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Airbnb geht an die Börse – der blanke Wahnsinn, oder geniale Kaufidee?

Foto einer Wohnung mit Airbnb App

Die Vermittlungsplattform für das kurzzeitige Vermieten von Wohnungen an Urlauber Airbnb ist die Nummer 1 in diesem Segment. Vor der Coronakrise war sie einer der neuen großen Anbieter in der sogenannten Plattform-Ökonomie. Genau wie auf dem Amazon-Marktplatz, bei Google, Facebook und vielen anderen Anbietern, produziert Airbnb selbst gar nichts, man erstellt auch keine Inhalte – sondern stellt nur die Plattform zur Verfügung, auf der sich Anbieter und Nachfrager treffen.

Airbnb im Eimer, oder ist gerade jetzt der ideale Zeitpunkt?

In Corona-Zeiten, wo Flüge und Reiseaktivität gen Null tendieren, und wo die Leute alles andere als Reisen im Sinn haben – da ist Airbnb im Eimer. Das Unternehmen macht keine Gewinne, aber will genau jetzt an die Börse gehen. Was für ein Wahnsinn? Oder ist es bei genauem Hinsehen gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für Anleger, die in die Zukunft schauen? Denn die letzten Tage haben große Pharmaunternehmen große Fortschritte bei ihren Corona-Impfstoffen vermeldet, die nun in gigantischen Mengen produziert werden. Schon ab Dezember sollen in großem Umfang Impfungen stattfinden. Kann im Laufe des nächsten Jahres die Corona-Krise beendet werden?

Es ist eine große Wette. Wenn es funktioniert, werden viele Menschen voller Sehnsucht darauf warten, ausgefallene Urlaubsreisen nachzuholen. Auch viele Kurztrips in Form von Städtereisen werden dann nachgeholt? Das könnte bei Airbnb womöglich für einen Boom sorgen. Im Frühjahr kollabierte das Buchungsgeschäft bei Airbnb völlig. Es gab sogar mehr Stornierungen als Neubuchungen. Und jetzt? Airbnb geht laut einem aktuell veröffentlichten Prospekt bei der US-Börsenaufsicht SEC demnächst an die Börse. Genaue Details wie die Firmenbewertung gehen daraus noch nicht hervor. Aber es ist kaum vorstellbar, dass die Emissionsbanken Airbnb dazu raten werden eine zu hohe Bewertung zu verlangen. Wer in diesen Zeiten an die Börse geht, und das mit diesem Corona-Horror-Geschäftsmodell, sollte auf die potenziellen Zeichner Rücksicht nehmen.

Von Januar bis September hat Airbnb laut den Angaben in dem aktuellen Prospekt bei 2,52 Milliarden Dollar Umsatz satte 697 Millionen Dollar Verlust gemacht. Und das bei 4,81 Milliarden Dollar Umsatz und 674 Millionen Dollar Verlust im Gesamtjahr 2019. Bei solchen Zahlen würden die Anleger eigentlich einen ganz großen Bogen um so einen Börsenkandidaten machen. Aber man kennt ja das Geschäftsmodell gut. Und wer nur etwas Phantasie hat und an die Zeit nach der Coronakrise denkt, sieht womöglich das Potenzial von Airbnb, wenn die Menschen das Bedürfnis haben viel an Urlaubserlebnissen nachzuholen – und das auch mit einer Buchung über eine Wohnung, die man auf Airbnb finden kann.

Wette auf rosige Zukunft

In den Prospektaussagen von Airbnb werden viele Unsicherheiten im Geschäftsmodell angesprochen, vor allem im Bezug auf die aktuelle Lage. Denn die Coronakrise ist ja noch nicht zu Ende, nur weil in den kommenden Wochen und Monaten nach und nach Millionen von Menschen geimpft werden. Airbnb erwähnt zum Beispiel auch, dass Hausbesitzer womöglich ihre Häuser verlieren und bei Airbnb als Anbieter ausscheiden, weil sie mangels Vermietungseinnahmen ihre Hypotheken nicht mehr bedienen können. Tja, es ist nun mal eine verdammt mutige Wette, aber auch eine Ansage, gerade jetzt an die Börse zu gehen. Wer demnächst beim Börsengang von Airbnb einsteigt, der wettet auf eine rosige Zukunft des Geschäftsmodells. Mal ehrlich… Airbnb hat nicht die Kosten und Probleme einer weltweiten Hotelkette an der Backe, sondern ist nur der Plattform-Anbieter. Die Probleme liegen bei den Anbietern. Erholt sich die Reiselust der Menschen, und dürfen sie wieder reisen, explodiert dann auch das Geschäftsmodell von Airbnb, und der jetzige Einstieg in diese Aktie mitten in der Krise war genau die richtige Entscheidung? Diese Frage muss sich wohl jeder Anleger selbst beantworten.



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1 Kommentar

  1. Airbnb werde ich auf alle Fälle zeichnen, ich finde es bemerkenswert das der Verlust in diesem Horrorjahr eigentlich nur unwesentlich höher ausfällt als in guten Jahren. Natürlich muss auf die letzten Bewertungen die ja teilweise schon über 100 Mrd lagen ein ordentlicher Abschlag erfolgen, aber dann ist das Mittelfristig sicher eine ganz interessante Lösung, zwar fallen Immobilienbesitzer ggf weg, das spielt Mm aber weniger eine Rolle den die Regierungen stören sich sowieso daran das oftmals knapper Wohnraum so „besetzt“ wird, aber Büroräume wird es in Innenstadtlagen zukünftig wieder mehr geben, welche dann als AirBnBs dienen können, in gewissen Ländern wie der Schweiz ist das heute schon gesetzlich erlaubt man darf dort eben nur nicht wohnen, aber Übernachten bis zu 3 Monaten ist erlaubt.

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