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Wie peinlich: Paydirekt ist so wenig verbreitet, dass sein Anteil optisch nicht darstellbar ist

Wie peinlich. Wenn die deutschen Banken schon mal der Meinung sind, sie müssten den US-Anbietern Paypal, Master oder Visa Konkurrenz machen, dann kommen sie mit einen Angebot, das...

FMW-Redaktion

Wie peinlich. Wenn die deutschen Banken schon mal der Meinung sind sie müssten den US-Anbietern Paypal, Master oder Visa Konkurrenz machen, dann kommen sie mit einem Angebot, das viel zu spät kommt, und dann offensichtlich am Markt nicht angenommen wird. So läuft es nämlich bei der Bezahlmöglichkeit „Paydirekt“, die von mindestens 1400 Banken und Sparkassen in Deutschland akzeptiert wird. Man definiert sich in seiner eigenen Darstellung als „gemeinsames Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken“.

Laut Commerzbank sei Paydirekt „der neue Standard“ beim Onlinebezahlen. Paydirekt selbst sagt den Konsumenten auf seiner Webseite plakativ man sei „das neue Online-Bezahlverfahren Ihrer Banken und Sparkassen“. 889 Onlineshops sind nach eigener Aussage an Paydirekt angeschlossen, und das nach zwei Jahren am Markt? Wow, das ist ja gar nichts, möchten wir mal sagen. Die großen Onlineshopping-Anbieter und/oder die Kunden scheinen aber von Paydirekt nichts wissen zu wollen.

Denn wie man jetzt in einer aktuellen Studie des „EHI Retail Institute“ nachlesen kann, ist der Anteil von Paydirekt am Onlinebezahlen so gering, dass das System in der Statistik nicht mal auftaucht. Bei 30,5% ihrer Onlineshopping-Käufe lassen sich die Deutschen eine Rechnung senden und überweisen dann nach Erhalt der Lieferung. 20,2% wird per Banklastschrift bezahlt, 17,9% per Paypal und 12,2% mit Kreditkarten. Der Rest entfällt auf kleinere sonstige Posten wie Zahlung per Nachnahme etc.

Das darf man schon mit „mehr als beschämend“ bezeichnen, wenn man noch nicht mal als Restposten am Ende des Statistik-Kuchens als eigener Posten ausgewiesen wird? 1400 Banken machen mit und bewerben Paydirekt? Mensch, da scheint das Marketing ja super zu funktionieren, möchten wir mal behaupten. Man kam zu spät, und ist vielleicht auch zu kompliziert vom Verfahren her.

So muss man beim Bezahlen teilweise auch neben seiner Pin parallel seine Tan eingeben. Auch könnte (lacher… ) rein theoretisch ein Problem bei der Verbreitung von Paydirekt sein, dass man nach eigener Aussage nur mit Onlineshops zusammenarbeitet, die man persönlich kenne, und die bei einer der angeschlossenen Banken auch selbst Kunde sind. Tja, da werden verdammt viele internationale Shops wegfallen. Da denkt irgendjemand wohl nicht aus Sicht der Verbraucher oder der Shop-Betreiber, sondern hat zu oft beim Datenschutzbeauftragten angerufen, der das Vertriebskonzept erarbeitet hat? Nein, Scherz bei Seite.

Lesen Sie zum „Erfolg“ von Paydirekt bitte auch auszugsweise die Mitteilung vom EHI, wo man ganz am Ende auf Paydirekt eingeht. Die geringe Reichweite in der Praxis ist erschreckend. Zitat:

Onlineshops bieten ihren Kunden mehr Zahlungsdienste an als im Vorjahr. Im Schnitt konnten Kunden 2016 in den 1.000 umsatzstärksten Onlineshops aus sieben unterschiedlichen Zahlungsmöglichkeiten wählen, bei den Top-10-Shops waren es sogar knapp neun.

Nach wie vor sind hier E-Wallets, also digitale Geldbörsen wie Paypal, und Kreditkarten die mit Abstand am häufigsten angebotenen Zahlungsverfahren. Besondere Bedeutung hat auch weiterhin der Rechnungskauf. Dieser birgt für Onlinehändler zwar ein relativ hohes Ausfallrisiko, ist aber aufgrund seiner Beliebtheit bei den Kunden nicht mehr wegzudenken. 67,7 Prozent der Top-1.000 Onlineshops boten ihren Kunden 2016 die Möglichkeit, den fälligen Rechnungsbetrag erst nach Erhalt der Ware zu begleichen. Gegen das Ausfallrisiko sichern sich die meisten Händler durch einen entsprechenden Anbieter ab, sehr große und sehr kleine Shops tragen das Risiko tendenziell allerdings eher selber.

Paydirekt, der gemeinschaftliche Zahlungsdienst der Deutschen Kreditwirtschaft, ist bisher eher gering verbreitet. Nur 45 (von insgesamt 815) paydirekt-Shops sind unter den Top-1.000 Onlinehändlern (Stand: 13.04.2017). 34 Prozent der befragten Händler geben aber an, dass sie Paydirekt bis Ende 2018 in den Zahlungsmix aufnehmen wollen.

34% der befraten Händler wollen Paydirekt in den nächsten zwei Jahren als Zahlungsmöglichkeit aufnehmen? Das ist fast nichts, wenn man bedenkt, dass es „das“ Onlinezahlungsmittel „der“ deutschen Banken sein soll.

Daten + Grafik: EHI Retail Institute



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