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Berichtssaison: Investoren erwarten Schmerzen für den S&P 500

Der US-Aktienmarkt musste in der vergangenen Woche einen Rückschlag hinnehmen, nachdem die Aktien wochenlang nur eine Richtung gekannt hatten: nach oben. Die Unsicherheiten beim Thema Zinsen bremsen die Wall Street derzeit aus. Aufgrund des robusten Arbeitsmarktes und Konjunkturdaten, die zuletzt besser als erwartet ausfielen, haben die Zinssorgen wieder zugenommen. Bislang hält sich die Korrektur aber noch in Grenzen, auf Wochensicht hat der marktbreite S&P 500 nur moderate 1,15 % verloren. Doch nun steuert der Aktienmarkt auf die Berichtssaison für das zweite Quartal zu. Wie die neue MLIV Pulse-Umfrage zeigt, erwarten Investoren weitere Gewinnwarnungen der Unternehmen, die für mehr Schmerzen im S&P 500 und Co. sorgen können.

Berichtssaison: Gewinnwarnungen

Wie Bloomberg berichtet, bedrohen Gewinnwarnungen und die Angst vor höheren Zinsen den wichtigsten US-Aktienindikator, das zeigt die jüngste Markets Live Pulse-Umfrage (MLIV), und machen dem S&P 500 zu schaffen.

Während die Berichtssaison in den letzten zehn Jahren nach Ansicht der Strategen der Deutschen Bank in der Regel positiv für die Aktien war, wird die bevorstehende Saison den Aktien schaden, so sehen es 55 % der 346 Befragten des MLIV Pulse.

Der Optimismus über eine sanfte Landung der Wirtschaft schwindet, da die Zentralbanken aufgrund der hartnäckig hohen Inflation weiterhin eine restriktive Haltung einnehmen. Die Erwartung höherer und längerer Zinssätze sowie düstere Unternehmensmeldungen von FedEx bis zu Exxon Mobil und Nike belasten die Marktstimmung nach den starken Aktiengewinnen in der ersten Jahreshälfte.

Berichtssaison: Investoren erwarten mehr Gewinn-Warnungen - S&P 500
Berichtssaison: Investoren erwarten mehr Gewinnwarnungen

Risiken der Ertragssaison

„Ein negatives Rauschen aus der Berichtssaison wird sicherlich dazu beitragen, den ungebremsten Zug an den US-Aktienmärkten zu verlangsamen“, insbesondere dann, wenn die Wirtschaftsindikatoren auf weitere Zinserhöhungen hindeuten, so Sophie Lund-Yates, leitende Aktienanalystin bei Hargreaves Lansdown.

Der größte Negativfaktor für die Ertragssaison werden die Auswirkungen einer weiteren Verschärfung der finanziellen Bedingungen sein, so 42 % der Befragten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank die Zinsen im Juli anhebt, bleibt hoch (über 90%), nachdem die Daten vom Freitag zwar einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen, aber einen unerwartet starken Lohnanstieg im Juni zeigten.

Hohe Zinsen belasten Aktien

Gewinnrückgänge bei S&P 500-Unternehmen

Der Einbruch des Gewinns je Aktie der S&P 500-Unternehmen wird nach Ansicht von 48 % der Umfrageteilnehmer erst nach dem dritten Quartal zum Stillstand kommen. Die Analysten erwarten hingegen, dass die Gewinne je Aktie der Unternehmen im S&P 500 in den letzten drei Monaten des Jahres wieder ansteigen werden, so die Daten von Bloomberg Intelligence.

Die Gewinnsaison beginnt am 14. Juli, wenn JPMorgan Chase, Citigroup und Wells Fargo berichten. Etwa 53 % der Befragten erwarten, dass die Gewinne der Kreditinstitute enttäuschen werden, wobei diese Berichtssaison die Verschlechterung der Aussichten des Sektors bestätigen und den Bankaktien schaden wird.

Schwierige Zeiten für Bank-Aktien

S&P 500: Korrekturpotenzial durch hohe Bewertungen

„Wenn die Unternehmen in ihrem Ausblick für das dritte und vierte Quartal die Erwartungen nicht erfüllen, könnten US-Aktien aufgrund der steigenden Aktienbewertungen in diesem Jahr besonders anfällig sein“, so Peter Garnry, Leiter der Aktienstrategie bei der Saxo Bank.

Tech-Aktien werden besonders im Fokus stehen, da ihre Bewertungen sprunghaft angestiegen sind, nachdem der Nasdaq 100 in der ersten Jahreshälfte um 39 % zugelegt hat.

Während der Hype um die künstliche Intelligenz die Kursrallye beflügelt hat, halten mehr als 70 % der Umfrageteilnehmer die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Gewinne im Technologiesektor für übertrieben. Das macht Unternehmen wie Nvidia und Microsoft, die im Bereich der künstlichen Intelligenz führend sind, anfälliger für Aktienrückgänge, wenn ihre Gewinne die Anleger enttäuschen.

„Höhere Renditen werden vor allem auf Anlagen wie Tech-Aktien Druck ausüben“, so Ulrich Urbahn, Leiter Multi-Asset-Strategie und Research bei Berenberg. „Wir sind skeptischer, was die US-Gewinne im dritten und vierten Quartal angeht, da die Konsenserwartungen sehr optimistisch sind.“

Berichtssaison: Druck auf die Gewinnmargen

Inmitten der eingetrübten Stimmung werden nach Ansicht der Mehrheit der Befragten Anzeichen einer nachlassenden Inflation und Kostensenkungen die größten positiven Impulse für Aktien sein.

Insgesamt sieht das Bild für die kommende Berichtssaison jedoch düsterer aus als die überraschend robusten Ergebnisse des ersten Quartals. Mislav Matejka, Stratege bei JPMorgan, sagte, dass die Gewinnspannen unter Druck geraten werden, da die Unternehmen die Möglichkeit verlieren, die Preise weiter zu erhöhen, wenn sich die Inflation abkühlt und sich das Wachstum verlangsamt.

„Es wird wahrscheinlich Gewinner und Verlierer geben, aber letztendlich werden die Bedingungen für alle schwieriger“, sagte James Athey, Investment Director bei Abrdn in London.

Die MLIV Pulse-Umfrage unter den Lesern von Bloomberg News wird wöchentlich vom Bloomberg Markets Live-Team durchgeführt, das auch den MLIV Blog betreibt.

FMW/Bloomberg

A trader works on the floor of the New York Stock Exchange (NYSE) in New York. Photo: Bloomberg


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