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Showdown: Merkel gegen Tsipras

Von Claudio Kummerfeld

Wie wir im Marktgeflüster-Video von 18:00 Uhr bereits erwähnt hatten, bahnt sich der große Showdown „Merkel gegen Tsipras“ an. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras wird sich in Kürze mit EZB-Präsident Margio Draghi treffen, seiner letzten „Liquiditäts“-Hoffnung sozusagen, da den griechischen Banken und dem griechischen Staat in Windeseile das Geld ausgeht.

Alexis Tsipras wird morgen nicht nach Berlin reisen, sondern nach Paris und Brüssel. Überall (bis auf Berlin) kann er auf Verständnis und Verhandlungsbereitschaft hoffen. Aber das Aufeinanderprallen, der große Showdown ist unvermeidlich – auch wenn er vielleicht nur zwischen den Finanzministern stattfindet. Bei diesem Duell tritt Merkel nicht selbst in Erscheinung, sondern lässt Wolfgang Schäuble die schmutzige Arbeit verrichten. Ein kluger Schachzug – ändert sie ihre Meinung (wenn der Rest Europas gegen sie steht), steht Wolfgang Schäuble als „böser Bulle“ da.

In Februar und März werden griechische Schulden bei Privatgläubigern in Höhe von knapp 6,6 Milliarden Euro fällig. D.h. die Uhr tickt; in Windeseile muss der griechische Finanzminister versuchen den Druck auf Angela Merkel ins Unermessliche zu erhöhen, damit sie einer anderen Art von Verschuldung zustimmt. Der Präsident des „Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung“ Professor Marcel Fratzscher hat heute in seinem Blog einen Artikel mit dem Titel „BIP-indexierte Kredite als Schlüssel für eine nachhaltige Erhohlung der griechischen Wirtschaft“ veröffentlicht und damit diese Art der Umschuldung befürwortet. Man kann es auch Schulden-Moratorium nennen, wie wir es gestern in unserem Artikel taten. Denn setzt man die BIP-Wachstumsgrenze nur hoch genug an, ab der wieder Raten gezahlt werden, handelt es sich um eine Art Moratorium, also eine Aussetzung der Zahlungen bzw. eine Anleihe mit Endlos-Laufzeit. Genau diese Art von Druck, die Meinungen von Wirtschaftsforschungsinstituten, Wirtschaftsweisen, der Regierungschefs anderer EU-Mitgliedsstaaten, der EZB, könnte Angela Merkel dazu bringen von ihrer starren Haltung abzurücken und im Sinne Europas diesen Kompromiss einzugehen.

Das Szenario des Schulden-Moratoriums für Griechenland wird immer realistischer, egal wie genau man es letztlich nennen wird.

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Anmerkung: Am Anfang des Artikels hatten wir irrtümlich geschrieben, dass Ministerpräsident Tsipras den EZB-Präsidenten Draghi trifft. Das Treffen findet zwischen Draghi und dem griechischen Finanzminister Varoufakis statt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.



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