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Investoren wollen sich gegen weitere Schocks für die Weltwirtschaft absichern Bankenkrise: Investoren sehen im Yen den sicheren Hafen

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Von der Bankenkrise haben US-Tech-Aktien profitiert – aber auch im japanischen Yen sehen viele Investoren einen sicheren Hafen.

Der Yen erlebt ein Comeback als bevorzugter sicherer Hafen im Devisenmarkt, nachdem die Bankenkrise in den USA und der Schweiz den Dollar und den Franken als bevorzugte Anlagen in turbulenten Zeiten geschädigt haben. Das berichtet nun Bloomberg.

Für die japanische Währung, die noch vor wenigen Monaten auf den tiefsten Stand seit drei Jahrzehnten gefallen war und durch Interventionen der Bank of Japan gestützt werden mußte, bedeutet dies eine Trendwende. Der Yen ist in diesem Monat die Währung mit der weltweit besten Performance, und Unternehmen wie die DWS Group und Morgan Stanley ist der Yen der bevorzugte sichere Hafen.

„Der Yen war im letzten Jahr extrem schwach, aber wir sehen eine Umkehrung dieser Entwicklung – das ist einer der wichtigsten Trends in diesem Jahr“, sagte Van Luu, Leiter des Bereichs Währungen bei Russell Investments.

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Der japanische Yen ist wieder in Mode: Zuwächse gegenüber dem Dollar im bisherigen Monatsverlauf

Das Wiedererstarken des Yen zeigt, wie schnell die Stimmung umschlagen kann, da sich der globale Zinserhöhungszyklus dem Ende zu nähern scheint – nicht zuletzt aufgrund der Bankenkrise. Die Stärke des Yen hat Hedge-Fonds, die gegen den Yen gewettet haben, auf dem falschen Fuß erwischt. Nun kaufen Wall Street-Investoren bevorzugt die japanische Währung als Absicherung gegen weitere Schocks für die Weltwirtschaft.

Hedge-Fonds mit bärischen Yen-Wetten auf dem falschen Fuß erwischt

Während fallende Bankaktien normalerweise eine Erholung des Dollars auslösen würden, haben sie zu Wetten auf eine Abkehr der Federal Reserve von ihrem Mantra „Höhere Zinsen für längere Zeit“ geführt, was früher ein Gewinnbringer für Leerverkäufe des Yen war. Und selbst wenn die Turbulenzen eine Übernahme der Credit Suisse Group AG erzwingen, wird davon ausgegangen, dass die europäischen – und in gewissem Maße auch die japanischen – Entscheidungsträger weiterhin eine straffere Politik verfolgen, die ihre Währungen gegenüber dem Dollar begünstigen würde.

„Wir sind der Meinung, dass sich der Stress im Bankensektor mehr auf die regionalen US-Banken konzentrieren sollte und bevorzugen weiterhin den Euro und den Yen als Hauptnutznießer des schwindenden US-Exzeptionalismus“, so die Analysten der UBS Group AG.

Schutz vor einer Rezession

Die Aussicht auf eine Rezession veranlasst einen Fonds von Allianz Global Investors zu defensiven Investments in den Yen, während die taktischen Portfolios von State Street Global Advisors ebenfalls die japanische Währung bevorzugen. Die Investmentsparte der Deutschen Bank AG, die DWS Group, geht davon aus, dass der Yen in den nächsten 12 Monaten auf 125 pro Dollar steigen wird, so Bjoern Jesch, Chief Investment Officer der DWS Group.

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Morgan Stanley ist sogar noch optimistischer und rechnet mit einem Anstieg von etwa 9% auf 120 pro Dollar, da die Anleger abwarten wollen, wie stark die wirtschaftlichen Auswirkungen der Bankenkrise ausfallen werden. Die Strategen der Citigroup Inc. sind ebenfalls Fans der japanischen Währung.

Der Yen gab am Mittwoch nach und handelte um 132 pro Dollar – im März ist er dennoch um mehr als 3% gestiegen. Auf dem Optionsmarkt haben Händler mit einem dreimonatigen Zeithorizont ihre zinsbullischen Wetten auf den Yen in diesem Monat auf den höchsten Stand seit 2020 erhöht.

Dennoch ist die Verwendung des faktisch unverzinsten Yen als Portfolio-Absicherung „außerordentlich teuer“, was zum Teil auf die großen Zinsunterschiede zurückzuführen ist, so James Malcolm, Leiter der Währungsstrategie bei UBS. Er geht immer noch davon aus, dass der Yen bis zum Jahresende auf 120 pro Dollar steigen wird, sagte aber, man solle taktisch vorgehen.

Und trotz der Nachfrage nach Zufluchtsorten ist es unwahrscheinlich, dass es sich um eine Einbahnstraße handelt. Jedes neue Anzeichen dafür, dass die Fed ihre Zinserhöhungen doch fortsetzen wird, dürfte den Dollar stützen, während es noch andere Quellen für potenziellen Druck auf den Yen gibt. Laut RBC Capital Markets werden inländische japanische Fonds den Yen verkaufen, wenn sie ihre Anleiheninvestitionen in Übersee nicht absichern.

„Diese realen Geldströme könnten Dollar-Yen nach oben treiben, auch wenn der Status des Yen als sicherer Hafen die kurzfristigen Bewegungen dominieren wird“, so Adam Cole, Chef-Währungsstratege des Unternehmens.

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Optionshändler sind wegen Bankenkrise optimistischer für den Yen

Die Begeisterung für den Yen wurde forciert, nachdem der Schweizer Franken, ein weiterer traditioneller Zufluchtsort, seinen größten Tageseinbruch gegenüber dem Dollar seit 2015 erlitt, als das Vertrauen in die Credit Suisse einen Tiefpunkt erreichte. Während sich der Franken seither wieder etwas erholt hat, hat der Finanzplatz Schweiz einen Rückschlag erlitten.

„Die jüngsten Risiken der finanziellen Instabilität in den USA und Europa haben die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen Abschwächung erhöht“, sagte Yusuke Miyairi, Währungsstratege bei Nomura International Plc. „Wir glauben, dass der Yen als relative ‚Safe-Haven‘-Währung leichter davon profitieren wird.“

Yen wird volatil bleiben

In Japan hat die Rückkehr der Inflation ebenfalls zu Wetten auf eine Aufwertung des Yen geführt. Händler spekulieren nach wie vor darauf, dass die Bank of Japan nach jahrelangen Nullzinsen schließlich ihre Geld-Politik normalisieren wird.

Die extrem lockere Geld-Politik der Bank of Japan, die den „monetären Klimawandel“ der Fed und anderer Notenbanken nicht mitgemacht hat, war einer der Gründe dafür, dass der Yen im vergangenen Jahr seinen Status als sicherer Hafen verlor und zeitweise um mehr als 24% gegenüber dem Dollar einbrach.

Der Anstieg des Interesses am Yen, wie auch immer er ausfällt, wird wahrscheinlich zu größeren Schwankungen der Währung führen.

„Da sich die US-Notenbank dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähert, wird dies wahrscheinlich ein wichtiger Faktor für die Marktbewegungen des Dollars gegenüber dem Yen sein – Japan könnte zum Land der steigenden Volatilität werden“, so Tanvir Sandhu, Chefstratege für globale Derivate bei Bloomberg Intelligence.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Welchen Chart benutzt der Mann ? Es handelt sich wohl eher um eine erste Stabilisierung auf niedrigem Niveau

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