Anleihen

Beginn der Anleiheverkäufe Bank of England nimmt den Kampf gegen die Inflation wieder auf

Nachdem die Bank of England den Kollaps an den Anleihemärkten abgewendet hat, konzentriert sie sich jetzt wieder auf die rekordhohe Inflation. In zwei Wochen beginnt sie mit der Bilanzreduzierung, um den zuvor ausgesetzten Kampf gegen die Inflation fortzusetzen, die im September ein 40-Jahreshoch erreicht hat. Wie die am Morgen veröffentlichten Daten zeigen, ist die Inflation in Großbritannien im September auf 10,1 Prozent gestiegen nach 9,9 Prozent im August. Die Erwartungen von 10,0 Prozent wurden damit leicht übertroffen. Angesichts der Rekordinflation wächst der Druck auf die Bank of England. Da passt es gut ins Bild, dass die BoE verkündet hat, die Anleiheverkäufe wieder aufzunehmen, um die Inflation zu bekämpfen.

Bank of England beginnt mit Anleiheverkäufen

Wie Bloomberg aktuell berichtet wird die Bank of England Anfang nächsten Monats mit ihren verzögerten Anleiheverkäufen beginnen und sich damit wieder auf den Kampf gegen die Rekordinflation konzentrieren. Durch ihr entschlossenes Eingreifen konnte sie zuvor die Finanzstabilität an den Anleihemärkten wieder herstellen. Mit der Ankündigung der sogenannten quantitativen Straffung (QT) wagt sich die Zentralbank wieder vor, nachdem die Auswirkungen eines Regierungsplans für massive, nicht finanzierte Steuersenkungen sie dazu gezwungen hatte, wieder Staatsanleihen zu kaufen, um die ins Wanken geratenen Pensionsfonds zu schützen. Von den Verkäufen ausgenommen sind zunächst die langlaufenden Staatsanleihen, die im Mittelpunkt der jüngsten Marktturbulenzen standen, die durch die unglücklichen Steuerpläne der Regierung ausgelöst wurden.

Das Marktchaos brachte die Zentralbank davon ab, sich auf die Straffung der Geldpolitik zu konzentrieren, um die rasant steigende Inflation einzudämmen. Sie hat in diesem Jahr bereits mehrfach die Zinssätze erhöht und die Wiederanlage von Erlösen aus fällig werdenden Anleihen in ihren Portfolios eingestellt. Gouverneur Andrew Bailey sagte am Samstag, dass es zwischen den Bemühungen um eine Verlangsamung des Preisanstiegs und der dringenden Entscheidung, wieder Anleihen zu kaufen, „zu Spannungen kommen könnte“.

Der Beginn der Quantitativen Straffung rückt den Kampf gegen die Inflation wieder in den Mittelpunkt der Zentralbank und hilft der BoE ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Aber Bailey lässt seine Verantwortung für die Finanzstabilität nicht völlig außer Acht. Der neue Plan für die Anleiheverkäufe ist ein pragmatischer Kompromiss, der es ihm ermöglicht, den Abbau der gigantischen Bilanz aufzunehmen und gleichzeitig die Finanzstabilität zu schützen, die er gerade erst erreicht hat.

„Dies ist unter den derzeitigen Marktbedingungen immer noch ein durchschlagender Plan“, sagte Krishna Guha, Leiter der Zentralbankstrategie bei Evercore ISI. „Die Bank of England sieht es als unerlässlich an, mit einem umfangreichen QT fortzufahren, um ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit inmitten der fiskalischen Fehlschritte des Vereinigten Königreichs aufrechtzuerhalten.“

Anleihemärkte: Es war ein wilder Ritt britischer Anleihen zuletzt

Finanzstabilität hat höchste Priorität

Die BoE begann Ende September zu intervenieren, als ein sprunghafter Anstieg der Anleiherenditen nach der Ankündigung der Steuerreform die Pensionsfonds in ernste Schwierigkeiten gebracht hat, die sich auf das gesamte britische Finanzsystem ausgewirkt haben.

Nicht nur die Anleihemärkte haben in den letzten Wochen eine Berg- und Talfahrt hinter sich, sondern auch das Pfund. Dieses fiel zeitweise auf ein Rekordtief gegenüber dem Dollar, hat sich aber inzwischen wieder erholt. Zudem kosteten die Steuerpläne Finanzminister Kwasi Kwarteng seinen Job, der von Truss nach nur 38 Tagen im Amt entlassen wurde.

Mit dem neuen Finanzminister Jeremy Hunt und einer neuen Finanzpolitik, die darauf abzielt, die Staatsverschuldung mittelfristig zu senken, signalisiert Bailey, dass seine Bemühungen, die Bilanz der Zentralbank zu verkleinern, wieder auf dem richtigen Weg sind, so Bloomberg. Die BoE hält derzeit Staatsanleihen im Wert von rund 840 Mrd. Pfund, die sie im Rahmen von Konjunkturmaßnahmen während der durch die Pandemie ausgelösten Wirtschaftsflaute aufgebaut hat.

Die Verkäufe sollten ursprünglich am 3. Oktober beginnen, wurden aber wegen der Marktstörung auf den 31. Oktober verschoben. Die Bank of England verschiebt nun den Beginn um einen weiteren Tag, um eine Überschneidung mit der Ankündigung des überarbeiteten Haushaltsprogramms der Regierung zu vermeiden. Bei der Ankündigung der Quantitativen Straffung sagte die BoE, dass sie plane, ihre Bilanz durch aktive Verkäufe und Rücknahmen um etwa 80 Mrd. Pfund pro Jahr zu reduzieren, was einem Verkaufstempo von etwa 20 Mrd. GBP pro Quartal entspricht.

Der Ankündigung vom Dienstag zufolge werden die Anleiheverkäufe in diesem Quartal gleichmäßig auf Anleihen kurzer und mittleren Laufzeiten verteilt. Sie geht davon aus, dass die Verkäufe in ähnlichem Umfang und in ähnlichem Ausmaß wie zuvor angekündigt durchgeführt werden. Etwaige Fehlbeträge, die sich aus der früheren Verzögerung ergeben, werden in den folgenden Quartalen berücksichtigt. Die Bank of England gibt die Termine und den Umfang der Auktionen am 20. Oktober bekannt. Der Schritt soll dazu dienen, ein Zeichen des Vertrauens zu senden.

Anleihemärkte haben sich stabilisiert

Die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen schloss am Dienstag bei 4,31 % und lag damit fast einen Prozentpunkt unter den Höchstständen vor der Notfallmaßnahme der BoE im vergangenen Monat. Da die BoE nach wie vor ihre Besorgnis über die Marktvolatilität zum Ausdruck brachte, wurde spekuliert, dass Bailey die Anleiheverkäufe verschieben würde. Die Erwartungen wurden weiter angeheizt, als die Financial Times am Dienstag berichtete, dass ein Aufschub beschlossene Sache sei. Wenige Stunden vor der Ankündigung der Anleiheverkäufe gab die Bank of England eine Erklärung ab, in der sie diesen Artikel als unzutreffend bezeichnete, berichtet Bloomberg.

Die BoE hat sich allerdings die Möglichkeit eingeräumt, die Verkäufe zu stoppen, falls es zu neuen Turbulenzen kommen sollte. Dazu sagte sie, dass sie „die Marktbedingungen weiterhin genau beobachten und diese gegebenenfalls in die Gestaltung ihrer Verkaufsoperationen einbeziehen wird.“

FMW/Bloomberg

Bank of England (BoE) beginnt Verkäufe von Anleihen - Kampf gegen Inflation
The facade of the Bank of England (BOE) in the City of London, UK, on Monday, Oct. 17, 2022. The Bank of England said it was restarting its corporate bond-selling as it looks to return to normality in the wake of a sustained selloff in UK assets.


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1 Kommentar

  1. Premierministerin Elizabeth Truss muß sich aktuell im Unterhaus für ihre bisherige Arbeit rechtfertigen. Hierbei hat sie die Möglichkeit, ein Konzept für ein entsprechendes Zusammenspiel zwischen ihr und Jeremy Hunt, ihrem neuen/außenwirtschaftspolitisch erfahrenen Schatzkanzler zu präsentieren.

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