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Beyond Meat als Wahnsinns-Träumerei, und die Realität namens Uber

Als hätte man es so bestellt. Die aktuelle Öko-Welle, oder das Retten der Umwelt, oder wie man es sonst nennen möchte, überlappt sich exakt mit dem Börsengang des Fleischersatz-Herstellers Beyond Meat aus den USA. Irgendwas zum Essen, was wie Fleisch schmeckt, aber kein Fleisch ist. Dazu noch ein hipper Name und eine große Öko-Welle, wo es auch darum geht auf Fleisch zu verzichten.

Und siehe da. Am 1. Mai ging die eher winzige Firma namens „Beyond Meat“ (BYND) and die New Yorker Börse. Vom IPO-Preis ausgehend stieg die Aktie bis gestern Abend mal locker um 572%. Von 25 Dollar stieg die Aktie gestern sogar in der Spitze bis auf 184 Dollar. Heute nun folgt endlich mal (so möchte man es fast erleichtert sagen) ein Rückschlag auf auf 136 Dollar (-19%). Der Börsenwert von Beyond Meat lag gestern schon bei 10 Milliarden Dollar, heute sind es „nur“ 7,3 Milliarden Dollar.

Was für eine Wahnsinns-Summe, wenn man diese Bewertung mal in Relation zu den Unternehmenszahlen setzt. 2017 produzierte man Umsätze von 32,6 Millionen (nicht Milliarden) Dollar und einen Verlust von 30 Millionen Dollar. 2018 waren es dann 87,9 Millionen Dollar Umsatz und 29,9 Millionen Dollar Verlust. Laut aktuellster Aussage des Unternehmens will man im laufenden Jahr 210 Millionen Dollar Umsatz machen. Tja, und dann soll der ganze Laden 7 oder 10 Milliarden Dollar wert sein? Klar, wenn man in der Aktie „das vegane Facebook“ der Börse sehen will, und unendlich viel Wachstumspotenzial im Produkt erkennt, dann ist natürlich alles möglich. Aber von dem Potenzial ist jetzt schon sehr, sehr, sehr viel vorweggenommen worden im Kurs. Die Aktie wird in nächster Zeit wohl noch kräftig für Kursturbulenzen sorgen!

Beyond Meat Kursverlauf

Beyond Meat ist die pure Euphorie, Uber ist die traurige Realität

Und Uber? Die Aktie des größten Fahrdienstleisters versprühte genau wie der kleine Konkurrent Lyft kurz vorher nach dem Börsendebut keinerlei Phantasie. Uber legte auch zum ersten Mal seit dem Börsengang Quartalszahlen vor, die gruselig waren. Am 10. Mai ging die Aktie mit 42 Dollar an die Börse, obwohl sie am Tag vorher mit 45 Dollar offiziell emittiert wurde. Heute notiert sie bei 43,15 Dollar, also gerade ebenso in der Nähe des Startpreises. In den letzten Tagen notierte die Aktie zwei Mal kurz über 45 Dollar, aber mehr war auch nicht. Die Euphorie fand lange vor dem IPO statt. Die Bewertung ist schon so hoch, und die Probleme sind gigantisch.

Aber zurück zu Beyond Meat. Sollte die Aktie weiterhin auf relativ hohen Kursniveaus verbleiben, dann ist es so ähnlich, wie es jahrelang vorher bei Amazon aussah. Umsätze und Gewinne (Letzteres ist noch nicht vorhanden bei Beyond Meat) müssen immer weiter enorm ansteigen und der exorbitanten Bewertung hinterher laufen. Ganz langfristig, so kann man es als Börsianer sagen, passen sich die Bewertungen immer an. Entweder Umsätze und Gewinne steigen dramatisch gut an, oder der Aktienkurs fällt. Kurzfristig ist Beyond Meat ein Zocker-Papier, aber so richtig! Die Aktie passt perfekt in den aktuellen Zeitgeist von „Weniger Fleisch essen“, Umweltschutz, E-Autos etc. Man sollte sich aber keine Illusionen machen, dass die Aktie aktuell in einer gesunden Relation zu den Geschäftszahlen steht. Jede Menge Phantasie, Spekulation und aktueller Zeitgeist stecken im Kurs.

Beyond Meat
Beyond Meat Burger. Foto: BYMTDigital CC BY-SA 4.0



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6 Kommentare

  1. …klar doch, die Investoren können ewig auf Profit warten. Wer isst so etwas? In meinem Bekanntenkreis kenne ich niemanden der Fleischersatz mag, auch kein Tofu. Tofu beinhaltet hormonähnliche Substanzen. Ist nicht grad sexy, Mann mit Körbchengrösse B, hehehe. Demnächst gibt es dann Fischersatz? Und in 30 Jahren werden wir komplett mit Retortenfood gefüttert? Schöne, kaputte Welt….

    1. Schöne, kaputte Welt, da muss ich Ihnen zustimmen: Jedes Jahr werden in Deutschland laut Bundeslandwirtschaftsministerium rund 45 Millionen männlicher Küken nach dem Schlüpfen lebendig geschreddert oder vergast.

      In der deutschen Schweinemast erhalten die Sauen immer öfter systematisch Sexualhormone. Und das sind noch die glücklicheren Tiere im Vergleich zu zahlreichen Artgenossen:
      https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2005/Skrupellose-Bauern-schlampige-Behoerden-Tierquaelerei-in-der-Schweinemast,erste8870.html
      https://www.peta.de/schweinezucht-guenthersdorf
      https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/Nach-Skandal-im-Schweinemastbetrieb-Landwirt-aus-Merklingen-muss-wegen-Tierquaelerei-ins-Gefaengnis,schweinemastskandal-prozess-landwirt-100.html
      https://www.focus.de/politik/videos/schweinemast-von-christina-schulze-foecking-unter-tierquaelerei-verdacht_id_7354026.html

      Puten und Hühner werden in industrialisierten Mast- und Zuchtfabriken unter qualvollen Bedingungen in Rekordzeit als Hochleistungs-Masthybriden auf Rekordgewicht aufgeblasen.
      https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/masthuehner

      Wer isst denn so etwas?

    2. @leokatz1, keine Sorge, mehr als 90% der Männer heutzutage sind nicht gerade sexy mit Bauchgrösse L bis XXL, hehehe. Um Fischersatz müssen wir uns nicht sorgen, die armen Tierchen mutieren kontinuierlich seit Jahrzehnten zu schwimmenden Mikroplastikbehältern. Und die werden uns noch Jahrtausende erhalten bleiben.

    3. «Und in 30 Jahren werden wir komplett mit Retortenfood gefüttert?»

      2022, Soylent Green

      1. @joah, guter Hinweis, den Film hatte ich schon fast vergessen. Wie schon in einer Rezension darüber zu lesen war: Der Film zeichnet das radikale Bild des sich selbst verzehrenden Wahnsinns kapitalistischer Produktionsweise.

        Darin werden bereits 1973 Probleme wie die Überfischung der Weltmeere und die globale Erwärmung durch die Nutzung fossiler Brennstoffe thematisiert. Zur heutigen traurigen Realität besteht allerdings ein fundamentaler Unterschied: Während die Geschichte einen Mangel an Nahrungsmitteln bescheibt, ist in der Realität das blanke Gegenteil der Fall. Ein Drittel der Weltproduktion von Lebensmitteln wird nicht gegessen. Zwei Milliarden Menschen könnten davon satt werden. Nach Angaben der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, werden jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen genießbare Lebensmittel – etwa ein Drittel der Weltproduktion – entweder gar nicht erst geerntet oder später in den Müll geworfen. Mehr als genug, um jeden Hungernden zweimal satt zu bekommen.

        Jeder Deutsche wirft im Durchschnitt pro Jahr 82 Kilo genießbarer Lebensmittel in den Müll, alle Deutschen zusammen mehr als 6,5 Milliarden Kilo. In great and wonderful USA sind es unvorstellbare 60 Milliarden Kilogramm! Durch die weltweite Lebensmittel-Verschwendung werden mehr Treibhausgase erzeugt als vom weltweit drittgrößten Emittenten Indien.

  2. Untergangs-Prophet

    Dieser Fleischersatz ist eben ein „ FLEISCH-Derivat“ . Da in der Finanzindustrie die Geldvermehrung mit Derivaten so gut funktionierte, probiert man es jetzt mit Lebensmitteln.
    Wenn einmal die Lebensmittelindustrie fähig ist aus Nichts Lebensmittel herzustellen, dann ist die Menschheit gerettet.
    Mit gutem Marketing kann dem gemeinen Volk Alles verkauft werden.
    Z. B. Bitcoin ist das neue Gold ??
    100% überbewrertete Aktien sind eine sichere Altersvorsorge ?
    Habe wieder einmal Ernst Wolff Video gehört, da fragt man sich nur wie lange die Hochfinanz das Spiel noch treiben kann.Sogar Ray Dalio sagte kürzlich, dass die extreme Umverteilung irgendwann zum Pulverfass wird, wobei er ja auch eher Verursacher als Opfer ist.

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