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Trotz Energiekrise und vielen Ukraine-Flüchtlingen Arbeitsmarkt im Oktober: Keine Spur von der großen Krise

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich im Oktober stabil. In den Detaildaten entdeckt man keine Spur von massenhaft neuen Arbeitslosen etc.

Solaranlagen-Installation auf einem Hausdach

Anstehende Rezession, reihenweise gehen vor allem Kleinstbetriebe derzeit kaputt – dazu noch hunderttausende Ukraine-Flüchtlinge, die derzeit als Arbeitslose neu bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet werden. Und dennoch zeigen die heute veröffentlichten offiziellen Zahlen, dass der deutsche Arbeitsmarkt stabil bleibt. Von Krise ist weit und breit nichts zu sehen.

Aktuelle Daten zum Arbeitsmarkt

Im Vergleich zu September ist die Arbeitslosenquote in Deutschland von 5,4 % auf 5,3 % gesunken, so zeigen es die die heutigen Daten der Bundesagentur für Arbeit. Im Jahresvergleich (5,2 % im Oktober 2021) ist es nur ein minimaler Anstieg. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt im Monatsvergleich um 43.000 auf 2,44 Millionen. Im Vorjahresvergleich sind es nur +65.000. Da kann man wirklich nicht davon sprechen, dass die Energiekrise bis jetzt zu einer Explosion der Arbeitslosigkeit geführt hat. Wirkt hier bereits der Demografiewandel so stark, dass arbeitslos werdende Menschen sofort woanders neue Arbeitsplätze finden, weil den immer zahlreicher werdenden Menschen, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden, immer weniger nachrückende junge Menschen gegenüberstehen?

Gut möglich. Aber auch die Zahl der Beschäftigten ist im Jahresvergleich spürbar gestiegen – das ist wohl auch auf die hohen Einwanderungszahlen zurückzuführen. Aus Gesprächen mit Arbeitgebern aus der verschiedenen Branchen wissen wir aber seit Monaten: Die Lage am Arbeitsmarkt ist so eng, dass Arbeitgeber derzeit quasi jeden einstellen, der sich überhaupt noch bewirbt – Hauptsache man findet überhaupt noch Personal. Ja, so drastisch kann man es ausdrücken.

Erwerbstätigkeit nimmt zu

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im September 2022 saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat nicht verändert. Mit 45,80 Millionen Personen fiel sie im Vergleich zum Vorjahr um 448.000 höher aus. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm saisonbereinigt von Juli auf August 2022 um 31.000 zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie im August nach Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit um 573.000 auf 34,57 Millionen Beschäftigte gestiegen. 7,36 Millionen Personen hatten im August 2022 eine geringfügig entlohnte Beschäftigung, 143.000 mehr als im Vorjahresmonat.

Kurzarbeit

Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 26. Oktober für 82.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt.
Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August 2022 zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit in diesem Monat für 106.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit hat sich die Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit nicht weiter verringert. Dennoch bleibt das ein geringes Niveau.

Wenn man dieser Tage über Deindustrialisierung und gleichzeitig eine quasi Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt spricht, stellt sich nur die Frage: Jemand der derzeit einen gut bezahlen Job verliert und gleich einen neuen findet, ist der dann genau so gut bezahlt wie vorher, oder rutscht man vom Gehaltsgefüge kräftig ab? Das wäre nämlich die Folge, wenn gut bezahlte Industriejobs durch schlecht bezahlte Dienstleistungsjobs ersetzt werden.



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3 Kommentare

  1. Bei einer Inflationsrate von über 10 Prozent und einem Leitzins von 2 Prozent kann man sagen, dass die europäische Notenbank noch ordentlich auf dem Gaspedal steht.
    Der neutrale Bereich des Leitzinses ist noch weit entfernt.

    Auch eine Bilanzkürzung ist bei der EZB noch nicht absehbar.

    https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/notenbank-hartnaeckige-geldpolitik-nagel-fordert-weitere-zinserhoehungen-und-reduktion-der-ezb-bilanz/28782118.html

    Dazu kommen noch Konjunkturpakete in historischen Ausmaßen in Deutschland.

    Eigentlich müsste demnach die Konjunktur und der Arbeitsmarkt ehr überhitzen als zeitnah zusammenbrechen.

    Leider mit dem Nebeneffekt, dass die Inflation in Europa wohl weiter tendenziell anziehen wird oder gar noch viel höher springt, wenn Sondereffekte wie der Ukrainekrieg oder die Lieferkettenprobleme wegfallen.

  2. Ach cool, es geht also stetig aufwärts am Arbeitsmarkt. Und da ich grundsätzlich ALLES glaube was den Leuten an „offiziellen Zahlen“ so präsentiert wird, werde ich natürlich auch das glauben. Ist zwar irgendwie seltsam da um mich rum schon erste Firmen den Geist aufgeben und ich nirgendwo mitbekomme, dass plötzlich Leute neu eingestellt werden aber es muss ja stimmt – wird ja offiziell so ausgewiesen :)

    1. Ja, genau, das wird an Ihrem Einschätzvermögen liegen. Weil diese Zahlen sind ja offiziell, also unantastbar und unsere 4. Gewalt, die freien Leitmedien, bestätigen dies ja. Kritisieren Sie das ja nicht sonst begehen Sie eine Regierungsverleumdung, mäkeln an den Entscheidungen und Mitteilungen der souveränen Mandatsträger.
      Also wie man liest geht es sogar aufwärts. Toll. Na denn mal los.
      Auch eine Gurkentruppe kann gute Gurken produzieren

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