamischen Wandel in den Handelsbeziehungen und die strategische Neuausrichtung Taiwans.

Südkorea: USA überholt China – Japan orientiert sich um

Auch die Handelsströme zwischen Südkorea, Japan und ihren größten Handelspartnern, den USA und China, zeigen eine deutliche Verschiebung. Im Jahr 2023 hat Südkorea einen signifikanten Rückgang der Exporte nach China erlebt, während die Exporte in die USA gestiegen sind. Dieser Trend setzt sich im Jahr 2024 fort, was dazu führt, dass die südkoreanischen Exporte in die USA diejenigen nach China zum ersten Mal seit 2003 übertreffen.

Im Jahr 2023 verzeichnete Südkorea erstmals seit 3 Jahren ein Handelsdefizit von 8 Milliarden US-Dollar (etwa 6,56 Milliarden Euro) gegenüber China. Die südkoreanischen Exporte nach China gingen auf 24,8 Milliarden US-Dollar (etwa 4,86 Milliarden Euro) zurück, ein Rückgang um 20% im Vergleich zu 55,7 Milliarden US-Dollar (etwa 43,24 Milliarden Euro) im Jahr 2022. Gleichzeitig sanken die Importe aus dem Nachbarland um 8% auf 42,8 Milliarden US-Dollar (etwa 3,38 Milliarden Euro), verglichen mit 54,5 Milliarden US-Dollar (etwa 42,40 Milliarden Euro) im Vorjahr. Im Dezember des letzten Jahres überstiegen die Exporte in die USA erstmals jene nach China. Seit Anfang 2022 sind die Exporte nach China im Sinken begriffen, während sie in die USA zunehmen.

Im Falle Japans ist China immer noch der wichtigere Partner im Außenhandel, aber die USA holen auf. Während die Exporte im März nach China um 9,6% zulegten, betrug die Steigerung in die USA 12%. Absolut gesehen ist aber die Kluft zwischen den USA und China noch sehr groß. Die Exporte Japans in die USA beliefen sich auf 60,8 Millionen US-Dollar (etwa 55,936 Millionen Euro) im März 2024, während die Exporte nach China auf 12 Milliarden US-Dollar (etwa 11.08 Milliarden Euro) kletterten.

Friendshoring und Mexiko: Neue Handelswege

Diese Entwicklungen sind Teil einer breiteren strategischen Neuausrichtung des Handels für wichtige amerikanische Verbündete in Asien und spiegeln den Trend des “Onshoring” oder “Friendshoring” wider – die Verlagerung von Produktionsstätten von China in Länder, die den USA freundlicher gesinnt sind. Diese Trends sind Teil einer globalen Bewegung, die darauf abzielt, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen und die geopolitischen Risiken zu minimieren.

Im Zuge dieser Entwicklung verlagern chinesische Unternehmen ihre Produktionsstätten zunehmend in andere Länder, um Handelsbarrieren zu umgehen und den Zugang zu neuen Märkten zu erleichtern. Mexiko hat sich als ein solches Ziel für die Verlagerung von Produktionsstätten herauskristallisiert und ist nun der wichtigste Handelspartner der USA, mit einem Handelsvolumen von 263 Milliarden US-Dollar (etwa 24,96 Milliarden Euro) in den ersten vier Monaten des Jahres 2024. Gleichzeitig steigen die Exporte aus China nach Mexiko, was die wachsende wirtschaftliche Verflechtung zwischen diesen Ländern unterstreicht. Im Jahr 2020 lagen die Importe Mexikos aus China noch bei 73,5 Milliarden US-Dollar (etwa 67,629 Milliarden Euro), während sie im letzten Jahr auf 4,8 Milliarden US-Dollar (etwa 05,046 Milliarden Euro) anstiegen, trotz eines leichten Rückgangs um 4 Milliarden US-Dollar (etwa 3,68 Milliarden Euro) im Vergleich zu 2022.

In diesem Kontext fasst Henry Gao, ein Rechtsprofessor an der Singapore Management University, der die chinesische Handelspolitik untersucht, die Situation treffend zusammen: “Die Zölle (der USA, Anmerkung des Autors) sind insofern wirksam, als sie es geschafft haben, die direkten Importe aus China zu reduzieren, aber ineffektiv, da sie dennoch ihren Weg in die USA finden.” Er fügt hinzu, dass, wenn das ultimative Ziel “Onshoring oder Friendshoring, d.h. die Verlagerung von Produktionsstätten von China in Länder, die den USA freundlicher gesinnt sind,” war, die Strategie funktioniert. Dieses Fazit unterstreicht die Effektivität der aktuellen Handelspolitik und die sich abzeichnenden Veränderungen in der globalen Wirtschaftslandschaft.



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2 Kommentare

  1. Das ist auch der Weg, den China, Europa und die USA gehen werden/ müssen.
    Die USA müssen jetzt möglichst viele asiatische Länder gegen China aufrüsten, bzw. durch den Handel an sich binden.
    Denn natürlich sollte es nicht zu einer direkten Konfrontation zwischen den USA und China kommen; das sollte auch im Interesse der Europäer sein.
    Das Chìna Taiwan nicht zurück ins Reich holt, glaubt wohl wirklich niemand.
    Die Frage ist nur, wie weit das eskalieren wird, und wie weit Europa mit hineingezogen wird.
    Dafür das die Beziehungen sich zwischen China und Deutschland weiter vergiften, sorgt ja schon einmal die deutsche Außenministerin.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Walter Brodowsky

    Ein sehr informativer und interessanter Artikel, dessen Informationswert aber leider unter einer Vielzahl von falsch beschriebenen Wechselkursverhältnissen zwischen Zahlenangaben in $ USD zu € EURO und umgekehrt leidet. Hier zwei Beispiele von mehreren: „Die südkoreanischen Exporte nach China gingen auf 24,8 Milliarden US-Dollar (etwa 4,86 Milliarden Euro???) zurück“ oder auch hier:….mit einem Handelsvolumen von 263 Milliarden US-Dollar???(etwa 24,96 Milliarden Euro)“. Da weiß man als nicht so gut informierter Leser dann nicht, welche Zahl jetzt stimmt und welche nicht. Wenn das ausblendet,dann gibt der Artikel einen sehr guten Überblick über die ökonomischen Verschiebungen im globalen Handel zwischen den Großmächten.

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