Ölpreis-Aufschwung: Diesel-Knappheit in den USA

Seit Monaten sorgen Russland und Saudi-Arabien für eine globale Unterversorgung mit Öl. Nicht nur bei Rohöl – Russland senkt auch die Exporte von Diesel. Wenn auf der einen Seite die Angebotsmengen verknappt werden, auf der anderen Seite aber die Nachfrage hoch ist, steigt der Ölpreis, so wie es seit Wochen der Fall ist. Die Knappheit sieht man derzeit verstärkt in den USA verstärkt bei Diesel-Kraftstoff.

Große Nachfrage nach Diesel in den USA

Die US-amerikanische Lkw-Branche steht offenbar kurz vor einem Aufschwung, der den Dieselmarkt, der bereits mit den niedrigsten Lagerbeständen seit mehr als zwei Jahrzehnten zu kämpfen hat, laut Bloomberg weiter verknappen könnte. Die inländische Frachtnachfrage in den USA wird steigen, da Einzelhändler ihre überschüssigen Bestände größtenteils abgebaut haben, so eine Führungskraft von J.B. Hunt Transport Services. Bauprojekte, die durch die Konjunkturprogramme von Präsident Joe Biden gefördert werden, steigern ebenfalls den Einsatz von mit Diesel betriebenen Lkw-Flotten, so Craig Fuller, CEO des Daten- und Preisberichterstattungsunternehmens FreightWaves Inc. Das bedeutet, dass der Dieselverbrauch zu einer Zeit steigen wird, in der die Kraftstoffvorräte in den USA auf dem zweitniedrigsten saisonalen Niveau seit dem Jahr 2000 liegen.

Diesel-Preisanstieg könnte Inflationsdruck wieder erhöhen

Gefährdet sind Landwirte, die Diesel für die Ernte benötigen, und Hausbesitzer, die auf seinen Schwesterkraftstoff, das Heizöl, angewiesen sind, um den Winter zu überstehen. Diesel ist so stark in der Produktion und im Transportwesen verankert, dass seine Kosten die gesamte Versorgungskette durchdringen. Und ein Preisdruck bei Diesel würde mit ziemlicher Sicherheit zu einem breiteren Inflationsdruck in allen Bereichen von Lebensmitteln bis hin zu Elektronik führen.

Diesel-Preis im Anstieg

Diesel-Futures werden in New York bereits auf dem höchsten Stand seit Januar gehandelt, und der Aufschlag, den das kurzfristige Angebot im Vergleich zu den Lieferungen im späteren Jahresverlauf erzielt, hält Arbitrageure davon ab, Kraftstoff in den Lagertanks zu lagern. Nach Angaben des Automobilclubs AAA liegt der Preis für Diesel im Einzelhandel 30 % über dem Fünfjahresdurchschnitt.

Expertenaussagen

Bob Costello, Chefvolkswirt des Industrieverbands American Trucking Association, rechnet mit „leichten Verbesserungen“ bei der Frachtnachfrage. Unterdessen haben die Regierungsanalysten der Energy Information Administration am Dienstag ihre Prognose für den Verbrauch von Destillaten – die Kategorie, die Diesel und Heizöl umfasst – für das gesamte Jahr 2023 auf 3,93 Millionen Barrel pro Tag angehoben.

Das knappe Dieselangebot in den USA verstärkt die sich abzeichnende weltweite Verknappung. Die Entscheidung der OPEC-Allianz, die Fördermengen-Verknappung zu verlängern, zwingt die Raffinerien dazu, andere Rohölsorten zu verwenden – eine Umstellung, die nach Schätzungen von JPMorgan den Kraftstoffertrag um bis zu 1 Million Barrel pro Tag verringert. Hinzu kommt die Tatsache, dass Russland seine Dieselausfuhren drosselt, so dass die weltweite Versorgungslage düster aussieht.

FMW/Bloomberg