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1. Halbjahr 2023 Baugenehmigungen -27 % – „Nächste Wochen bringen den Showdown“

Die Baugenehmigungen sind im ersten Halbjahr um 27 % gesunken. Der Immobilienverband ZIA appelliert deswegen an die Politik.

Im 1. Halbjahr 2023 sind die Baugenehmigungen in Deutschland um 27,2 % im Jahresvergleich gesunken, um 50.600 auf 135.200 Wohnungen, so das Statistische Bundesamt in seiner aktuellen Mitteilung. Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften laut den Statistikern weiterhin vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Entwicklung der Baugenehmigungen in Deutschland

Deutliche Rückgänge der Baugenehmigungen bei allen Gebäudearten

Die Details sind eindeutig: Es ist ein breit angelegter Rückgang der Baugenehmigungen! In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis Juni 2023 insgesamt 111.500 Wohnungen genehmigt. Das waren 30,8 % oder 49.600 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum, so die Aussage der Statistiker. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser sank um 35,4 %. Bei den Zweifamilienhäusern ist es ein Rückgang von 53,4 %. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sie sich um 27,0 %.

Branchenverband: „Die nächsten Wochen bringen den Showdown“

Der Branchenverband ZIA (Zentraler Immobilien-Ausschuss) bewertet diese neuesten Zahlen zu den Baugenehmigungen als Beleg für „eine dramatische Zuspitzung der Wohnungsnot, der sich die Politik endlich zwingend mit der nötigen Entschlossenheit entgegenstellen“ müsse. So sagt der ZIA, es reiche nicht, die Zahlen zu den Baugenehmigungen von der Statistikbehörde aus Wiesbaden Monat für Monat mit Bedauern zur Kenntnis zu nehmen. Jetzt sei nicht die Zeit für Trauerarbeit, sondern für ungebremsten Tatendrang. Angesichts der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg Ende August und des Wohnungsgipfels Ende September im Kanzleramt fügt der ZIA hinzu: „Die nächsten Wochen bringen den Showdown – es braucht zwingend einen Neustart der Wohnungsbaupolitik.“ Die Bundesbauministerin brauche dabei die „Unterstützung des gesamten Kabinetts – und natürlich auch des Bundeskanzlers“.

So schlecht die Zahlen zu den Baugenehmigungen sind – sie würden laut ZIA-Aussage noch immer nicht die ganze Wahrheit, die auf den deutschen Wohnungsmarkt zukommt. Projektentwickler schlössen oft ihre aufwändige Vorarbeit mit einer Baugenehmigung ab, gebaut werde „dann aber nur, wenn es kein Minusgeschäft ist“. Und das droht laut ZIA aktuell oftmals. „Leider führt die Summe aller Faktoren und insbesondere die explosionsartig gestiegenen Kreditkosten zum Ruhen dieser Projekte“.

Konkrete Forderungen an die Politik

Es geht laut ZIA jetzt darum, Bauen möglich zu machen. „Der Staat muss auf einen Teil der von ihm am Gut Wohnen verursachten Kosten von etwa 37 Prozent teilweise verzichten – zum Beispiel durch Aussetzen der Grunderwerbsteuer, rigiden Verzicht auf Gewinnabschöpfungsmodelle und neue steuerliche Möglichkeiten, wie sie die Bundesministerin mit der degressiven AfA vorschlägt. Politikerinnen und Politiker im Bund, in den Ländern und den Kommunen müssen diesen Abwärtstrend stoppen. Oder wollen wir ernsthaft diese finstere Lage für Mieterinnen und Mieter zementieren“, so der ZIA.

Die wichtigsten ZIA-Forderungen:

– Ein großvolumiges „KfW-Kreditprogramm Wohnen“ mit einem Zinssatz von zwei Prozent für Neubauten ab Standard EH 55
– Ein temporäres Aussetzen der Grunderwerbsteuer auch für Investorinnen und Investoren
– Eine deutschlandweite Pflicht, 30 Prozent des erforderlichen Zubaus einer Stadt für serielles und modulares Bauen auszuweisen

Hausbau Foto: Kwangmoop – Freepik.com



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1 Kommentar

  1. eigentlich sollte es nur mehr genehmigungen für golfplätze und renaturierungen geben

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