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Ketzerische Anmerkungen zum Euro-Dollar

Von Markus Fugmann

Der Euro kratzt an der 1,10er-Marke, die als wichtiger Widerstand fungiert. Das große Thema in den letzten Monaten hieß ja bekanntlich „Divergenz“, womit eine auseinander laufende Geldpolitik zwischen der Fed und der EZB gemeint war. Kurz vor der EZb-Entscheidung schien diese Divergenz auf dem Höhepunkt zu sein – aber dann entäuschte Draghi, und seitdem ist irgendwie alles anders.

Man kann die Erwartungshaltungen des Marktes durchaus als extrem bezeichnen: einerseits der Glaube, dass die Fed mehrfach die Zinsen anheben wird. Auf der anderen Seite scheinen die Märkte zu glauben, dass die Eurozone in eine Rezession zurückfällt und die EZB ihre Geldpolitik noch signifikant weiter aufweicht. Das eine wie das andere ist aber unwahrscheinlich. Vielmehr ist wahrscheinlich, dass die Erholung der US-Konjunktur bereits hinter uns liegt, während die Erholung der Eurozone noch vor uns liegt. Europa ist, wie so oft, später dran als die USA, was in den USA passiert, kommt mit Verzögerung nach Europa. Und das bedeutet in diesem Fall: die Perspektiven für die Eurozone sind im kruzen Zeitfenster deutlich besser als für die USA.

Aber derzeit ist am Markt diese Möglichkeit nicht eingepreist. Im Gegenteil: die Annahme des Marktes ist extrem, die Positionierung pro Dollar ist es auch. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Euro noch einmal unter die 1,05er-Marke fällt, meines Erachtens gering. Eher schon eine Anstieg in Richtung 1,15, weil die Märkte realisieren, dass der Widerstand in der EZB angesichts durchaus ordentlicher Konjunkturdaten aus der Eurozone immer größer wird. So stieg heute die Industrieproduktion in der Eurozone beispielsweise mit +0,6% deutlich stärker als erwartet – in den USA hingegen haben die Konjunkturdaten vor allem eine Tendenz: nach unten zeigend.

Es ist daher wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Markt seine extreme Positionierung auf den Dollar wieder verschieben wird. Da müssen viele ihre Euro-Shortpositionen früher oder später glattstellen. Aus meiner Sicht ist daher die Chance, mit einem steigenden Euro Geld zu verdienen größer, als auf einen fallenden Euro zu spekullieren. Aber das ist eine subjektive Meinung. Eine Art markttechnische Verschwörungstheorie. Daher sollten Sie das in keinem Fall ernst nehmen..



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