Anleihen

Breitseite gegen Draghi: Lautenschläger stellt QE in Frage

Von Markus Fugmann

Sabine Lautenschhläger, EZB-Direktoriumsmitglied und Vizechefin der EZB-Bankenaufsicht, zweifelt an der Wirksamkeit des Anleihekaufprogramms der EZB. Gegenüber der „Wirtschaftswoche“ sagte Lautenschläger:

„Bei den niedrigen Zinsen in der Euro-Zone habe ich Zweifel, ob die konjunkturellen Effekte des Kaufprogramms die gewünschte Größenordnung erreichen können“.

Die Geldpolitik der EZB könne daher zu Blasenbildungen führen:

„Bei niedrigen Zinsen steigt die Gefahr von zu riskantem Anlageverhalten, es können sich leicht Überhitzungen oder Preisblasen in anderen Vermögensklassen bilden“

Hauptargument Lautenschlägers ist ihr Hinweis auf die schon vor Einführung des QE der EZB extrem niedrigen Renditen (=Risikoprämien) für Staatsanleihen:

„Die Erfahrungen der USA zeigen aber, dass Käufe von Staatsanleihen umso stärker wirken, je höher die betreffenden Renditen sind.“

Derzeit rentiert die 10-jährige Bundesanleihe unter 0,2%, die Schuldtitel gleicher Laufzeit Italiens und Spaniens werfen derzeit nur noch 1,2% ab. Daher bestehe die Gefahr, so Lautenschläger weiter, dass die derzeit günstigen Konditionen zur Schuldenaufnahme Strukturreformen weniger dringlich erscheienn ließen:

„Ich sehe durchaus die Gefahr, dass die niedrigen Finanzierungskosten den Druck auf die Regierungen mindern, die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren und die nötigen Strukturreformen anzupacken. Eine expansive Geldpolitik kann nur einen Anstoß für mehr Wachstum geben. Die entscheidenden Impulse müssen von der Wirtschaftspolitik kommen.“

Die niedrigen Zinsen könnten auch Banken dazu verleiten – mangels Alternativen – riskante Geschäfte einzugehen. Dies gelte es zu verhindern.

Die Aussagen der ehemaligen Vizechefin der Bundesbank entsprechen den Thesen des Bundesbankchefs Weidmann und stellen einen Affront gegen EZB-Chef Draghi dar. Es zeigt sich, dass auch innerhalb des Führungsgremiums der europäischen Notenbank keine wirkliche Einigkeit über das Anleihekaufprogramm besteht. Signore Draghi wird es hören – und sicher mißbilligen..



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