Wenn die Autozulassungen in Europa 16 Monate lang ständig nur ansteigen, und jetzt einbrechen, dann kann das als Indiz gewertet werden, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession zunimmt. Denn wenn Verbraucher ihre Arbeitsplätze verlieren oder kurz davor stehen, oder dank hoher Inflation weniger Geld übrig haben, kaufen sie wohl kaum ein neues Auto! Heute früh veröffentlichte Zahlen zeigen zum ersten Mal seit 17 Monaten sinkende Autozulassungen in Europa für den Monat Dezember!
Autozulassungen in Europa sinken – angeführt vom Einbruch bei den Elektrofahrzeugen
Europas Autohersteller müssen sich auf ein langsameres Wachstum einstellen, nachdem die Autozulassungen im Dezember zum ersten Mal seit 17 Monaten zurückgegangen sind. Hauptgrund ist die nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Die Neuzulassungen fielen um 3,8% auf 1,05 Millionen Fahrzeuge, teilte der Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA mit. Haupttreiber des Rückgangs war Deutschland, wo der Wegfall des Umweltbonus für Stromer zu einem massiven Einbruch führte, der das Wachstum in anderen wichtigen Ländern überwog.
Höhere Zinsen, eine schleppende Konjunktur und wachsende Zweifel bezüglich Elektroautos trüben die Aussichten der Branche. Bloomberg Intelligence geht davon aus, dass sich das Absatzwachstum in diesem Jahr auf 5% verlangsamen wird, nach 14% im Jahr 2023. Das dürfte auch die Preise drücken und die Renditen schmälern. “Die aufgestaute Nachfrage beginnt zu schwinden”, schrieb der Autoexperte Daniel Röska von Bernstein unlängst in einer Analyse. Händler und Hersteller “werden bald die volle Wucht der schleppenden Nachfrage zu spüren bekommen”.
In Deutschland halbierten sich die Autozulassungen für Stromer im Dezember beinahe. Aufs gesamte Jahr gesehen, stieg der Absatz von Elektroautos in Europa zwar um 28%, brach aber im Dezember um ein Viertel ein. Auch in Schweden, den Niederlanden und Kroatien gingen die Zulassungen von batteriebetriebenen Autos zurück. Die Europäische Union verzeichnete den ersten monatlichen Rückgang bei Elektroautos seit April 2020, dem Höhepunkt der Pandemie.
Einige Gründe für Optimismus bleiben bestehen. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, signalisierte erst gestern, dass eine Zinssenkung im Sommer „wahrscheinlich“ sei, was die Hoffnung auf niedrigere Finanzierungskosten nährt. In Italien, wo die Autozulassungen im Dezember um 6 % gestiegen sind, erwägt die Regierung ein 930-Millionen-Euro-Paket, um den Verkauf von Elektrofahrzeugen zu fördern, wie Bloomberg Anfang des Monats berichtete.
Auch die Autohersteller bemühen sich, ihre Produkte zu verbessern. Eine Welle von 35 neuen batteriebetriebenen Modellen, die in diesem Jahr auf den Markt kommen sollen, wird den Kunden eine erschwinglichere Auswahl bieten und es den Autoherstellern ermöglichen, ihre Marke und Marktposition zu stärken, so die Bernstein-Analysten.
FMW/Bloomberg
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