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"Lage in der Bauwirtschaft katastrophal" Baubranche: Sparkassen-Präsident warnt vor Kapazitätseinbruch

Baubranche: Sparkassen-Präsident warnt vor Kapazitätseinbruch
Baubranche. Foto: Tamal - Freepik.com

Das Neugeschäft der Baubranche geht deutlich zurück. Die Zahl der Aufträge ist zuletzt stark eingebrochen, weshalb der Präsident der Sparkassen Peter Schneider nun vor einem Kapazitätseinbruch warnt. Laut dem Statistischen Bundesamt schrumpfte im September das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe um 7,3 % (inflationsbereinigt) im Vergleich zum Vormonat. Der Baubranche droht im schlimmsten Fall dasselbe Schicksal wie der Gastronomie nach der Pandemie, so Schneider. Zudem sieht er Risiken beim Baukreditgeschäft der Banken. Die aktuelle Lage in der Bauwirtschaft bezeichnete er indessen als katastrophal.

Einbruch in der Baubranche

Der Einbruch am deutschen Immobilienmarkt könnte zu einem deutlichen Kapazitätsabbau in der Baubranche führen, der bei einer späteren Markterholung den Neubau bremsen dürfte. Davor warnt der baden-württembergische Sparkassen-Präsident Peter Schneider in einem Interview mit Bloomberg. Dies seien nicht nur schlechte Vorzeichen für künftiges Neugeschäft der Banken, sondern vor allem auch für die ehrgeizigen Wohnungsbauziele der Bundesregierung.

Wenn in der Baubranche “wegen geringer Auslastung Stellen gestrichen werden, besteht die Gefahr, dass die Mitarbeiter für immer weg sind – vor allem in einer Zeit von Vollbeschäftigung und maximaler sozialer Absicherung, die das Arbeiten nicht unbedingt attraktiv macht”, sagte Schneider im Interview. “Dann droht der Baubranche dasselbe Schicksal wie der Gastronomie nach der Pandemie. Die Leute kommen nicht mehr zurück.“

Wenn irgendwann die Nachfrage wieder anziehe, würden die Kapazitäten am Bau fehlen. Das Ziel der Regierung, 400.000 Wohnungen im Jahr zu schaffen, rücke damit in weite Ferne. Auch das Baukreditgeschäft der Banken, das eingebrochen ist, dürfte länger im Tief verharren.

Vor allem gestiegene Zinsen hatten zuletzt dazu geführt, dass viele potenzielle Wohnraumbauer- und käufer den Rückzug antraten.

Banken: Einbruch der Immobilien-Kredite

Vor eineinhalb Jahren hatten die baden-württembergischen Sparkassen noch Kredite von monatlich bis zu 1,6 Milliarden Euro in der privaten Immobilien-Finanzierung zugesagt. Inzwischen sind es nur noch rund 500 Millionen bis 600 Millionen Euro. Einen solchen Rückgang innerhalb kürzester Zeit hat Schneider nach eigenen Worten noch nie gesehen.

Private Wohnimmobilien seien ein sehr wichtiger Teil des Kreditgeschäfts, sagte Schneider. Wenn der Rückgang im Neugeschäft länger anhalte, werde man das irgendwann auch in den Ergebniszahlen sehen.

Die aktuelle Lage in der Baubranche bezeichnete er als katastrophal. “Wenn früher eine Gemeinde ein Baugebiet erschlossen hat, haben die Leute vor der Tür übernachtet, um einen Bauplatz zu ergattern. Heute musst Du mit dem Fernglas Bauwillige suchen”, sagte Schneider. Alles, was beim Ankurbeln der Baukonjunktur helfe, müsse der Staat jetzt anschieben. „Man muss die Kuh füttern, sonst gibt sie keine Milch mehr.”

Seinen Worten zufolge sollten Förderprogramme geschaffen und die Auflagen reduziert werden. Hilfreich wären zudem auch weniger Grunderwerbsteuer in bestimmten Fällen sowie die Möglichkeit, Immobilienzinsen von der Steuer abzusetzen. “Sicher, das sind auf den ersten Blick teure Maßnahmen. Aber der volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden, der bei einem Abbau der Baukapazitäten entstehen würde, wäre größer. Wir steuern da auf eine neue Krise zu”, warnte Schneider.

Die geringere Nachfrage hatte auch zu sinkenden Preisen für Wohnimmobilien geführt. Sie liegen derzeit rund 7% unter dem Höchststand zur Jahresmitte 2022. Schneider zufolge könnten die Preise weiter sinken, aber einen Einbruch von 30% oder gar 50% erwartet er nicht. Dazu seien Bedarf und Nachfrage insbesondere in Städten zu groß. 

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Pessi oder Optimist, auf jeden Fall Mist

    Das ist ein rein psychologisches Problem, wenn die Pessimisten der Baubranche nur einen kleinen Teil des Optimismus der Börsianer hätten, sähe alles viel besser aus. Eines der beiden wir sich anpassen müssen, entweder die Realität der Baubranche oder die Euphorie der ungedeckten Papierlihändler.Wenn die Bauleute arbeitslos werden und nicht mehr zurückkommen könnte man die optimistischen Bänkler in Bauleute umschulen.

  2. Pessimist oder Realist ?
    Optimist oder Phantast ?
    Auch ein Optimist wird keine Häuser bauen können wenn keiner sie bezahlen will.
    Aber ein Optimist kann phantastische Zukunftszahlen an der Börse an die Wand malen als Analyst
    Und wenn die dann nicht zutreffen ist er aber ein Scharlatan und kein Optimit.

  3. Bei jeder Krise wird als erstes nach dem Staat geschrien. Das, was wir hier erleben, ist eine, vlt. nicht ganz normale, aber doch eine Marktveränderung, auf die sich die Unternehmen und die Menschen einlassen müssen und auf die Umstände reagieren müssen. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist bei den Menschen nach wie vor da, die finanziellen Mittel nur nicht, zumindest nicht bei allen. Also muss entweder der Bauwillige mehr Eigenleistung erbringen oder seine Ansprüche zurück schrauben oder/und die Unternehmen müssen neue Häuser entwickeln, die kostengünstiger zu bauen sind, um der Zielgruppe gerecht zu werden. (Das gilt für den privaten Häuslebauer) In meinen Augen ist es nicht richtig, sofort nach dem Staat als Unterstützer zu schreien (wobei das bei der Automobilindustrie auch immer sofort funktioniert). Die Profiteure davon sind zumeist eh nicht die privaten Bauherren, sondern eher die Gesellschaften.

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