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Immobilien: Nirgends in Europa ist die Krise größer als hierzulande

Immobilien: Nirgends in Europa ist die Krise größer als hierzulande
Immobilienkrise Deutschland. Foto: Tapati2528 - Freepik.com

Der Markt für Immobilien in ganz Europa befindet sich in einer präkeren Lage. Doch die Immobilienkrise ist nirgendwo so offensichtlich wie in Deutschland laut Bloomberg. Der schnellste Zinserhöhungszyklus seit der Einführung des Euro führte zu einem massiven Einbruch im Neugeschäft und Kreditrisiken bei Gewerbeimmobilien. Zudem sind die Immobilienpreise für Wohnimmobilien wegen der Geldpolitik der EZB um mehr als 10 % eingebrochen. Hinzu kommen die Pleiten einiger Projektentwickler, das jüngste und bekannteste Opfer ist das Immobilien-Imperium Signa von Baulöwe René Benko, das plant ein Insolvenzverfahren anzumelden. Die Signa-Pleite trifft auch den deutschen Immobilienmarkt und dürfte einige Banken ins Schwitzen bringen. Doch für einige Wenige bietet die Krise auch eine Chance.

Deutschland: Immobilien in der Krise

Die Zinserhöhungen haben die Märkte für Wohnimmobilien in ganz Europa in Aufruhr versetzt, aber nirgendwo ist die Welle der Not so offensichtlich wie in Deutschland, so Bob Faith, Chief Executive Officer von Greystar Real Estate Partners.“Deutschland ist im Moment wahrscheinlich der am stärksten in Not geratene Immobilienmarkt in Europa. Wir sehen uns einige interessante Situationen sehr genau an“, sagte Faith in einem Interview mit Bloomberg Television. „Ich denke, es wird einige Investoren geben, die zu viele Schulden gemacht haben, als die Kredite für Immobilien noch günstig waren.“

Die Preise stiegen in die Höhe und die Mietrenditen für deutsche Wohnimmobilien wurden während der Nullzins-Ära auf ein Rekordtief gedrückt, als Investoren auf der Suche nach Rendite in Immobilien strömten. Laut einer Studie der Bayes Business School waren deutsche Banken oft bereit, vorrangige Darlehen in Höhe von mehr als 80 % des Gebäudewerts zu gewähren, verglichen mit etwa 60 % in Ländern wie dem Vereinigten Königreich.

Da die Anleger ihre Rendite-Erwartungen angesichts steigender Anleiherenditen nun anpassen, fallen die Preise am Immobilienmarkt. Infolgedessen zeigen sich allmählich Risse: Bauträger stellen Insolvenzanträge, Vermieter nehmen hohe Abschreibungen vor und Kreditgeber bilden Rückstellungen für Kreditverluste. Die EZB hatte erst vor kurzem in einem Papier ausführlich die Risiken besprochen, die von Krediten für Gewerbeimmobilien (CRE) in Europa ausgehen.

Immobilien-Krise bietet auch Chancen

Dies eröffnet Private-Equity-Firmen, die über Kapital für Investitionen verfügen, neue Möglichkeiten, da Vermieter versuchen, Immobilien zu veräußern, um ihre Schuldenlast zu verringern. Ganz nach dem Motto – zuschlagen, wenn die anderen den Bach runtergehen – haben Großinvestoren wie Blackstone gigantische Summen an Anlegergeldern angesammelt, um nun in der Immobilienkrise günstig einzusteigen.

Die Vonovia SE, die Immobilien im Wert von bis zu 13 Mrd. Euro verkaufen will, hat bereits mehrere Vereinbarungen mit von Apollo Global Management verwalteten Fonds getroffen. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir ein Investor mit geringerer Hebelwirkung sind und einen längeren Zeitrahmen zur Verfügung haben“, sagte Faith. „Eigentlich sind Zeiten der Not oft die Zeiten des größten Wachstums.“

Die Aktien von Aroundtown SA, einem Vermieter mit einem großen deutschen Portfolio, fielen am Mittwoch um bis zu 11 %, nachdem sie in den neun Monaten bis September einen Verlust von 1,4 Mrd. Euro verzeichnet hatten, was auf die sinkenden Bewertungen zurückzuführen ist. Adler Group, der angeschlagene deutsche Wohnungsvermieter, meldete am Dienstag ebenfalls einen Betriebsverlust von 971 Millionen Euro.

Dennoch haben viele Bauträger aufgrund der sich verändernden Zinssätze ihre Bautätigkeit unterbrochen oder gestoppt, was die künftige Wohnungsknappheit noch verschärfen und die Mieten in die Höhe treiben dürfte, so Faith.

„In jeder großen Stadt auf der Welt gibt es einen Mangel an Wohnraum“, sagte Faith. „Institutionelle Anleger sehen das und wollen mehr Kapital für Investitionen in Wohnimmobilien bereitstellen.

Immobilien: Krise am Immobilienmarkt in Deutschland - Preise für Wohnimmobilien fallen
Bauträger stoppen Bautätigkeit – eine Baustelle in Berlin. Foto: Bloomberg

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Was sind 10% Wertverlust, wenn sich die „Werte“ Dank Jahrelanger NullZinsen verdoppelt hatten?
    Nur für die „Pechvögel“ welche den „Glückspilzen“ im Renditeglauben überteuerte Immobilien abkauften.
    Yupp Betongold, Immobilien-Investieren, solange man mit Gewinn verkaufen kann.
    Die Lehre daraus wird wieder sein: der Staat greift Marktmanipulierend ein (wegen Folgeeffekten) und es geht weiter wie gehabt, nach dieser Blase kommen weitere…. Schließlich leben wir im Hier und Jetzt, nicht in der Zukunft…

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