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Aktien: alle verkaufen! Rätsel um die Käufer

FMW-Redaktion

Die US-Märkte sind, trotz der Schwäche der US-Futures heute, sehr nahe an ihren Allzeithochs (S&P500 und Dow Jones). Und das ist nicht wirklich selbstverständlich – denn aus den Aktienmärkten der USA und Europas fließt derzeit ziemlich konstant Geld ab.

Das zumindest zeigen die Daten der Bank of America Merill Lynch, die sie wöchentlich erhebt. Demnach flossen auch in der letzten Woche global 2,6 Milliarden Dollar aus den Aktienmärkten ab – und damit setzt sich der Trend fort, in 10 der letzten 12 Wochen nämlich flossen Gelder aus Aktien ab. Von diesen 2,6 Milliarden wurden in der letzten Woche 2 Milliarden aus den US-Aktienmärkten abgezogen, also der Großteil. Das macht den Höhenflug der US-Märkte schwer erklärbar, zumal nur einmal in den letzten 6 Wochen keine Gelder abflossen aus den US-Märkten.

Auffallend ist dabei, dass es vor allem Mutual Funds sind, die als Verkäufer auftreten (sie zogen 7,2 Milliarden Dollar ab), während in der letzten Woche 4,5 Milliarden Dollar in ETFs geflossen sind, die Aktienindizes abbilden.

Hart trifft es auch die europäischen Aktienmärkte im Vorfeld der Brexit-Abstimmung: mit den Abflüssen von 2,2 Milliarden Dollar in dieser Woche flossen nun seit 18 aufeinanderfolgenden Wochen Gelder aus europäischen Aktienfonds ab – das ist die längste Strecke an Abflüssen seit Februar 2008! Aus britischen Aktienfonds wurden dabei in 12 der letzten 14 Wochen Gelder abgezogen.

Wenn Geld aus den Aktienmärkten abgezogen wird – wo fließt es dann hin? Vor allem in Anleihen, die in der letzten Woche zusätzliche Gelder von 7,9 Milliarden Dollar generieren konnten. Das erklärt den Niedergang der Rendite bei Staatsanleihen wie der deutschen Bundesanleihe – auffallend ist aber auch, dass von diesen 7,9 Milliarden immerhin 2,6 Milliarden in High-yield-Anleihen flossen (höchste Zuflüsse seit drei Monaten). Das reflektiert die Suche nach Renditen in unserer Nullzins-Ära, doch wären wohl hochverzinsliche Anleihen einer der gefährdetsten Anlageklassen, sollte es zum Brexit kommen. Insgesamt sind damit in 14 der letzen 15 Wochen Gelder in den Anleihemarkt zugeflossen.

Ein weiterer Profiteur sind die Aktienmärkte der Emerging Markets, die in der letzten Woche knapp 1 Milliarde an Zuflüssen verzeichneten (so viel wie seit 11 Wochen nicht mehr). Gesucht waren auch Edelmetalle mit Zuflüssen von 700 Millionen Euro – wodurch in 20 der letzten 22 Monate Gelder zugeflossen sind.

Wer aber tritt dann als Käufer auf? Darauf gibt es keine valide Antwort, doch ist zu vermuten, dass es wieder einmal Aktienrückkäufe von Unternehmen sind (vor allem in den USA), die die US-Indizes oben halten. Zuflüssen verzeichnet besonders der defensive Sektor Healthcrae, jedoch auch Biotech.

Und eines ist besonders markant: derzeit ist das open interest bei VIX-Futures (also den Futures, die die Volatilität auf den S&P500 abbilden) so hoch wie noch nie mit 501.000 Kontrakten. Das zeigt, dass sich viele Investoren durch Wetten auf einen steigenden VIX absichern wollen für das Risiko, dass es zum Brexit kommen könnte..



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