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Kursverluste - gab es zu viel Optimismus? Aktien: Proteste in China beeinträchtigen Wachstumsprognose

China Proteste Aktien

Die Proteste in China könnten weitreichende Auswirkungen auch auf westliche Aktien haben – etwa für Apple, das wohl mindestens sechs Millionen iPhones weniger verkaufen kann aufgrund der Probleme bei Foxconn. Vor allem ie Aktien von Unternehmen, die entweder eine erhebliche Prodduktion in China  oder dort einen wichtigen Absatzmarkt haben, erscheinen vulerabel. Dafür steht idealtypisch Apple, das einen Großteil seiner iPhones in China herstellen läßt und etwa ein Fünftel seines gesamten Umsatzes im Reich der Mitte macht. Aber auch deutsche Firmen wie Volkswagen sind betroffen – so wurde etwa die Produktion im VW-Werk Chengdu vorerst gestoppt.

Proteste in China: Aktien, Währungen und Anleihen reagieren

Die jüngste Erholung bei Aktien wurde gebremst, nachdem sich die wachsende Wut über Chinas Covid-Beschränkungen in Protesten entlud, die ein hartes Durchgreifen der Regierung nach sich ziehen könnten.

Zufluchtsorte wie der japanische Yen, der Schweizer Franken und Staatsanleihen fanden Käufer, während Aktien und Rohstoffe einen Rückschlag erlitten, da die Auswirkungen der Proteste auf den gesamten Globus übergriffen. Es ist zwar unklar, wie Peking auf die wachsende Unzufriedenheit reagieren wird, doch die Gefahr einer zunehmenden sozialen Instabilität macht die Händler nervös.

Die Wende der Ereignisse könnte die Lage für Anleger komplizierter machen, die auf eine Erholung chinesischer Aktien gesetzt hatten, nachdem die Behörden in diesem Monat einige Corona-Beschränkungen zurückgenommen hatten. Die Proteste, die durch einen tödlichen Brand in einer abgeriegelten Wohnung in einer westlichen Stadt Chinas ausgelöst wurden, drohen auch eine moderate geldpolitische Lockerungsmaßnahme der chinesischen Zentralbank vom Freitag zu verwässern.

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„Abgesehen vom Risiko weiterer politischer Unruhen nehmen die kurzfristigen Covid-Risiken mit dem nahenden Winter weiter zu“, sagte Alvin Tan, Devisenstratege bei RBC Capital Markets. „Deutlich strengere Restriktionen und damit verbundene wirtschaftliche Störungen sind in den kommenden Wochen wahrscheinlicher als eine abrupte Lockerung.“

Aktien China Yuan

Die Erholung des Yuan gegenüber dem Dollar im November ist ins Stocken geraten

Der Yen erreichte mit 137,57 je Dollar den stärksten Stand gegenüber dem Dollar seit drei Monaten. Europäische Staatsanleihen eröffneten höher, wobei die Renditen 10-jähriger deutscher Staatsanleihen um bis zu sechs Basispunkte auf 1,91 % sanken und die entsprechenden US-Renditen um etwa vier Basispunkte auf 3,63% nachgaben.

Im Gegensatz dazu gaben Risiko-Assets wie Öl nach, da die Anleger eine mögliche Abschwächung der Nachfrage einkalkulierten. Der Onshore-Yuan fiel um bis zu 1,1 % auf rund 7,24 je Dollar und gab damit seine Rallye vom November auf. Der australische Dollar und der südkoreanische Won rutschten um mehr als 1 % ab.

„Jetzt setzt die Realität ein: die Anleger müssen ihre allzu optimistische Einschätzung der Wiedereröffnung revidieren“, sagte Lu Ting, Chefökonom für China bei Nomura Holdings Inc. „Die damit verbundenen Märkte könnten diese Woche turbulent werden. Die Wiedereröffnung wird langsam, schmerzhaft und holprig sein.“

Covid-Fälle in Peking bleiben nach Verdoppelung am Wochenende erhöht

Anfang des Monats war an den chinesischen Märkten wieder Optimismus aufgekommen, nachdem Peking die Quarantänezeiten verkürzt und die Tests zurückgeschraubt hatte. Folge davon war eine Aktien-Rally, die den MSCI China Index um fast 370 Milliarden Dollar ansteigen ließ. Der Yuan war auf ein Acht-Wochen-Hoch gestiegen, und ein Rettungspaket für den Immobiliensektor sorgte für einen Aufschwung bei Bauunternehmeranleihen.

China-Aktien am Scheideweg

Doch die Gewinne werden durch die Proteste wieder zunichte gemacht, insbesondere bei jenen Aktien, die von der optimistischen Einschätzung der Lage am stärksten profitiert hatten. Trotz der immer lauter werdenden Emfehlungen für den Kauf chinesischer Aktien China an der Wall Street, die sich auf günstige Bewertungen und eine freundlichere Corona-Politik berufen, macht sich Vorsicht breit. Am Montag brach der Hang Seng China Enterprises Index zwischenzeitlich um mehr als 4% ein.

An den globalen Märkten könnten die Unruhen in China auch die Hoffnungen auf die beste monatliche Rally der Schwellenländerwährungen seit 2018 zunichte machen.

„Die Proteste gegen Chinas Kehrtwende bei der Nullzins-Politik, die den Offshore-Yuan belastet, dürften auch anderen asiatischen Schwellenländerwährungen Gegenwind bescheren“, schrieb Vishnu Varathan, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Strategie bei der Mizuho Bank Ltd. in Singapur, in einer Notiz. „Die Suche nach einem klaren Signal für den Handel wird diese Woche eine Herausforderung sein. Aber Vorsicht und eine Tendenz zu sicheren Häfen sollten den Dollar stützen, wenn nicht sogar etwas Auftrieb geben.“

Beschleunigter Ausstieg

Dennoch könnten sich die Proteste mittelfristig positiv für Aktien auswirken, wenn sie Präsident Xi Jinping dazu ermutigen, Chinas Ausstieg aus seiner Zero-Covid-Politik zu beschleunigen, so Gabriel Wildau, Managing Director beim Beratungsunternehmen Teneo Holdings LLC in New York.

„Ich erwarte nicht, dass Xi öffentlich Fehler eingestehen oder Schwäche zeigen wird, aber diese Protestwelle könnte die Führung dazu veranlassen, privat zu entscheiden, dass der Ausstieg schneller erfolgen muss als bisher geplant“, sagte er.

FMW/Bloomberg



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