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Notenbank will auf "finanziellen Stress" achten EZB: Lane macht Anhebung der Zinsen abhängig von Bankenkrise

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Wird die EZB die Zinsen weiter anheben, wenn die Bankenkrise eingedämmt ist? Laut EZB-Chefvolkswirt Lane, der eher zu den „dovishen“ Vertretern der Notenbank gehört, könne die EZB das durchaus tun – jedoch werde man die Folgewirkungen (etwa eine geringere Kreditvergabe) der Bankenkrise im Auge behalten.

Die EZB wird die Zinsen laut ihrem Chefökonom weiter erhöhen müssen, wenn die Turbulenzen um die Bankenkrise nachlassen sollten. Dies erklärte Philip Lane im Interview mit der „Zeit“, über das Bloomberg nun berichtet.

“Wir gehen in unserem Basisszenario davon aus, dass sich diese Spannungen legen werden”, führte er aus. Dann seien weitere Erhöhungen der Zinsen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Inflation auf 2% sinkt.

“Wenn der finanzielle Stress, den wir sehen, zwar nicht gleich null ist, aber sich als ziemlich begrenzt erweist, müssen die Zinsennoch weiter nach oben gehen”, sagte Lane im Zeit-Interview. “Wenn der finanzielle Stress, über den wir gesprochen haben, jedoch stärker wird, dann müssen wir sehen, was angemessen ist.”

Die EZB hat die Zinsen Anfang des Monats um einen halben Prozentpunkt angehoben, hielt sich aber angesichts der Bankenkrise in den USA und der Schweiz mit Hinweisen auf ihren nächsten Schritt zurück. Mit dem Abflauen der Bankenkrise sind die Falken im EZB-Rat jedoch wieder offensiver geworden und fordern erneut eine weitere Straffung der Geldpolitik.

“Natürlich werden unmittelbar nach einer politischen Intervention wie in den USA oder der Schweiz Fragen gestellt. Aber ich denke, es ist nach wie vor so, dass sich das nicht direkt auf den Euroraum übertragen lässt”, sagte Lane. “Wir gehen in unserem Basisszenario davon aus, dass sich diese Spannungen legen werden.”

Lane unterstrich auch die jüngsten Äußerungen anderer Zentralbanker, dass die EZB nicht vor einem Zielkonflikt zwischen dem Schutz der Finanzstabilität und der Kontrolle der Inflation stehe. “Wenn dieser finanzielle Stress die Wirtschaft schwächt, würde das automatisch den Inflationsdruck verringern”, erklärte der Chefvolkswirt.

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Die Kerninflation in der Eurozone bleibt hoch

Die am Freitag anstehenden Inflationsdaten für die Eurozone werden nach der Erwartung von Bloomberg befragter Ökonomen einen Rückgang der Gesamtinflation zeigen. Die Kerninflation, die Energie und Lebensmittel außen vor lässt, dürfte indessen einen neuen Euro-Ära-Rekord erreichen.

Weitere Kommentare von Lane:

“Natürlich beobachten wir die Entwicklungen genau und sind wachsam, aber wir gehen nicht davon aus, dass die gleiche Situation wie in den USA oder in der Schweiz hier in der Eurozone das wahrscheinlichste Szenario sein wird.”

“Wir haben viele Instrumente, wir können Liquidität zur Verfügung stellen, und wir können dafür sorgen, dass es nicht zu der Art von Sturm auf die Banken kommt, wie es in diesen Beispielen zu beobachten war.”

“Wir glauben, dass die Unternehmen weniger Spielraum haben werden, ihre Gewinne durch höhere Preise zu steigern. Dafür gibt es viele Gründe: Die Nachfrage dürfte sich abkühlen, und die Lieferengpässe sollten sich auflösen. Die Lastenverteilung ändert sich also mit der Zeit.”

EZB: Kazimir will Zinsen trotz Bankenkrise anheben

Die EZB sollte trotz der Bankenkrise ihre Erhöhungen der Zinsen fortsetzen, auch wenn das Tempo der Erhöhungen nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir möglicherweise gedrosselt werden muss.

Kazimir warnte am Mittwoch vor dem „realen Risiko“, dass die Banken nach den jüngsten Turbulenzen die Kreditvergabe einschränken könnten. Bei der Beobachtung der Inflation werde der Kernpreisdruck ein Schlüsselfaktor für künftige Zinsentscheidungen sein, sagte er.

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Peter Kazimir, Chef der slowakischen Zentralbank

„Ich persönlich denke, dass wir nicht nachlassen sollten, wenn sich das Basisszenario nicht wesentlich ändert“, sagte Kazimir, der auch die slowakische Zentralbank leitet. „Wir sollten die Anhebugne der Zinsen fortsetzen, vielleicht in einem langsameren Tempo“.

Die EZB-Mitglieder haben neben ihrem langjährigen Kampf gegen die Inflation auch mit Befürchtungen über die Gesundheit des Bankensektors zu kämpfen. Zwar haben sie die Zinsen in diesem Monat wie geplant um einen halben Punkt angehoben, doch mehren sich die Rufe nach mehr Vorsicht bei künftigen Entscheidungen, vor allem angesichts des geschätzten Rückgangs der Gesamtinflation.

Was die nächste Sitzung im Mai angeht, so ist es laut Kazimir noch zu früh, um über das Ergebnis zu spekulieren.

„Wir werden auf der Grundlage der aktuellen Daten von Anfang Mai entscheiden“, sagte er. „Wir werden auch die Situation auf den Finanzmärkten berücksichtigen müssen, wie die Märkte bereit sein werden, Banken zu finanzieren und ihnen genügend Kapital zu bieten.“

FMW/Bloomberg

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