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Größte Hilfsmaßnahme für Schweizer Bank seit Finanzkrise Bankenkrise: Credit Suisse erhält 50 Milliarden Franken von SNB

Pikant: SNB als Helfer mit eigenem Verlust von 16% des Schweizer BIP

Credit Suisse Bankenkrise 50 Milliarden

Mit der Eskalation um die Credit Suisse hat die Bankenkrise nun auch Europa erreicht – nun schreitet mit der Schweizer Nationalbank (SNB) die nächste Notenbank ein, um Schlimmeres zu verhindern. Pikant: die SNB selbst machte im letzten Jahr signifikante Verluste von 132 Milliarden Franken (und das bei einem BIP der Schweiz 2022 von 771 Milliarden Franken).

Bankenkrise: Credit Suisse erhält von SNB bis zu 50 Milliarden

Die Credit Suisse Group AG wird von der Schweizerischen Nationalbank mit bis zu 50 Milliarden Franken zusätzlicher Liquidität gestützt, um damit die Gemüter in der aktuellen Bankenkrise zu beruhigen. Die Maßnahme soll zusammen mit dem Rückkauf eigener Schuldverschreibungen helfen, den Vertrauensverlust der Märkte wieder umzukehren. Das berichtet Bloomberg.

Die in Bedrängnis geratene Bank wird Kredite aus einer Covered-Loan-Fazilität der SNB und aus einer für kurzfristige Liquidität erhalten, wie sie in der Nacht zum Donnerstag mitgeteilt hat. Zudem kauft sie Schuldtitel im Volumen von bis zu drei Milliarden Franken zurück. Die Offerte betrifft in Dollar und Euro denominierte Papiere.

In so großem Umfang wie nun mussten die Finanzen der Credit Suisse noch nie gestützt werden, seit der Finanzkrise 2008 gab es noch nie so umfangreiche Hilfsmaßnahmen für eine große Schweizer Bank.

Die Aktien der Bank waren am Mittwoch im Zürcher Handel um bis zu 31% eingebrochen, nachdem der Präsident des Großaktionärs Saudi National Bank weitere Kapitalspritzen für die Credit Suisse ausgeschlossen hatte. Die Anleihen der Bank fielen auf Niveaus, die auf eine tiefe finanzielle Notlage hindeuten. Die Vertrauenskrise in Bezug auf das skandalgeschüttelte Kreditinstitut führte zu einem globalen Ausverkauf von Bankaktien.

“Was sich bei der Credit Suisse abspielt und wie der Markt darauf reagiert, zeigt, wie fragil die Stimmung derzeit ist”, sagte Charu Chanana, ein Stratege bei Saxo Capital Markets.

Im späten US-Handel machte die Credit Suisse einen Teil ihrer Verluste wieder wett. Die Nachricht über die 50-Milliarden-Franken-Fazilität löste auch eine Rallye bei den europäischen Aktienindex-Futures aus. Die asiatischen Finanzwerte blieben trotz der Maßnahmen unter Druck und gaben am Donnerstag bis zu 2% nach.

“Diese Maßnahmen demonstrieren ein entschlossenes Handeln zur Stärkung der Credit Suisse, während wir unsere strategische Transformation fortsetzen”, sagte Bankchef Ulrich Körner in der in der Nacht ausgesandten Erklärung. “Mein Team und ich sind entschlossen, rasch voranzukommen, um eine einfachere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen.”

Anleihenrückkauf

Um das Vertrauen wiederherzustellen plant die Credit Suisse den Rückkauf von zehn vorrangigen Anleihen im Wert von bis zu 2,5 Milliarden Dollar sowie von vier vorrangigen Anleihen im Wert von bis zu 500 Millionen Euro.

Die zweitgrößte Bank der Schweiz, deren Wurzeln bis ins Jahr 1856 zurückreichen, wurde in den letzten Jahren von einer Serie von Pleiten, Pannen, Skandalen und Führungswechseln heimgesucht. Der Verlust von 7,3 Milliarden Franken im letzten Jahr hat die Gewinne des gesamten letzten Jahrzehnts zunichte gemacht.

Management-Kommentare

Bankchef Körner hatte am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg noch Geduld gepredigt und die soliden Finanzen der Bank beschworen. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte auf einer Konferenz am Mittwoch, Staatshilfe sei “kein Thema” für die Credit Suisse und wies Parallelen zur Silicon Valley Bank und anderen kollabierten US-Instituten zurück.

Bloomberg berichtete bereits, dass Eidgenossenschaft, Zentralbank und Finma in Kontakt standen, um Möglichkeiten zur Stabilisierung der Credit Suisse zu erörtern. Zu den Ideen – über die öffentliche Unterstützungsbekundung hinaus – gehörten informierten Kreisen zufolge eine Abtrennung des Schweiz-Geschäfts der Bank oder sogar als entfernte Option eine Zusammenlegung mit dem größeren Lokalrivalen UBS Group AG. Es sei aber den Kreisen zufolge völlig unklar ob irgendwelche dieser Szenarien je umgesetzt würden.

FMW/Bloomberg

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4 Kommentare

  1. CS, was produzieren die so? Nix? Kann weg.

    1. @Micky Doch die PRODUZIEREN VERLUSTE!

  2. Versteh‘ ich das jetzt richtig: Die Marktkapitalisierung der CS liegt aktuell, je nach Quelle, bei etwa 9 Mrd. Euro. Jetzt schießt man dort 50 Mrd. an Hilfen rein – also etwa das 5,5fache dessen, was diese Bank in Summe Wert ist. Das wäre doch in etwa so, als würde ich als Einzelunternehmer, dessen Firmenwert mit Fahrzeug, Werkzeugen, BGA, Warenbeständen etc. bei 100.000 Euro liegt, zur Bank gehen und sagen „Leute passt auf: Ich mache seit Jahren kontinuierlich Verluste, habe diverse Schulden, aber um meine Privatentnahmen weiterhin zu gewährleisten, den Laden am laufen zu halten und nicht die Insolvenz beantragen zu müssen, brauche ich jetzt mal 550.000 Euro Kredit, kann aber nicht sagen, ob ich das jemals wieder zurückbezahlen kann, weil die Umsatzaussichten nicht besser werden.“ Kann man das so zusammenfassen? Wenn ja, würde sich der Bankberater sicherlich vor Lachen unter seinem Schreibtisch krümmen und im Fall der CS wundert sich da keiner?

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Das Thema „To Big To Fail “ gilt immer noch. Es war auch nie weg und wurde nur durch die ultra niedrigen Zinsen überdeckt.

    Wenn’s nach Draghi und Konsorten gegangen wäre, hätte es trotz hoher Inflation, nicht eine einzige Zinserhöhung gegeben, nun bekommen die Vertreter der ultra laxen Geldpolitik neue Nahrung. …

    Schon laufen die ersten Wetten, wann denn das erste, neue QE kommt….

    Wie sagte es schon Karl – Otto- Pöhl 1974 :“ Inflation ist wie eine ausgedrückte Zahnpasta- Tube….“….

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